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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

88 – Pilgern auf japanisch Deutschland 2008, R: Gerald Koll

„Ein deutscher Filmemacher begibt sich im Frühjahr 2007 auf einen 1.300 Kilometer langen Pilgerweg, der die japanische Insel Shikoku umkreist und an 88 Tempeln und heiligen Stätten vorbei führt. Da er die Landessprache nicht beherrscht und sich nur schwer zurecht findet, ist er im wahren Pilger-Sinne ein Fremder, der sich auf dem Weg zu sich selbst in der Fremde orientieren muss. Ein sinnlicher, mitunter heiterer Dokumentarfilm, dessen Autor zugleich pointiert die Widersprüchlichkeit seiner Situation benennt, schließen sich das Pilgern und das Dokumentieren des Pilgerns sowie die Reflexion darüber doch eigentlich aus.“ (filmdienst) HL

American Splendor USA 2003, R: Shari Springer Berman, D: Paul Giamatti, Harvey Pekar / Originalfassung mit Untertiteln

„‚American Splendor‘ ist ein höchst phantasievoller und geistreicher Film über den legendären amerikanischen Comic-Autor Harvey Pekar, 65. In einer Mischung aus Animations-, Real- und Dokumentarfilm rekapitulieren die Regisseure Shari Springer Berman und Robert Pulcini die Biografie ihres Helden, der in den Spielszenen von Paul Giamatti so beschwingt wie lakonisch verkörpert wird. Die Künstler-Hommage, die Pekars Leben bunt leuchten lässt, hat Witz und ist dennoch anrührend.“ (Der Spiegel) HB

Anonyma – Eine Frau in Berlin Deutschland 2008, R: Max Färberböck, D: Nina Hoss, Jewgeni Sidikhin

„Max Färberböcks Buchverfilmung findet keine überzeugende Bildsprache für sein Sujet – die Vergewaltigungen, denen Berliner Frauen 1945 zum Opfer fielen. Es ist immer schade, wenn aus einem ungewöhnlichen Buch ein mittelmäßiger Film wird. Hier ist es besonders bedauerlich, weil ‚Anonyma – Eine Frau in Berlin‘ ein äußerst ungewöhnliches Buch ist, aus dem Max Färberböck einen äußerst durchschnittlichen Film gemacht hat. Man glaubt, jede Kulisse und jede Figur schon in zehn Filmen zuvor gesehen zu haben: die gleiche Straße, derselbe Bunker, die Kittelschürzen, die Frisuren, die Antiquitäten, ja, selbst die russischen Soldaten kommen einem bekannt vor, und dazwischen, fast wie eine Modeikone, Nina Hoss, von der man inzwischen gar nicht mehr weiß, ob sie eigentlich eine gute Schauspielerin ist, weil sie ständig dasselbe machen muss. Schön aussehen, sparsam reden und vor allem gucken.“ (taz) H, HB, HH, HL, KI

A Scanner Darkly USA 2006, R: Richard Linklater, D: Keanu Reeves, Robert Downer Jr. / Originalfassung ohne Untertitel

„Selbst in der kuriosen Geschichte der Verfilmungen von Philip-K.-Dick-Werken (‚Paycheck‘, ‚Total Recall‘) nimmt Linklaters Adaption des (angeblich persönlichsten) Dick-Romans eine Sonderstellung ein. Das hat mehrere Gründe, deren augenscheinlichster der graphische Zugang ist. Wie schon bei ‚Waking Life‘ vertraut der Regisseur auf die sogenannte Rotoskop-Animations-Technik, mit der es möglich ist, real gefilmtes Material vom Computer ,nachzeichnen‘ zu lassen. Das gibt dem Film nicht nur einen faszinierenden Look, sondern eröffnet zudem die Möglichkeit, technische Tricks ohne kostenintensive CGI umsetzen zu können - insbesondere bei den Effekten, die nötig sind, um die Formwandelfähigkeit der Undercover-Drogenagenten zu visualisieren. Obwohl sich das Script so eng an Dicks Vorlage hält wie keine Adaption bislang und obwohl Richard ,Dazed & Confused‘ Linklater Drogen-Dialoge schreiben kann wie kein anderer, vermag einen der Film ‚A Scanner Darkly‘ doch nie so zu faszinieren wie das Buch.“ (evolver) HB, HH

Atanarjuat – Die Legende vom schnellen Läufer Kanada 2001, R: Zacharias Kunuk, D: Natar Ungalaaq, Sylvia Ivalu / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Schamane stört in der kanadischen Arktis das harmonische Gleichgewicht unter den Eskimos. Der Kampf um die Führung des Nomadenstammes und eine Generation später um eine schöne Frau entzweit sogar zwei Brüder. Der eine, der schnelle Läufer, überlebt und versucht, den Teufelskreis der Rache zu durchbrechen. Bildstark und episch wird eine universelle Inuit-Legende erzählt, die stellenweise als behutsam nachgestellte Dokumentation der Sitten und Gebräuche einer vergangenen Zeit fasziniert. Die wortkarge, spannende Inszenierung und die Tatsache, dass es der erste von Inuit selbst erzählte und produzierte Spielfilm ist, machen ihn zu einem Klassiker.“ (filmdienst) H

Avanak Kuzenler Türkei 2008, R: Oguzhan Tercan, D: Yagmur Atacan, Alp Kirsan

„Blödelkomödie, in der drei glücklose Vettern in der Provinz eine geerbte Tankstelle flott machen wollen, dabei aber von der lokalen Mafia aufgerieben werden. Die drahtige Dorfschönheit rettet am Ende sich und das Vetterntrio mit Martial Art, offener Verweigerung und einem Quäntchen Diplomatie von allen Zwängen. Ein Film voller Klischees und platter Witze, deren Autoren einmal mehr ein seichtes Erfolgsrezept strapazieren.“ (filmdienst)H, HB, HH

B

Der Baader Meinhof Komplex Deutschland 2008, R: Uli Edel, D: Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu

„Das Sachbuch von Stefan Aust wurde als großes Kino adaptiert, das zugleich analytisch sowie differenziert erzählt. Die Gewaltszenen werden mit den Mitteln von Actionfilmen inszeniert; die Show-Werte machen aber nie die Inhalte vergessen. Der Film versucht, sowohl den Terroristen wie auch den Vertretern der Staatsgewalt gerecht zu werden, indem er beide Seiten mit einer ähnlich objektiven Distanz beschreibt. Dies ist ein historischer Film über die jüngste bundesdeutsche Vergangenheit, und als solcher scheint er beeindrukkend authentisch. Von der Ausstattung über Kostüm, Make-up bis zur Sprechweise der einzelnen Protagonisten wirkt das alles wie aus einem Guss. Und so hat Uli Edel hier einen Film in der Tradition von Constantin Costa-Gavras gemacht: ‚Der Baader Meinhof Komplex‘ ist zugleich politisch und spannend.“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden) H, HB, HH, HL, KI, OL

Barfuß durch Hiroshima (Hadashi no Gen) Japan 1983, R: Mori Masaki / Animation, Originalfassung mit Untertiteln

„Der 6-jährige Gen lebt in Armut und Hunger, seine Familie wird geächtet, da sein Vater ein Kriegsgegner ist. Jeden Tag kämpft der Kleine ums Überleben. Am 6. August 1945 um 8 Uhr 45 wird jedoch alles noch schlimmer. Die Atombombe hat Hiroshima getroffen. Gen überlebt und versucht durch das apokalyptische Chaos nach Hause zu kommen.“ (Japanisch-Deutsche Kulturinitiative) HB

Botero – Geboren in Medellin Deutschland 2007, R: Peter Schamoni

„Peter Schamoni liefert in der Nachfolge seiner Künstlerporträts über Max Ernst, Niki de Saint Phalle und Friedensreich Hundertwasser ein weiteres unterhaltend-heiteres, das das Werk und die vielschichtige Persönlichkeit des kolumbianischen Bildhauers und Malers Fernando Botero gleichermaßen beleuchtet. Schamoni inszeniert die Doku wie einen Spielfilm mit dramatischer Struktur, Szenen und Rhythmuswechsel.“ (Blickpunkt:Film) HH

Der Brief für den König Niederlande/Deutschland 2008, R: Pieter Verhoeff, D: Yannick van de Velde, Uwe Ochsenknecht

„Spannender, unterhaltsamer und zuweilen auch lehrreicher Ritterfilm nach einem niederländischen Jugendbestseller, der auch ohne vordergründige Spezialeffekte und pausenlose Kampfszenen überzeugen kann. Dank seiner Schauwerte wie spektakuläre Schwertkämpfe, imposante Kastelle und chromblitzende Rüstungen und auch dank der starken Performance von Lars Rudolph als Bösewicht.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH, HL, KI

Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? USA 2008, R: Ethan Coen, Joel Coen, D: George Clooney, Frances McDormand

„Drastische Komödie aus einem intriganten Washington, das von Schwachköpfen und Paranoikern bewohnt ist. Durch Dummheit und Gier gerät ein eh schon hirnrissiger Erpressungsversuch außer Kontrolle. In groben Zügen geht es um eine CD mit angeblichem CIA-Material, einen Reigen von Seitensprüngen und zwei Fitnesstrainer, die das schnelle Geld machen wollen. Im Hintergrund agieren diverse Geheimdienste, Scheidungsanwälte und völlig unerwartet auch die Russen. Das beträchtliche Staraufgebot (George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Tilda Swinton und Brad Pitt) macht sich mit großer Freude zum Deppen und hinterlässt ein großartiges Chaos.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

C

Chihiros Reise ins Zauberland Japan 2002, R: Hayao Miyazaki

„Nach dem Goldenen Bären von Berlin im letzten Jahr ist das jüngste Werk des Schöpfers von ,Prinzessin Mononoke‘ nun auch noch mit dem Oscar für den besten Animationsfilm ausgezeichnet worden. Mit seiner Zeichenkunst, die Elemente aus der japanischen Kultur mit Zitaten aus westlichen Märchengeschichten verbindet, ist Hayao Miyazaki erneut ein Werk gelungen, das auf zauberhafte Weise und mit überwältigender Phantasie die Abenteuer der kleinen Chihiro in einem Zauberland zeigt, dessen fressende, kotzende und dann wieder ganz manierliche Spukbewohner sie sich mit einer hinreißenden Mischung aus Ängstlichkeit und Mut gefügig macht.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB

D

Dalai Lama Renaissance – A New Birth USA 2007, R: Khashyar Darvich

„Eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler und Philosophen begibt sich in die nordindische Bergwelt, um den Dalai Lama zu treffen und mit ihm drängende Fragen der Welt zu erörtern. Dokumentarfilm, der es durch seine unmotivierte Kameraarbeit und abrupte Schnitte nicht versteht, die Dynamik des Gesprächs oder die Präsenz des Gastgebers zu vermitteln. Auch inhaltlich nicht überzeugend, lebt der Film nur von der Popularität des tibetanischen Religionsführers.“ (filmdienst) HH

Day Night Day Night USA/Deutschland/Frankreich 2006, R: Julia Loktev, D: Luisa Williams, Josh P. Weinstein / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine junge, namenlose Frau ohne erkennbare ethnische Herkunft ist „auserkoren“, auf dem New Yorker Time Square ein Selbstmordattentat zu verüben. Julia Loktevs streng gestalteter Konzeptfilm verfolgt ihre letzten Tage und verweigert sich dabei allen Erklärungsversuchen. Ganz auf die Protagonistin fokussiert, werden politische Hintergründe ausgespart; stattdessen geht es um den existenziellen Kern der Tat und um den Alltag einer Figur zwischen vermeintlicher Hingabe an die Pflichterfüllung und Todesangst.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

E

Eagle Eye – Außer Kontrolle USA 2008, R: D.J. Caruso, D: Shia LaBeouf, Michelle Monaghan

„‚Computers don’t argue – Computer diskutieren nicht‘, weiß ein geflügeltes Wort der Bürowelt. Zu welchen Konsequenzen das führen kann, zeigte nicht nur Kubricks ‚2001‘, sondern Filme wie ‚Colossus‘, ‚Alien‘ und zig andere, kürzlich gar ‚Wall-E‘. Kombiniert man diese Technophobie mit der US-Paranoia und dem Hang zum Überwachungsstaat, gelangt man zu Thrillern wie ‚Enemy of the State‘, ‚Die Hard 4‘ oder eben nun ‚Eagle Eye‘. In dessen Fokus geraten zwei Normalos und werden zu einem mörderischen Komplott zur Elimination der US-Regierung gezwungen. Gelöscht wird mit Erfolg einzig die Glaubwürdigkeit des Cyberterror-Thrillers. Regisseur D. J. Caruso gibt schlicht zu viel Gas, verliert dabei auf halber Strecke die Bodenhaftung und crasht vor lauter Technoschwurbel in einen Haufen altbekannter Klischees.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, KI, OL

Egoiste – Lotti Latrous Deutschland/Frankreich 2007, R: Stephan Anspichler

„Die Schweizerin Lotti Latrous wird in der Wirtschaftsmetropole Abidjan (Elfenbeinküste), wo ihr Mann die Geschicke seiner Firma leitet, mit dem Elend HIV-infizierter Kinder konfrontiert und gründet in einem Armenviertel ein Hospiz zur Betreuung der Kranken. Als ihr Mann nach Kairo beordert wird, entscheidet sie sich gegen ihre Familie und setzt ihre Aufgabe fort. Der beeindruckende Dokumentarfilm stellt das karitative Wirken seiner Protagonistin vor und setzt sich mit den Konsequenzen ihres „selbstsüchtigen“ Handelns auseinander. Dabei zwingt er zur Auseinandersetzung mit dem Elend in der Welt und dokumentiert seine unbequemen Wahrheiten mit teilweise erschütternden Bildern.“ (filmdienst) HH

1-2-3 Corona SBZ 1947/48, R: Hans Müller

„Einer der populärsten und vergnüglichsten DEFA-Jugendfilme. Rivalisierende Jugendbanden im Nachkriegs-Berlin resozialisieren sich, indem sie zwischen Ruinen gemeinsam einen Zirkus improvisieren, während ihre Anführer mit einem Jungmänner-Wettstreit um die Zuneigung der jungen Artistin Corona beschäftigt sind .“ (Metropolis) HH

Die Entdeckung der Currywurst Deutschland 2008, R: Ulla Wagner, D: Barbara Sukowa, Alexander Khuon

Zum Schluss des Films wird tatsächlich der historische Moment gezeigt, an dem Currypulver sich mit Ketchup vermischte und wenig später in einem Hamburger Imbiss die erste Currywurst verkauft und gegessen wurde. Doch wie schon in der Novelle von Uwe Timm ist diese ‚Entdeckung der Currywurst‘ nur der Aufhänger der Geschichte, in der von der Umbruchsituation in Deutschland am Ende des Zweiten Weltkrieges erzählt wird. Ulla Wagner erzählt ganz klassisch, fast ein wenig behäbig, aber dieser Stil und dieser Rhythmus sind dem Stoff angemessen. Der Film zeigt, wie die Zivilisten in jener Zeit ihren Alltag bewältigten, und dabei kommen all jene Qualitäten zum Vorschein, die auch schon das Buch von Timm ausgezeichneten. So gelingt es, eine Ahnung von dem Lebensgefühl jener Zeit zu vermitteln. Dabei sticht Barbara Sukowa heraus, die mit einer großen Intensität, Glaubwürdigkeit und ganz eigenen, bodenständigen Eleganz eine „proletarische Eva Braun“ verkörpert. (hip) HB, HH

F

Falsche Bewegung Deutschland 1995, R: Wim Wenders, D: Rüdiger Vogler, Nastassja Kinski

„Ein junger Mann bricht von zu Hause auf, um sein Gefühl der Unlust und der Verdrossenheit auf einer Reise durch Deutschland zu meistern und Schriftsteller zu werden. Eine mit ihm versammelte Gruppe verliert sich in Scheu und Angst nach dem Selbstmord eines vereinsamten Industriellen. Peter Handkes Vorlage, frei nach Goethes ‚Wilhelm Meisters Lehrjahre‘, über Kontaktarmut und Sinnsuche gegenwärtigen und tradierten Lebens verdichtet Wenders zu einem starken Stimmungsbild am Abgrund des ‚Fortschritts.‘“ (Lexikon des internationalen Films ) HB

Film Noir USA 2007, R: D. Jud Jones, Risto Topaloski / Originalfassung ohne Untertitel

„Ein Film noir, der eine Hommage an eben diese Stilrichtung darstellt, die sich zu Beginn der 1940er Jahre in den USA herausbildete, auch noch so heißt und zudem als Animation inszeniert wurde, ist schon eine kühne, kuriose Kombination. Dazu gesellen sich erotische Eskapaden, farbige Tupfer im vorherrschenden düsteren Schwarz-Weiß-Grau und melancholische Jazz-Klänge, die der gelungenen Geschichte ihre höchst ambivalente Atmosphäre zwischen Spannung und Unaufgeregtheit verleihen.“ (kino-zeit) HB

Freche Mädchen Deutschland 2008, R: Ute Wieland, D: Henriette Nagel, Emilia Schüle

„Erste Liebeserfahrungen dreier vierzehnjähriger Freundinnen. Ein Film, der bekannte Muster bedient, aber durch das Trio der Hauptdarstellerinnen ebenso überzeugt wie dadurch, dass er nicht wenigen Figuren Entwicklungsmöglichkeiten zubilligt. Verfilmung der erfolgreichen Buchserie.“ (tip) H, HH

Das Fremde in Mir Deutschland 2008, R: Emily Atef, D: Susanne Wolff, Johann von Bülow

„Junge Mutter erkrankt nach der Geburt ihres Sohnes an postnataler Depression. Aufs erste Kind haben sich Rebecca und Julian wie verrückt gefreut, doch als der Junge wohlbehalten auf der Welt ist, spürt Rebecca, dass ihr der emotionale Bezug zum Kind fehlt. Das eindringliche Elterndrama lief auch beim Festival in Cannes, Hauptdarstellerin Susanne Wolff erhielt für ihre beeindruckende Leistung den ‚Förderpreis Deutscher Film‘ beim Filmfest München.“ (Cinema) HH

G

Gerdas Schweigen Deutschland 2008, R: Britta Wauer

„Britta Wauers Dokumentarfilm erzählt auf der Grundlage von Knut Elstermanns gleichnamigen Buch die Geschichte der 88jährigen Gerda Schrage. Während der Nazi-Zeit versuchte sie in Berlin als junge Jüdin mit falschen Papieren zu überleben, wurde nach Auschwitz deportiert und bekam dort eine Tochter. Der Film lebt von der eindringlichen Präsenz seiner Protagonistin, von seltenem historischem Foto- und Filmmaterial.“ (tip) HH

Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra Italien 2008, R: Matteo Garrone, D: Salvatore Abruzzese, Simone Sacchettino

„Roberto Saviano lebt gefährlich. Der junge Autor aus Neapel schrieb 2006 ein Buch über die italienische Mafia. ‚Gomorrha‘ war ein riesiger Erfolg, auch weil Saviano kein Blatt vor den Mund nahm und die Unsitten der Camorra, wie die Mafia in Neapel heißt, eindrücklich beschrieb. Matteo Garrone verfilmte mit ‚Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra‘ nun diese brisante Buchvorlage. Er erzählt gekonnt von den kriminellen Machenschaften und menschlichen Verstrickungen anhand von fünf Einzelschicksalen und schreibt damit die Tradition großer Mafia-Filme wie ‚Scarface‘ oder ‚Der Pate‘ fort.“ (tip) HH

Die große Liebe Deutschland 1941/42, R: Rolf Hansen

„Der Inbegriff des Kriegsmelodrams und der Ursprung der populärsten Durchhalteschlager. Zarah Leander lernt als Kriegsbraut das Warten und Verzichten, weiß aber, dass davon die Welt nicht untergeht und irgendwann ein Wunder geschieht. Mit der SS-Leibstandarte als Revue-Girls.“ (Metropolis) HH

H

Hellboy – Die goldene Armee USA 2008, R: Guillermo Del Toro, D: Ron Perlman, Selma Blair

Die Comicfiguren in „Hellboy – Die Goldene Armee“ haben mehr Persönlichkeit als die Darsteller in manchen Realfilmen. Es gibt zwar kaum eine Einstellung im Film, die ohne Spezialeffekte auskommen würde, aber mit diesen kann Del Toro inzwischen so virtuos seine phantastischen Welten schaffen, dass man von seiner überbordenden Phantasie schier überwältigt wird. Und beim Titelhelden kommt dazu noch die schauspielerische Leistung von Ron Perlman, der so mit seiner Rolle verschmolzen zu sein scheint, dass man schnell all die Tricks und all das Make-up vergisst und dieser sympathische Teufelsjunge tatsächlich vor den Augen der Zuschauer lebendig zu werden scheint. Auch die anderen Superhelden wie der Fischmensch Abe Sapien, die schnell entflammbare Liz und der preußisch korrekte Johann Kraus wurden so komplex und charmant geschrieben, entworfen und gespielt, dass jeder mit seinen ganz eigenen Skurrilitäten, Schwächen und „menschlichen“ Problemen fasziniert. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI

High School Musical 3: Senior Year USA 2008, R: Kenny Ortega, D: Zac Efron, Vanessa Anne Hudgens

„Auch der dritte Teil des ‚High School Musical‘-Franchise setzt auf jede Menge guteLaune und Musik. Unter anderem hat die US-Popband ‚US-5‘ einen der Titel beigesteuert. Auch Regisseur Kenny Ortega ist zum dritten Mal mit von der Partie. Allerdings schafft es das ‚High School Musical‘ mit dem dritten Teil zum ersten Mal auf die große Leinwand; die ersten beiden Teile waren Eigenproduktionen für den Disney Channel.“ (Blickpunkt:Film)BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

I

Im Winter ein Jahr Deutschland 2008, R: Caroline Link, D: Karoline Herfurth, Josef Bierbichler

Wie verarbeiten die Menschen den Freitod eines geliebten Familienmitglieds? Diese Trauerarbeit steht im Mittelpunkt des neuen Films von Caroline Link, der trotz des bedrückenden Themas auf den ersten Blick leichtfüßig, ja fast beiläufig daherkommt. Eine Frau bestellt bei einem Maler ein Bild von ihren beiden Kindern, und der Preis wird nach der Größe vereinbart. Denn man bewegt sich in den kultivierten Kreisen von Bildungsbürgern, bei denen guter Geschmack eine Selbstverständlichkeit ist. Der Mann ist ein akademischer Buchautor, seine Frau Innenarchitektin, die Tochter studiert Tanz, Gesang, Schauspiel und Literatur - der Sohn hat sich erschossen. Nichts in diesem Film folgt gängigen Erzählkonventionen, und so gelingt es Caroline Link, mit jeder Szene wieder neu zu überraschen. Die Charaktere und ihre Befindlichkeiten sind dabei so komplex und glaubhaft gezeichnet, dass dabei die bewegende, lebenskluge und liebevolle Studie einer Familie gelingt. Ein intimer Film und dennoch ein großer Film. (hip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

J

James Bond 007: Ein Quantum Trost USA/Großbritannien 2008, R: Marc Forster, D: Daniel Craig, Olga Kurylenko

„So viel Flitzen, Blitzen und Nervenkitzel – so viele Verfolgungsjagden in Booten, Kampfszenen, bei denen an Seilen gebaumelt wird, Luftkämpfe mit Doppeldeckern, architektonische Schnörkel und tischgroße Computer-Displays – da bleibt kaum Zeit für Charakterzeichnung, ganz zu schweigen von Geschichte, Spaß, Verführung, Humor oder Geist“ – so die Kritik des als „ein wenig enttäuschend“ bewerteten neuen James-Bond-Films im Londoner Stadtmagazin „Time Out“. Dieses ist für seine vorbildliche Filmredaktion bekannt, und wer kann solch ein ur-englisches Produkt wohl besser beurteilen als die Briten selber? (taz) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

K

Die kleine Diebin (La petite voleuse) Frankreich 1988, R: Claude Miller, D: Charlotte Gainsbourg, Didier Bezace / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine Sechzehnjährige, die elternlos bei Verwandten aufwächst, kompensiert fehlende Liebe durch eine Reihe von Diebstählen, landet in einem Erziehungsheim und muß sich, nachdem sie schwanger geworden ist, für eine selbständige Gestaltung ihrer Zukunft entscheiden. Sensibel inszenierte und in der Hauptrolle großartig gespielte Initiationsgeschichte einer jungen Frau, hinter deren Rebellion sich die Suche nach Identität und Geborgenheit verbirgt. Nach einem Originaldrehbuch von Francois Truffaut entstanden, belebt der Film kongenial Stimmungen von Truffauts Werken, ohne zum Plagiat zu werden.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Krabat Deutschland 2008, R: Marco Kreuzpaintner, D: David Kross, Daniel Brühl

„‚Krabat‘ erzählt nach Otfried Preußlers gleichnamigem Jugendbuch-Klassiker von einem Zauberlehrling . Der Film schwelgt in erdenschweren Bildern von Knechtschaft und Tod, lässt einen finsteren Meister der Schwarzen Kunst walten und eine furchtsame Burschenschaft so viel schuften, dass sie kaum zum Zaubern kommt. Leinwand-Magie kann sich bei so viel Trübsinn nicht entfalten – Harry Potter hilf!“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Kung Fu Panda USA 2008, R: John Stevenson, Mark Osborne

„Po, der Panda, hat einen Traum – und damit auch ein Problem: Verfressen und schwergewichtig schuftet er in einem Nudelrestaurant, während er sich ganz dem asiatischen Kampfsport Kung-Fu verschrieben hat. In diesem Animationsfilm wird Po zum ‚Drachenkrieger‘ bestimmt, der sein Heimatdorf vor der Rückkehr des schrecklichen Schneeleoparden Tai Lung bewahren soll. Sein Mentor und Kung-Fu-Meister Shifu sieht angesichts der auserwählten Panda-Kampfkugel eher schwarz, was dessen Siegeschancen angeht. Dynamische Animationen und charmante Charaktere werden beim jungen Publikum gut ankommen.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH, KI

L

La Bohème Österreich/Deutschland 2008 , R: Robert Dornhelm, D: Anna Netrebko, Rolando Villazón

„Starbesetzte Verfilmung der Oper von Giacomo Puccini, die mit Anne Netrebko und Rolando Villazón ein Traumpaar auf die Leinwand bringt. Die Adaption findet jedoch keinen eigenständigen Interpretationsansatz; vielmehr steht die zeitweilige Hyperaktivität, mit der filmischen Erzählmittel wie etwa der hektische Schnitt eingesetzt werden, der Atmosphäre der tragischen Liebesgeschichte eher im Wege, zumal die Hauptdarstellerin ihrem Partner zwar stimmtechnisch überlegen ist, darstellerisch die Nuancen ihrer Rolle jedoch nicht recht zu treffen weiß.“ (filmdienst) HB, HH

Das Lächeln der Sterne USA / Australien 2007, R: George C. Wolfe, D: Diane Lane, Richard Gere

„Es hätte zum Heulen schön sein können. Hollywood-Beau Richard Gere in einem Film nach Schmacht-Autor Nicholas Sparks (‚Message in a Bottle‘). Doch wer glaubt, ‚Das Lächeln der Sterne‘ sei der richtige Film, um mit der besten Freundin zusammen eine Packung Taschentücher vollzuschniefen, der irrt. Sicher, die Geschichte um den Arzt Paul (Gere), der nach einem tödlichen Kunstfehler die Familie der Verstorbenen aufsuchen will und im Hotel auf die vom Gatten betrogene Adrienne (Diane Lane) trifft, ist tränenreich geschrieben. Wenn sie aber so künstlich verkitscht daherkommt, wie in der Regie von George C. Wolfe, dann kann auch der Knitterblick von Richard Gere das Herz nicht rühren. (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Das Leben ist keine Autobahn Öffentliche Premiere mit freiem Eintritt! „Jeder interessierte Zuschauer ist eingeladen, dieses Independent-Episoden-Spielfilmprojekt mit einigen TV-Schauspielern in ungewöhnlichen Rollen zu sehen. Schuld, Sühne und falsche Erinnerungen! Short Cuts meets Jim Jarmusch!“ (3001-kino) HH

Lemming Frankreich 2005, R: Dominik Moll, D:Charlotte Gainsbourg, Charlotte Rampling / Originalfassung mit Untertiteln

Die suizidäre Wühlmaus gibt diesem Psychodrama nicht nur seinen Titel, sondern sie verstopft auch zum Beginn des Films den Abfluss in dem adretten kleinen Haushalt eines scheinbar glücklichen Ehepaares. Aber wie kommt ein Nagetier, das nur in Skandinavien lebt, in eine schicke südfranzösische Wohnsiedlung? Und warum wirkt der Eindringling wie eine böse Saat in dieser Idylle, die schnell bedrohlich hässliche Blüten treibt und den Ingenieur Alain sowie seine Frau Bénédicte schließlich an den Rand eines existentialistischen Abgrunds treibt? Gleich vom Anfang an baut Dominik Moll mit diesem irritierenden Rätsel eine eigenartige zweite Ebene in seinen Film ein, bei der sich das Irreale mit dem Alltäglichen mischt. „Lemming“ bietet ein subtil, subversives Kinovergnügen - und ewig droht das Nagetier. (hip) HH

Lemon Tree Deutschland/Israel 2008, R: Eran Riklis, D: Hiam Abbass, Rona Lipaz-Michael

„Der Streit um den Zitronenhain einer palästinensischen Witwe, der dem geplanten neuen Domizil des israelischen Verteidigungsministers weichen soll, dient als melancholische und selbstironische Metapher, die die Widersprüche der israelisch-palästinensischen Gesellschaft mit Poesie, Trauer, Wut und schwarzem Humor beschreibt.“ (filmdienst) BHV, HH, KI

Les chansons d'amour – Chanson der Liebe Christophe Honoré, D: Louis Garrel, Ludivine Sagnier

„Nach dem plötzlichen Tod seiner Geliebten kapselt sich ein junger Mann in seinem Schmerz und seiner Trauer ein und ist unempfänglich für Freunde und Verwandte, die ihn aus seiner Lethargie führen wollen. Erst als es ihm gelingt, seine Erinnerungen loszulassen, wird er fähig, eine neue, nun gleichgeschlechtliche Liebe einzugehen. Ein stilsicher inszenierter Liebesfilm über große Gefühle, der mit liebevollen Zitaten aufwartet und auch eine Hommage an die Filme der Nouvelle vague sein will. Die stimmigen und gefühlvollen Gesangseinlagen, die immer dann zum Tragen kommen, wenn die Protagonisten ihre Gefühle und Gedanken zum Ausdruck bringen, heben den Film weit über das Gros des Genres.“ (filmdienst) HB

Let’s Make Money Österreich 2008, R: Erwin Wagenhofer

„Hochklassiger Report über das Wesen der internationalen Finanzindustrie: Regisseur Erwin Wagenhofer (‚We Feed the World‘) berichtet in eindringlichen Bildern von der unerschöpflichen Gier der Rendite-Söldner und der selbstzerstörerischen Eigendynamik des Großkapitals. Wenn es einen Film gibt, der eine Revolution auslösen kann, dann ist es dieser!“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

M

Der Mann, der niemals lebte USA 2008, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Leonardo DiCaprio

Ein abendanzugsfreier Agententhriller des britischen Regisseurs Ridley Scott nach einem Roman des ‚Washington Post‘-Kolumnisten David Ignatius. Spannend und realistisch schildert er das schmutzige Geschäft des US-Geheimdienstes im Nahen Osten – wobei Leonardo DiCaprio als integrer Auslandsagent und Russell Crowe als zynischer Vorgesetzter aus der Washingtoner Einsatzzentrale unterschiedliche Strategien verfolgen. Trotz häufiger Schauplatzwechsel ist ‚Der Mann, der niemals lebte‘ formal zwar nicht so brillant wie zuletzt der Nahost-Thriller ‚Syriana‘, in seiner Darlegung geheimdienstlicher Machenschaften aber ebenso hellwach.“ (tip) BHV, H, HB, HH, HL, OL

Mirrors USA 2008, R: Alexandre Aja, D: Kiefer Sutherland, Paula Patton

„Unter der Regie des französischen Gruselspezis Alexandre Aja nimmt es ‚24‘-Star Kiefer Sutherland mit Dämonenmächten auf, die hinter Spiegeln lauern. Nach dem fiesen Survival-Schocker-Remake ‚The Hills Have Eyes‘ liefert Frankreichs Genrespezialist Alexandre Aja mit seiner zweiten US-Regie einen ebenfalls gelungenen Ausflug ins Übersinnliche ab. Inspiriert vom südkoreanischen Geisterfilm ‚Into the Mirror‘, zaubert Aja speziell in den bravourös inszenierten Kaufhausszenen eine markerschütternde Gruselatmosphäre auf die Leinwand. Da verzeiht man gerne, dass ‚Mirrors‘ in einem befremdlichen Monster-Showdown gipfelt, für den Sutherland doch noch in seine Jack-Bauer-Paraderolle aus ‚24‘ verfällt.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Der Mondbär – Das große Abenteuer Deutschland 2008, R: Mike Maurus, Thomas Bodenstein, Hubert Weiland

„Gabriele Walther und Frank Piscator brachten 2005 und 2006 bereits die beiden „Felix“-Filme ins Kino. Nun nahmen sie sich der Kinderbuchreihe von Rolf Fänger und Ulrike Möltgen an und bringen sie, nachdem der „Monbär“ schon über den Fernsehschirm flimmerte, auf die große Leinwand. Die Regisseure Mike Maurus und Thomas Bodenstein schufen daraus einen lustigen und lehrreichen Kinderfilm vor allem für die Kinofans im Vorschulalter.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Mrs. MiniverUSA 1942, R: William Wyler , D: Greer Garson /Originalfassung ohne Untertitel

„Der oscar-gekrönte Kriegsfilm-Klassiker, mit dem Hollywood dem US-Publikum die Tapferkeit der britischen Zivilbevölkerung veranschaulichen wollte. Mrs. Miniver erträgt standhaft die deutschen Bombardements, bangt um Sohn und Mann, fängt einen abgeschossenen Flieger und besucht die jährliche Blumenausstellung.“ (Metropolis) HH

N

Nordwand Deutschland/Österreich 2008, R: Philipp Stölzl, D: Benno Fürmann, Johanna Wokalek

„Der Film von Philipp Stölzl trägt das Etikett „eine wahre Geschichte“ nicht zu Unrecht: Wie bekannt, haben die beiden jungen Berchtesgadener Andi Hinterstoisser und Toni Kurz im Juli 1936 den Versuch unternommen, die Eigernordwand als Erste zu durchsteigen. In der Wand trafen sie auf die Österreicher Angerer und Rainer, die zweifellos Schuld trugen am fatalen Ausgang des Unternehmens. Der Film fokussiert auf die Person von Kurz , der, als der Besonnenste, am schlimmsten büßen muss: mit einem brutalen Erfrierungstod, unrettbar im Seil hängend. In der Person des Berliner Sensationsreporters Arau versucht der Film, die hemmungslose Instrumentalisierung des Unterfangens durch die Nazis zu veranschaulichen, bleibt aber doch im Vordergründig-Illustrativen stecken. Zugutehalten wird man dem Film, dass er dieser gewaltigen Wand, die inzwischen zur mit der Stoppuhr absolvierten Rennstrecke geworden ist, ihre furchteinflößende Dimension zurückgibt.“ (Neue Zürcher Zeitung)) H, HB, HH, HL, KI, OL

Novemberkind Deutschland 2008, R: Christian Schwochow, D: Anna Maria Mühe, Ulrich Matthes

„Die Geschichte einer jungen Frau in einem mecklenburgischen Dorf, die durch die Nachforschungen eines aus dem Westen angereisten Literaturprofessors die Wahrheit über ihre Mutter erfährt. Großartig besetzt und klug erzählt, verdichtet sich die schmerzhafte Suche nach Schuld und Verständnis zu einer Reise in die deutsch-deutsche Befindlichkeit knapp 20 Jahre nach Mauerfall. Anna Maria Mühe brilliert in einer Doppelrolle.“ (tip) H

1968 Tunnel Rats Deutschland/Kanada 2008, R: Uwe Boll, D: Michael Paré, Nate Parker

„Während des Vietnam-Krieges lauert der Vietcong den GIs in engen Tunneln auf. Ein Spezial-Platoon soll die Partisanennester ausräuchern und erlebt dabei die Hölle auf Erden. Streckenweise ziemlich beklemmender, gegen Ende aber in der Gewaltdarstellung ausufernder Reißer.“ (Cinema) HB, HH

P

Palermo Shooting Deutschland 2008, R: Wim Wenders, D: Campino,

Giovanna Mezzogiorno

„Drei Jahre nach seiner inoffiziellen ‚Paris Texas‘-Fortsetzung ‚Don’t Come Knocking‘ ist Wim Wenders zurück im Wettbewerb von Cannes, mit einem romantischen Thriller, dessen Hauptrolle der alte Rockmusik-Fan Wenders dem Tote-Hosen-Sänger Campino in seinem Schauspieldebüt auf den Leib schrieb. Musik spielt dementsprechend eine große Rolle in dieser Geschichte eines Fremden in einem fremden Land, in der Dennis Hopper – 31 Jahre nach seinem Auftritt in Wenders ‚Der amerikanische Freund“‘ – eine weitere tragende Rolle übernimmt.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH

Pour le Mérite Deutschland 1938. R: Karl Ritter, D: Gisela von Collande, Paul Dahlke

„NS-Militärfilm, der die ‚Dolchstoßlegende‘ kolportiert: Nach dem Vertrag von Versailles müssen der Pour le Mérite-Verdienstordenträger Prank und andere Kriegsveteranen in Zivilberufen arbeiten. Der Plan einer privaten Flugschule scheitert, als eine Gruppe des linken demokratischen Lagers ein aus dem Krieg gerettetes Flugzeug verbrennt. Prank wandert aus Hass auf die Demokratie aus, und kehrt erst in den NS-Staat zurück.“ (Kino 46) HB

R

Räuber Kneißl Deutschland 2008, R: Marcus H. Rosenmüller, D: Maximilian Brückner, Florian Brückner

„In Bayern um 1900 hält ein Kleinganove die Polizei zum Narren – und wird damit zum Volkshelden. Mit Breitwandbildern von urigen Landschaften, malerischen Sonnenuntergängen und runtergekommenen Bauernhöfen inszeniert Marcus H. Rosenmüller die Geschichte des Ganoven Mathias Kneißl als bayrischen Western. Sein Räuber soll das Pendant zu Billy the Kid und ähnlichen Helden aus Hollywoods Goldener Ära sein. Doch während Cowboyfilme ihre Outlaws zu Legenden stilisieren, interessiert sich Rosenmüller mehr für den Sozialfall. Sein Kneißl ist im Prinzip ein armer Tropf, der von einem besseren Leben träumt und seinem Schicksal doch nicht entrinnen kann. Das wirkt mitunter holzschnittartig und entfaltet nicht die Wucht von Rosenmüllers Heimathit ‚Wer früher stirbt, ist länger tot‘.“ (Cinema) H

Rumba Frankreich/ Belgien 2008, R: Dominique Abel, Fiona Gordon, D: Dominique Abel, Fiona Gordon

„‚Rumba‘ macht aus dem harten Boden der Tatsachen eine federnde Tanzfläche. Die beiden Lehrer Dom und Fiona, gespielt vom belgisch-kanadischen Regisseursduo Dominique Abel und Fiona Gordon, lieben einander und die Rumba so sehr, dass auch ein Autounfall, bei dem sie ein Bein und er sein Gedächtnis verliert, das Pärchen nicht aus dem Tritt bringt. So schwarz der Humor ist, so schrill sind die Farben in diesem unverdrossen gutgelaunten Musical, in dem die Figuren kaum reden, dafür aber ihre Körper sprechen lassen. Im Sauseschritt rauschen Abel und Gordon durch ein ganzes Kino-Jahrhundert, zitieren die Stummfilme Buster Keatons und die Komödien Jacques Tatis und feiern dabei die hohe Kunst, ganz ohne Standbein das Tanzbein zu schwingen.“ (Der Spiegel) H, HH, KI

S

Salò oder Die 120 Tage von Sodom Italien 1975, R: Pier Paolo Pasolini, D: Paolo Bonicelli, Giorgio Cataldi / Originalfassung mit untertiteln

„Pasolinis letzter Film vor seiner brutalen Ermordung mag heute wie eine gespenstische Prophetie seines eigenen Todes erscheinen, aber er ist dennoch unbestreitbar ein durch und durch anrüchiges Werk. Pasolini versetzte De Sades Geschichte in Mussolinis faschistische Republik von 1944 und zeigt mit einem mitleidslosen Blick die systematische Demütigung und Folter von schönen, jungen Knaben und Mädchen, die von sadistischen Angehörigen der höheren Klassen in einer feudalen Villa getrieben wurden. Es ist SEHR anstrengend, die 117 Minuten des Films durchzustehen, und er bietet keinerlei neue Einsichten über Macht, Politik, Geschichte oder Sexualität. Widerlich!“ (Time Out) H

Science of Sleep – Anleitung zum Träumen Frankreich 2005, R: Michel Gondry, D: Gael Garcia Bernal, Charlotte Gainsbourg

„Stéphane, ein Mexikaner in Paris, erweist sich als hoffnungsloser Träumer, wenn er unter anderm eine Zeitmaschine erfindet, um 1 Sekunde in die Zukunft zu reisen. Einzig Stéphanie von nebenan scheint Stéphane in seine Welt folgen zu wollen. Et voilà: Er verliebt sich in sie, sie sich hingegen nicht in ihn; so dass mancher Traum Wirklichkeit wird und die Wirklichkeit sich zu einem wahren Albtraum auswächst. Indes der Autor-Regisseur Michel Gondry, ebenfalls in kindlichem Übermut, seine entzückenden Kunststücke am liebsten alle auf einmal vorführen möchte – die Pappmaché-Autos, das Zellophanwasser wie aus einem russischen Trickfilm, die wollenen Schäfchenwolken –, bis unsre Lider schwer … und schwerer werden.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

So viele Jahre liebe ich Dich Frankreich/Deutschland 2008, R: Philippe Claudel, D: Kristin Scott Thomas, Elsa Zylberstein

„So hat man Kristin Scott Thomas noch nie gesehen wie zu Beginn dieses Films von Philippe Claudel: in jeder Hinsicht ungeschminkt, fast schäbig gekleidet, hart und ohne den geringsten Anflug ihres gleichsam natürlichen Glamours. Wie der Betrachter erst allmählich erfahren wird, war diese Juliette lange weg: fünfzehn Jahre; im Gefängnis; wegen Mords; an ihrem kleinen Sohn. Dinge, die auch die viel jüngere Schwester nur ungefähr weiss, die die zur Unperson gewordene Fremde, von der man ihr als Kind nicht mehr gesprochen hat, nun bei sich und ihrer Familie aufnimmt. Der 1962 in Lothringen geborene Schriftsteller Claudel, der bereits Erfahrung als Drehbuchautor besass, legt mit dieser ersten Filmregie eine beeindruckende Arbeit vor. Neben der auch filmsprachlich nuancierten psychologischen Ergründung der Figuren und ihrer Beziehungen, die der Hauptfigur einen Rest Rätsel und Geheimnis belässt, ist der Film zugleich eine dezidierte Stellungnahme für die „Provinz“ und gegen „Paris“. (Neuen Zürcher Zeitung) H, HB, HH, OL

Die Stadt der Blinden USA 2008, R: Fernando Meirelles, D: Julianne Moore, Mark Ruffalo

„Verfilmung des gleichnamigen Bestsellerromans von José Saramago über eine geheimnisvolle Seuche, die die Bewohner einer namenlosen Großstadt plötzlich erblinden lässt und das gesamte Gemeinwesen ins Chaos stürzt. Trotz namhafter Besetzung und ausgeklügeltem Bildkonzept verfehlt der Film des brasilianischen Erfolgsregisseurs Fernando Meirelles sein ambitioniertes Ziel, tiefgründige Literaturadaption und spannungsreicher Katastrophenfilm zugleich zu sein.“ (tip) H, HB, HH, HL

Stolperstein Deutschland 2008, R: Dörte Franke

„Den Opfern des Holocaust setzt der Künstler Gunter Demnig das inzwischen größte dezentrale Denkmal der Welt: Stolpersteine, quadratische in Beton gegossene Messingtafeln, kaum größer als ein Pflasterstein. Von Hand stanzt er Namen und Daten von NS-Opfern ein und betoniert sie vor den Hauseingang ihres letzten Aufenthaltsortes. In ihrer bewegenden Dokumentation begleitet Dörte Franke den Künstler bei der Arbeit und zeigt, welche Reaktionen die Stolpersteine bei Hinterbliebenen, Helfern und Gegnern auslösen.“ (tip) H, HH

T

Die Tränen meiner Mutter Deutschland 2008, R: Alejandro Cardenas-Amelio, D: Volkmar Kleinert, Joachim Paul Assböck

„Geschichten aus der eigenen Kindheit hat der 1977 in Peru geborene Regisseur Alejandro Cardenas-Amelio in einem stimmigen Spielfilmdebüt verarbeitet. Seine Familie war vor der Militärjunta Argentiniens geflohen und fand in Berlin Unterschlupf in einer Fabriketage bei liebenswert schrägen Menschen. Dort wächst Alex auf und muss miterleben, wie seine tapfere Mutter als Journalistin erfolgreich wird, während sein Vater beruflich chancenlos bleibt. Die Krisen ihrer Ehe und der rotzige Zeitgeist der 1980er Jahre spiegeln sich in der ironischen Sicht des Heranwachsenden.“ (tip) HB, KI

U

Über Wasser Österreich/Luxemburg 2007, R: Udo Maurer

„‚Über Wasser‘ versuchen sich die Bauern in Bangladesch zu halten, wenn ihre Felder in der Regenzeit überschwemmt werden; im Staub liegen die Boote der Fischer am Aralsee, der inzwischen auf ein Viertel seiner einstigen Größe geschrumpft ist. In seinem Dokumentarfilm zeigt der österreichische Regisseur Udo Maurer, was passiert, wenn Wasser im Überfluss vorhanden ist oder es extrem daran mangelt. Mal transportieren die Menschen auf Booten Wellblechdächer durch die Fluten, dann feilschen sie an Wasserstellen um jeden Tropfen - präzise und packend beschreibt Maurer den Kampf mit einem Element, das so lebenswichtig wie lebensbedrohlich ist.“ (Der Spiegel) H

Unternehmen Michael Deutschland 1937, R: Karl Ritter, D: Mathias Wieman, Willy Birgel

„Die Endphase des Ersten Weltkriegs. ‚Unternehmen Michael‘ ist die Tarnbezeichnung einer deutschen Offensive im Frühjahr 1918. Ein wichtiger englischer Stützpunkt wird erobert und mit großen Opfern gehalten. Dieser ‚Durchhaltefilm‘ feiert hymnisch den unbedingten Siegeswillen deutscher Offiziere an der Massaker-Linie der Westfront.“ (Kino 46) HB

Urlaub auf Ehrenwort Deutschland 1937, R: Karl Ritter, D: Berta Drews, Paul Dahlke

„Zu den nationalsozialistischen »Dolchstoßlegenden « über die Niederlage im 1. Weltkrieg gehört der an die Heimat gerichtete- Vorwurf des Defätismus. Im Herbst 1918 bekommen die Angehörigen eines Ersatzregiments trotz Bedenken im Offiziersstab Heimaturlaub nach Berlin. Die patriotischen Soldaten widerstehen der Versuchung und kehren tapfer an die Front zurück.“ (Kino 46) HB

W

WALL·E – Der Letzte räumt die Erde auf USA 2008, R: Andrew Stanton

„Die Erde in 700 Jahren: Ein Schrott-Moloch, vor dem sich die menschlichen Verursacher längst auf Kreuzfahrt-Raumschiffe ins All geflüchtet haben. Nur WALL·E, der kleine Müllroboter, ist übrig geblieben. Hier verrichtet er seine Aufgabe, Schrott zu Würfeln zu pressen. Eines Tages landet die Robot-Drohne EVA mit der Mission, nach Lebensformen zu suchen, auf der Erde. Es beginnt die rührende Annäherung der beiden Metallwesen. Wunderschön in Bild, Ton und Erzählung ist dieser Animationsfilm aus dem Hause Pixar geraten, der sich von der ungewöhnlichsten Romanze des Jahres zu einem aufregenden Kampf um die Zukunft der Menschheit wandelt.“ (Rheinischer Merkur) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Waltz With Bashir Israel, Frankreich, Deutschland 2008, R: Ari FolmaRegisseur

„Ari Folman stellt fest, dass er seine Erlebnisse als israelischer Soldat im Krieg komplett verdrängt hat. Besuche bei Ex-Kampfgefährten setzen das Puzzle eines Albtraums zusammen. All das verarbeitet er zu einem animierten Dokumentarfilm: klug, verstörend und faszinierend.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI

Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Wolke 9 Deutschland 2008, R: Andreas Dresen, D: Ursula Werner, Horst Westphal

„In seinem neuen Spielfilm ‚Wolke 9‘ zeigt der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen (‚Sommer vorm Balkon‘), wie wild graue Panther noch sein können: Eine Mittsechzigerin beginnt nach 30 Jahren harmonischer Ehe eine stürmische Affäre mit einem 76-Jährigen. Von einem Frühlingserwachen mitten im Spätherbst erzählt Dresen in seinem Film, von pulsierender Leidenschaft und von großen Gefühlen, die nicht altern. Ausgerechnet in Cannes, normalerweise ein Hort des Jugendwahns, behauptet Dresen, dass wirklich erfüllender Sex bisweilen erst jenseits der sechzig zu haben ist.“ (Der Spiegel) H, HB, HH

Y

Young@Heart Großbritannien 2007, R: Stephen Walker, Sally George

„Die Mitglieder des Seniorenchors Young@Heart verbringen ihre Zeit lieber auf der Bühne als im Schaukelstuhl. Wie die 93-jährige Eileen Hall, die mit ihrer Performance des Punkhits ‚Should I Stay or Should I Go?‘ die Menge zum Toben bringt. Stephen Walker hat den Chor bei seinen Proben beobachtet und wirft einen humorvollen Blick auf das Privatleben der Rock-Rentner, für die Musik pure Energie bedeutet. Vor allem für Joe Benoit (83), der schon sechs Chemotherapien hinter sich hat und das ärztliche Auftrittsverbot konsequent ignoriert. Diese Doku macht Lust auf den Ruhestand.“ (Lexikon des internationalen Films) HB, HH, KI

Z

Der Zementgarten Deutschland/Großbritannien/Frankreich 1992, R: Andrew Birkin, D: Andrew Robertson, Charlotte Gainsbourg

„Nach dem Tod der Eltern leben vier Geschwister auf sich allein gestellt in einem abgelegenen Haus - mit der Leiche der Mutter im Keller. Machtkämpfe und erotische Anziehung zwischen den beiden Ältesten spitzen sich zu. Mit dem Eindringen eines Fremden zerbricht der auf Zärtlichkeit und seelischer Gewalt gründende Zusammenhalt. Eine düstere Geschichte um Pubertät und Geschwisterliebe, Inzest und Tod. Anfangs eher sprunghaft inszeniert, gewinnt der Film in der Folge durch die einfühlsame Darstellung und aussagekräftige Bilder.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Zufällig verheiratet Großbritannien 2008, R: Griffin Dunne, D: Colin Firth, Uma Thurman

„Die verkniffene Radio-Kummerkastentante Emma (Uma Thurman) rät der Verlobten des Feuerwehrmannes Patrick (Jeffrey Dean Morgan), ihre Hochzeit abzusagen. Aus Rache wird der Sitzengelassene zum Computerhacker und lässt sich als Emmas Ehemann in die Datenbank des Standesamtes eintragen. Als Emma später ihren Verleger Richard (Colin Firth) ehelichen will, muss sie erfahren, dass sie bereits verheiratet ist. Emma sucht Patrick auf, um das vermeintliche Missverständnis aufzuklären. Es knistert zwischen den beiden - und das Chaos kann beginnen. Komödiantische Sternstunden mögen anders aussehen, aber Regisseur Griffin Dunne (“In Sachen Liebe“) und seine entspannten Darsteller verleihen dem arg vorhersehbaren Plot durchaus Charme.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL