Betreuungsgeld in Deutschland: Herdprämie wird heißer
224.000 Haushalte beziehen derzeit Betreuungsgeld. Fast ausschließlich Mütter erhalten die umstrittene Leistung. Regional gibt es starke Unterschiede.
WIESBADEN afp | Die Zahl der Bezieher von Betreuungsgeld hat sich im zweiten Quartal dieses Jahres deutlich erhöht. Für die Monate April bis Juni seien 224.000 laufende Bezüge von Betreuungsgeld gemeldet worden, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Dies waren demnach 78.600 mehr als im ersten Quartal 2014.
Das Betreuungsgeld war zum 1. August 2013 eingeführt worden. Eltern, die für ihr Kind im zweiten und dritten Lebensjahr keine öffentlich geförderte Betreuung in Anspruch nehmen, bekamen zunächst 100 Euro Betreuungsgeld pro Monat, seit Anfang dieses Monats sind es 150 Euro.
Die auf Druck der CSU eingeführte Leistung ist allerdings äußerst umstritten. Eine Studie hatte ergeben, dass das Betreuungsgeld insbesondere von Familien mit Eltern ohne Bildungsabschluss oder nur einem Hauptschulabschuss in Anspruch genommen wird.
Der aktuellen Statistik aus Wiesbaden zufolge wird das Betreuungsgeld fast ausschließlich von Müttern bezogen, ihr Anteil lag bei rund 95 Prozent. Regional gibt es zudem starke Unterschiede bei der Bezugsdauer. Während in den alten Bundesländern fast vier von fünf Leistungsbezieher den maximal möglichen Bezugszeitraum von 22 Monaten beantragt haben, wollten in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin nur zwei von fünf Antragstellern die maximale Dauer.
85 Prozent der Bezieher haben den Angaben zufolge die deutsche Staatsbürgerschaft, 15 Prozent eine andere.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“