Bezahlmodell von Google: Konkurrenz für den weißen Riesen
Google-Chef Eric Schmidt stellt in Berlin "One Pass" vor - einen Bezahldienst für Netzinhalte. Es richtet sich gegen den Marktführer von mobilen Diensten.
Google bläst zum Kampf der Giganten. Am Mittwoch kam Eric Schmidt, Noch-Chef des Suchmaschinenkonzerns, in die Berliner Humboldt-Universität und nutzte den Auftritt, um den Start von "One Pass" anzukündigen, einem neuen und schon seit einiger Zeit erwarteten Bezahldienst für digitale Inhalte. Also ein System, mit dem Verlage Lesern Artikel und andere Inhalte verkaufen können.
Mit diesem Dienst tritt Google in direkten Wettbewerb mit Apple, dem bisherigen Marktführer, wenn es um Verkäufe in diesem Segment geht. Und der keine 24 Stunden vorher sein neues Abosystem für Verleger vorgestellt hatte. "Wir verdienen damit im Grunde kein Geld damit", erklärte Schmidt zu "One Pass" bei der Vorstellung in der HU. Zwar kündigte Google an anderer Stelle an, zehn Prozent der Umsätze, die über "One Pass" erzielt werden, als Provision einzubehalten. Das ist aber immer noch wesentlich weniger, als Apple für sein Abosystem verlangt: Dort werden 30 Prozent des Verkaufspreises einbehalten, wenn Nutzer via Apps Artikel kaufen - was viele Verlage als zu viel erachteten.
Allerdings erzielen die Verlage auch über Apples Online-Kiosk größere Gewinnmargen, als sie über den klassischen Kioskverkauf verdienen, bei dem sie nur etwa 30 Prozent der Umsätze einstreichen können und der Rest bei Zwischenhändlern und Kioskbetreibern verbleibt. Vor diesem Hintergrund konnte Schmidt so "One Pass" etwas gönnerhaft als "verlegerfreundlich" bezeichnen. Und erntete geneigtes Lachen im Publikum, als er darauf hinwies: "Wir verdienen Geld mit Werbung - also machen Sie sich keine Sorgen um uns."
Anders als beim von Apple vorgestellten Modell, das den teilnehmenden Verlagen enge Grenzen setzt, wie sie Angebote auch außerhalb ihres Abosystems zu gestalten haben, will Google den Verlagen freie Hand bei der Preisgestaltung lassen. Apple hingegen will Verlegern vorschreiben, dass sie für Onlinecontent außerhalb der Apple-Angebote mindestens den gleichen, wenn nicht einen höheren Preis verlangen müssen.
Als verlegerfreundlich dürfte auch gelten, dass Google die Daten der "One Pass"-Nutzer nicht für sich behalten will. Sondern, anders als Apple, die Daten auch den Verlagen zur Verfügung stellen will.
In seiner charmanten Art erklärte Schmidt den ihm offensichtlich geneigten Zuhörern, weitere Vorteile des Systems: Transparent soll es sein, schnell und leistungsfähig. Und Schmidt verkündete auch schon, mit welchen deutschen Verlagspartnern man zusammenarbeiten werde: Mit dabei sind Stern, Tomorrow Focus und der Medienkonzern Axel Springer. Kein Wunder also, dass Springer-Konzerngeschäftsführer Christoph Keese direkt in der ersten Reihe im Publikum saß. Keese war zuvor im Zusammenhang mit der Forderung nach einem Leistungsschutzrecht für Verlage als Google-Kritiker aufgetreten.
Mit all diesen Unterschieden könnte sich Googles "One Pass" zu einer Konkurrenz für den weißen Riesen Apple entwickeln - weil sich vieles, was an Apples restriktiveren Abosystem kritisiert wurde, bei "One Pass" nicht mehr wiederfindet. Oder, wie Robin Meyer-Lucht von dem Netzmagazin "Carta" es formulierte: Google zeige damit, dass es nicht "evil zu den Presseverlagen sei" - in Anspielung auf das Google-Firmenmotto "Don't be evil".
Und Schmidt, dessen Konzern in Deutschland aus vielerlei Gründen in letzter Zeit scharf kritisiert worden war, hatte den Zuhörern noch ein weiteres Bonbon mitgebracht: Er kündigte an, Google wolle in der deutschen Hauptstadt ein "Zukunftsinstitut" gründen, das sich mit den Themen Internet und Gesellschaft beschäftigen soll.
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