Betriebssystem Ubuntu: Die Zeit war nie reifer
"Lucid Lynx" heißt die seit Ende letzter Woche erhältliche neue Version des benutzerfreundlichen Linux-Systems Ubuntu. Ein besserer Look und Web 2.0-Elemente stehen im Vordergrund.
Wer nur kurz auf den "leuchtenden Luchs" schaut, könnte meinen, es mit einem Mac-Rechner zu tun zu haben: Das seit Ende letzter Woche erhältliche neue Ubuntu 10.04, Codename "Lucid Lynx", hat einen neuen grafischen Anstrich bekommen, der, wenn auch nur leicht, an Mac OS X erinnert. Vorbei ist die Zeit der Ubuntu-typischen Brauntöne, stattdessen regieren schicke schwarze Menüleisten, kleine, nach links gerückte Knöpfchen zur Fenstersteuerung und ein neues, violettes Standard-Hintergrundbild.
Ubuntu hatte ja schon immer den Ruf, das benutzerfreundlichste der vielen Linux-Versionen (Fachbegriff: Derivate) zu sein, die es kostenlos im Internet gibt. Das hat sich auch mit Variante 10.04 nicht geändert. Neben der überarbeiteten Optik, die auch die spezielle (weil weniger leistungshungrige) Netbook-Version umfasst, nähert sich Ubuntu vor allem dem Web 2.0. "Sozialer" soll das Linux werden, heißt es von den Machern. Dazu gehört unter anderem das so genannte "MeMenu", über das man Chat-Accounts, Twitter und Co. direkt auf den Schreibtisch holen kann.
Getan hat sich auch einiges im Multimedia-Bereich: Als Konkurrenz zu iTunes ist ein eigener Online-Musikladen ("Rhythmbox") direkt eingebaut, dessen kopierschutzfreie Songs man mit dem Ubuntu-Serverdienst "Ubuntu One" auch zentral für mehrere Rechner verwalten kann. Wer Filme editieren will, kann dies mit dem Schnittprogramm "Pitivi" tun. Wie bei Ubuntu üblich sind wichtige Standardprogramme vom Browser über die Email-Software bis zum Büropaket bereits vorinstalliert. Fehlende Anwendungen lassen sich über ein einfach zu bedienendes Update-Programm namens Software-Center mit wenigen Mausklicks problemlos aus dem Internet herunterladen; auch Sicherheitsaktualisierungen kommen Windows-artig direkt auf die Platte.
Ubuntu 10.04 ist mit dem so genannten "Long Term Support" ausgestattet, was bedeutet, dass der Anbieter die neue Version mindestens drei Jahre mit Aktualisierungen und Sicherheitsupdates versorgen wird. Die Zeit, Ubuntu einmal auszuprobieren, war also nie reifer. Wer das neue System nicht gleich über sein altes Windows "rüberbügeln" möchte, kann das Linux auch als so genannte Live-CD ausprobieren, die man sich leicht selbst brennen kann. Dann läuft das gesamte Betriebssystem vom optischen Datenträger und kann nach Herzenslust getestet werden, ohne dass man seine bisherige Festplatte antasten muss.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Weidel zur AfD-Kanzlerkandidatin gewählt
Radikal und rassistisch
Krieg in der Ukraine
Die Stimmung ist gekippt
Wehrdienst
Würde ich zum Bund?
Debatte um Ausbürgerung
Remigration setzt sich in den Köpfen fest – sogar in grünen
Missstände in der „24-Stunden-Pflege“
Wer hilft ihnen?
SPD-Parteitag
Nur Friedrich Merz kann die SPD noch retten