: Betr.: "Geld muß stinken", taz vom 23.11.93
Nach Ansicht von Mathias Bröckers würde ein Papiergeld, das innerhalb eines besetimmten Zeitraumes einen Teil seines Nennwertes verliert, die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöhen und damit zu einer erhöhten Güternachfrage führen, wodurch wiederum die Konjunktur angekurbelt würde. Ausgedrückt in Gütern verlieren auch in unserem derzeitigen Währungssystem die Banknoten an Wert. Von der Zentralbank initiierte Geldmengenausdehnungen verursachen eine rein monetär bedingte Inflation, die dazu führt, daß man mit zehn DM heute weniger Güter kaufen kann als vor 20 Jahren.
Dieser Geldentwertung begegnen die Menschen, indem sie Bargeld in Giralgeld oder nichtverderbliche Waren wie Gold oder Grundstücke tauschen. Je höher die Inflationsrate, desto weniger Bargeld und desto mehr Geldsubstitute werden gehalten. Ein planmäßiger nominaler Werteverzehr unterscheidet sich nicht von einem realen Werteverzehr. Der Vorteil gegenüber einer Geldentwertung mit gleichem Nominalwert der Banknoten wäre die bessere Erkennbarkeit des Werteverlustes.
In beiden Fällen reagieren die Menschen aber auf den Schwund: Die Währung wird nicht mehr als allgemeines Zahlungsmittel akzeptiert und wird durch andere, wertbeständigere und sichere Zahlungsmittel wie Gold oder andere Währungen substituiert.
Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern ist auch nur soweit möglich, wie die Geldentwertung nicht antizipiert ist. Wird eine Geldentwertung erwartet, steigt der zu zahlende Zinssatz. Der reale Zins, ausgedrückt in Gütern, bleibt gleich. Dieser wird außerhalb des Geldsektors durch die Zeitpräferenzrate der Menschen und die Grenzertragsrate des Kapitals bestimmt. Einen niedrigeren Realzins werden die Gläubiger nicht akzeptieren. Vielmehr werden sie keine Kredite bereitstellen und ihr Vermögen in andere Anlagenformen transferieren. Die Lösung aller Wirtschaftsfragen, insbesondere eine Verringerung der Kapitalmarktzinsen wird das Schwundgeld deshalb nicht ermöglichen. Andreas Gröhn, K
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