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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

Ab durch die Hecke USA 2005, R: Karey Kirkpatrick, Tim Johnson

„‘Ab durch die Hecke‘ handelt vom bösen Erwachen aus dem Winterschlaf. Einige Waldtiere stellen im Frühjahr entsetzt fest, dass ihr Lebensraum weitgehend einer Neubausiedlung gewichen ist. Sie sehen sich gezwungen, mit Guerillataktik gegen die fiesen Menschen zu kämpfen. Der überaus launige Animationsfilm von Tim Johnson und Karey Kirkpatrick macht sich lustvoll und einfallsreich über die amerikanische Wohlstandsgesellschaft her und feiert alles, was wild ist.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

Adams Äpfel Dänemark 2005, R: Anders Thomas Jensen, D: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen

„Ivan ist Landpfarrer in einem kleinen dänischen Kaff. Er ist der überzeugte Gutmensch und betreut immer wieder Schwerverbrecher zur Resozialisierung in seiner Kirche. Dazu gesellt sich Adam, ein überzeugter Neonazi. Alle Zöglinge müssen sich einer besonderen Aufgabe stellen. Adam entschließt sich von dem im Garten stehenden Apfelbaum einen Kuchen zu backen. Doch das ist gar nicht so einfach. Hervorragende Charaktere in einer Mischung aus Action und schwarzem Humor. Eine bitterbös erzählte Fabel um den religiösen Glauben. Wobei Jensen meint, dass Fabeln interessanter sind als die wirkliche Welt. Selbst von den dänischen Pastoren gab es einen Preis. Wer diese Art von Filme mag ist gut unterhalten.“ (kinokai) H, HH, HB, HL, KL

Amore Italien 1948, R: Roberto Rossellini, D: Anna Magnani, Federico Fellini / Originalfassung mit Untertiteln

„Zwei-Episoden-Film von Rossellini, zugeschnitten auf die wandlungsfähige und durch ihr intensives Spiel überzeugende Darstellerin Anna Magnani. Im ersten Teil ‚Die menschliche Stimme‘, nach Cocteaus Einakter führt eine alternde Frau ein letztes Telefongespräch mit ihrem Geliebten; im zweiten Teil ‚Das Wunder‘, nach einem Skript von Fellini wird ein einfältiges Bauernmädchen von einem Mann sexuell missbraucht, der sich als der heilige Joseph ausgibt. Beklemmende Charakterstudien, die um Vereinsamung, Leiden und Herzlosigkeit kreisen.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

B

Bandidas USA/Frankreich 2006, R: Espen Sandberg, Joachim Roenning, D: Salma Hayek, Penélope Cruz

„‚Bandidas‘ stilisiert Salma Hayek und Penélope Cruz zu den schönsten Outlaws des Wilden Westens: Als Bankräuberinnen ziehen sie marodierend durch das Mexiko des späten 19. Jahrhunderts und bringen allerlei Männer um ihr Geld, ihren Verstand und ihr Leben. Die von Luc Besson produzierte Geschichte der Revolverheldinnen ist ein dreister Raubzug durch das Westerngenre, der im komödiantischen Dauerfeuer einen Rohrkrepierer auf den anderen folgen lässt und nicht annähernd so viel Verve hat wie seine beiden temperamentvollen Hauptdarstellerinnen.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, KL, OL

Between the Devil and the Deep Blue Sea Belgien/Frankreich/Großbritannien, R: Marion Hänsel, D: Stephen Rea, Ling Ngoc Chu / Originalfassung ohne Untertitel

„Im Hafen von Hongkong dämmert ein Bordfunker, der in Frankreich seine schwangere Gefährtin aus Angst vor Verantwortung verlassen hat, auf einem Frachter, dessen Besitzer Pleite gemacht haben, teilnahmslos und vom Opium benebelt vor sich hin. Als die zehnjährige Chinesin Li mit ihrem kleinen Brüderchen an Bord kommt und sich gegen seinen Willen nützlich macht, entwickelt sich zwischen den beiden eine von gegenseitigem Respekt getragene Freundschaft, aus der sie Vertrauen und Kraft schöpfen. Ein mit einfachen aber subtilen Mitteln gestalteter, stiller Film, in dem die jugendliche Darstellerin ihren Part mit außerordentlicher Souveränität und Würde spielt.“ (Zoom) HB

Between the Lines – Indiens drittes Geschlecht Deutschland/Indien 2005, R: Thomas Wartmann / Originalfassung mit Untertiteln

„Dokumentarfilm, der sich dem Wesen und der Welt indischer Transsexueller und Hermaphroditen, genannt Hijras, annähert. Drei Porträts stellen unterschiedliche Lebensumstände vor, wobei überzeugend der Eindruck vermittelt wird, dass der geschlechtliche Zwischenraum als ein Freiraum empfunden wird, der sich auch in der eigentümlichen Verbindung von Tradition, Religiosität und Sexualität niederschlägt. Trotz des eindrucksvollen fotografischen Farbenrauschs leidet der Film an Längen, da ihm eine zwingende Dramaturgie fehlt.“ (filmdienst) HH

Der Blaumilchkanal Deutschland/Israel 1969 R: Ephraim Kishon, D: Bomba Zur, Nissim Azikri

„Ein harmloser Geisteskranker reißt mit Hilfe eines gestohlenen Preßlufthammers die meistbefahrene Straße Tel Avivs auf, was einen heftigen Streit rivalisierender Behörden auslöst. Am Ende wird die Katastrophe in ein durchdachtes Werk zum Wohle der Stadt umfunktioniert. Nach der gleichnamigen Novelle vom Autor selbst gedrehte Satire mit vielen Längen; nur streckenweise erheiternd.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die Bremer Stadtmusikanten Deutschland 1959, R: Rainer Geis, D: Peter Thom, Max Bössl

Versuch eines komödiantischen Märchenfilms, in dem Esel, Hund, Katze und Hahn durch gesichts- und ausdruckslose Darsteller in Tiermasken ersetzt werden. Die Poesie der Vorlage geht dem Film völlig ab.“ (Lexikon des internatinalen Films) HB

C

Caravaggio Großbritannien 1986, R: Derek Jarman, D: Nigel Terry, Sean Bean

“Ein außerordentlicher Maler-Film – aber gewiss nicht jedermanns Sache. Die Visionen des Malers und Filmregisseurs Derek Jarman über den Renaissance-Maler Caravaggio (1571-1610) sind so etwas wie eine fiktive Bilder-Psychoanalyse: Die Gemälde Caravaggios dienen dem Engländer Jarman als Schlüssel für dessen Charakter und Biographie. Aus den Bildern liest er ein Homosexuellendrama von Maler und Modell heraus. Jarman entwirft dabei eine Sado-Lasterwelt von der harten, einsamen Gossenpoesie eines Pasolini oder Genet. Dass Taschenrechner und Schreibmaschinen benutzt werden, dass moderne Zeitungen, Jeans und Motorräder vorkommen: Das sind frappierende Elemente, um den ,Zeit‘-Ausstattungspomp eines Historienschinkens (für den Jarman kein Geld hatte) zu verfremden.“ (Ponkie) H, HB, HH, HL, KL, OL

Cars USA 2006, R: John Lasseter

„Animationsfilm um ein egozentrisches Rennauto, das in einer kleinen Stadt abseits jeden Trubels die wahren Werte des Lebens kennen lernt. Sofern man von der CGI-Komödie kein ununterbrochenes Gagfeuerwerk erwartet, offenbaren sich die Schönheiten dieses Films: der feine Witz im Detail und vor allem der ungeheuer liebevolle Blick auf ein längst verloren geglaubtes Stück Americana, das im 50er-Jahre-Design eines Städtchens an der Route 66 fröhliche Urstände feiert.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

Cesar und Rosalie Deutschland/Frankreich/Italien 1972 R: Claude Sautet, D: Romy Schneider, Yves Montand / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Spielarten der Liebe, die durch die Eigensucht der Partner nicht zu tragender Liebesfähigkeit reifen können, dargestellt an der Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau. Der als publikumsfreundliche Unterhaltung angelegte Film proklamiert zwar Tiefgang, der psychologische Konflikt verpufft jedoch weitgehend und wird von Äußerlichkeiten überspielt.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

D

The Da Vinci Code – Sakrileg USA 2006, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ian McKellen

„Dass es in ‚Sakrileg‘ um Dinge geht, die die Grundfeste des Christentums erschüttern könnten, ist stark übertrieben. Die Kritik an der männerbestimmten christlichen Kirche, die das Weibliche unterdrückt, ist nicht nur vergleichsweise alt, sondern auch so oberflächlich gehalten, dass sich niemand beleidigt fühlen muss, der es nicht darauf anlegt. Ron Howards Filmversion ist darin vollkommen werktreu: Es wird bedeutungsvoll geraunt, aber wenig offensiv präsentiert. Browns kunstlose Schreibe reiht endlos Sätze in direkter Rede aneinander. Drehbuchautorin Akiva Goldsman hat von diesen Dialogen erstaunlich viel übernommen und ‚Sakrileg‘ damit zu einem ungeheuer geschwätzigen Film gemacht, der unfreiwilliger Weise die großen Schwächen der Vorlage mehr betont als verdeckt.“ (epd-film) H, HB, HH, KL

Die durch die Hölle gehen( The Deer Hunter) USA 1978 R: Michael Cimino, D: Robert De Niro, Christopher Walken / Originalfassung mit Untertiteln

„Vielleicht hätte Michael Cimino im Titel statt auf den Jagdausflug seiner drei Arbeiterhelden auf das „Spiel“ verweisen sollen, das sie in der Kriegsgefangenschaft in Vietnam erlernen: Russian Roulette. Nicht der Hirsch ist im Gedächtnis geblieben, das schaurige Glücksspiel mit der einen Kugel in der Revolvertrommel ist es. Für die einen antikommunistische Propaganda, für die anderen ein Sinnbild der Gewalterfahrung, die der Krieg bedeutet.“ (taz) HH

Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben Großbritannien 1963, R: Stanley Kubrick, D: Peter Sellers, George S.Scott / Originalfassung mit Untertiteln “‘Dr. Strangelove‘ ist die wohl ultimative schwarze Komödie über das Thema einer außer Kontrolle geratenen Technik. Und während Pilot Slim Pickens auf seiner Atombombe den Cowboyhut schwenkend der Vernichtung der Menschheit entgegenrast, streiten sich der amerikanische Präsident (Peter Sellers) und der russische Premier in einem unglaublichen Telefongespräch darüber, wem die ganze Sache mehr leid tut. Tröstlich, dass sie eine Kompromisslösung finden: Es tut beiden gleich leid.“ (taz) HH

E

Easy Rider USA 1969, R: Dennis Hopper, D: Dennis Hopper, Peter Fonda / Originalfassung mit Untertiteln

“Die sentimentale Paranoia des Films entsprach offensichtlich den Vorstellungen einer riesigen jugendlichen Fangemeinde. In den später Sechzigern war es cool zu glauben, man könne nicht gewinnen und daß alles manipuliert und hoffnungslos war. Die Landschaften hatten blendende Formen; die überwältigende Musik von Jimi Hendrix und Gruppen wie The Band und The Byrds gaben den schleppenden Sequenzen einen Puls, und Peter Fonda mit seiner Miene von heiliger noblesse obligé starb für die Sünden Amerikas. Der Film wurde zu einer rituellen Erfahrung.“ (Pauline Kael) HH

Ein Mann wie Sprengstoff (The Fountainhead) USA 1948, R: King Vidor, D: Gary Cooper, Patricia Neal / Originalfassung ohne Untertitel

„An Architektur- und überhaupt Philosophie sich einigermaßen überhebendes Drama von King Vidor. Ein modernistischer Architekt – grandios fehlbesetzt mit Gary Cooper –, ist, statt Kompromisse einzugehen, lieber bereit, das nach eigenen Entwürfen errichtete Bauwerk zu sprengen. Plotmäßig konventionell, formal und dialogweise umso (über-)ambitionierter Film, durch und durch eigenwillig und zum Seltsamsten gehörend, was Regisseur und Hauptdarsteller je gemacht haben.“ (taz) HH

Ein perfekter Platz Frankreich 2006, R: Danièle Thompson, D: Cécile De France, Valérie Lemercier

„Jessica landet als Hilfskellnerin in einem Bistro der mondänen Pariser Avenue Montaigne, wo sich die Wege der Reichen und Verrückten aus einem Theater, einem Konzert- und einem Auktionshaus kreuzen. Die Autorin und Regisseurin Danièle Thompson (‚Jet Lag‘), die sich als Autorin u.a. für Louis-de-Funès-Filme seit langem schon im Komödien-Genre auskennt, hat aus dem modischen Plot eine doppelte Erzählung gemacht: halb Klamotte über Pariser Prominente und ihre Macken, halb Rührstück über die seelischen Nöte reicher Kunstliebhaber.“ (tip) H, HB, OL

Emmas Glück Deutschland 2005, R: Sven Taddicken, D: Jördis Triebe, Jürgen Vogel

„‚Emmas Glück‘ erzählt von der zärtlichsten Halsabschneiderin des Kinos. Die Bäuerin Emma lebt allein unter Schweinen und weiß sie sanft zu töten. Sie küsst und herzt die Tiere, bevor sie ihnen das Messer an die Kehle setzt. Als es einen Autoverkäufer auf Emmas Hof verschlägt, beginnt eine bezaubernde Geschichte über Männer, Schweine, die große Liebe und den Weg allen Fleisches. Basierend auf Claudia Schreibers Roman ist Regisseur Sven Taddicken mit zwei großartig harmonierenden Hauptdarstellern ein ebenso schwungvoller wie bewegender Film gelungen. (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KL, OL

F

Der freie Wille Deutschland 2006, R: Matthias Glasner, D: Jürgen Vogel, Sabine Timoteo

„Eine neunjährige Haftstrafe hat Theo wegen Vergewaltigung verbüßt. Wieder auf freiem Fuß wartet ein Leben in absoluter Unsicherheit auf ihn. Er lernt die 27-jährige Nettie kennen, die ihr ganzes Leben lang von ihrem Vater missbraucht wurde. Obwohl ihre Beziehung von Anfang an unter keinem guten Stern steht, geben sie ihrer langsam aufkeimenden Liebe eine Chance. Zehn Jahre nach ihrer ersten gemeinsamen Arbeit, ‚Sexy Sadie‘, begeben sich Regisseur Matthias Glasner und Schauspieler Jürgen Vogel erneut auf eine filmische Reise, in der sie einen Blick in die Abgründe verletzter Seelen werfen. Chronologisch gedreht, ist ‚Der freie Wille‘ ein Film von schmerzhafter Intensität, der seinen Weg konsequent zu Ende geht und allen Beteiligten dabei das Letzte abverlangt. Ein Seelenstriptease, der auch deshalb harter Tobak ist, weil sich die Filmemacher weigern, den Zuschauer an der Hand zu nehmen.“ (Blickpunkt:Film)H, HB, HH

Freunde mit Geld USA 2006, R: Nicole Holofcener, D: Jennifer Aniston, Frances McDormand

„Vier Frauen zwischen Ende 30 und Mitte 40: Frances McDormand spielt die mit einem Schöngeist verheiratete Jane, die grausige, flatterige Indiensäcke entwirft. Aniston ist die Single-Frau Olivia, die gerade ihren Job als Lehrerin geschmissen hat und nun zum Entsetzen ihrer Freundinnen putzen geht. Keener spielt die Drehbuchautorin Christine, deren Ehe eigentlich schon lange kaputt ist, und Cusack die gutsituierte Franny. Wie die vier Frauen miteinander, mit und ohne Geld umgehen, ist genau beobachtet und ehrlich erzählt.“ (tip) H, HB, HH, KL, OL

Frida Kahlo – Es lebe das Leben Mexiko 1984, R: Paul Leduc, D: Ofelia Medina, Juan José Gurrola / Originalfassung mit Untertiteln

“Lebensmomente der von einem schweren Schicksal gezeichneten mexikanischen Malerin Frida Kahlo, dargestellt in enger Verflechtung mit ihrem malerischen Werk, das ein Spiegelbild ihres eigenen Lebens ist. Eine hoch artifizielle Filmkomposition von anstrengend-intensiver Bildkraft, die zu einer faszinierenden Ästhetik verdichtet wurde.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

G

Das geheime Leben der Worte Spanien 2005, R: Isabel Coixet, D: Sarah Polley, Tim Robbins

“Schicht um Schicht entfaltet sich im Film der Katalanin Isabel Coixet die Geschichte von Hanna, der jungen Frau, die ein erstorbenes Leben als Hilfsarbeiterin in einer Fabrik lebt. Bis die frühere Krankenschwester, vom Vorgesetzten in die Ferien geschickt, auf einer Bohrinsel im nördlichen Atlantik die Pflege von Josef übernimmt, der, durch Verbrennungen temporär erblindet, doch mit der Fremden zu flirten beginnt. Es entspinnt sich eine berührende Liebesgeschichte, die in behutsamer Entwicklung die Wunden und Narben einer verheerenden Vergangenheit aufbrechen lässt. Der Film lässt nicht nur hervorragende Darsteller ein substanzielles Drehbuch realisieren, sondern schafft neben der inneren auch der äußeren Wirklichkeit bis hin zu ozeanographischen Fragen in verführerisch schönen Bildern Raum.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB

Geheime Staatsaffären Frankreich/ Deutschland 2006, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, François Berléand

„Eine Untersuchungsrichterin bringt mit dem Instinkt einer Jägerin und geradezu stählernem Charme in genüsslich zelebrierten Verhörsitzungen korrupte Top-Manager erst aus der Fassung und anschließend zur Strecke. Sarkastisch deckt sie den Amtsmissbrauch der Drahtzieher eines Großkonzerns auf, nicht ohne die Männer im grauen Flanell auf der anderen Seite ihres Schreibtisches noch ein wenig zu quälen. ‚Geheime Staatsaffären‘ ist eine Komödie der Macht: inszeniert (und orchestriert) mit typisch Chabrol’schem Witz, jener eigensinnigen Mischung aus Subtilität und Albernheit.“ (tip) H, HB, HH

The Giant Buddhas Schweiz 2005, R: Christian Frei

„Auf dem Weg, eine Geschichte über die von den Taliban gesprengten Buddha-Figuren in Afghanistan zu machen, verliert sich Frei (bewusst!) in vielen anderen Geschichten. Da ist die seit Generationen in ihrer Felshöhle lebende Familie, die nicht mehr dorthin zurück darf, weil die Felsen nun zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Da ist der Archäologe, der in der Wüste unbeirrt nach einer weiteren Buddha-Figur gräbt und da ist die afghanisch-stämmige Freundin aus Übersee, die sich ihr Leben lang vergebens danach sehnte, die nun gesprengten Buddhas einmal zu erleben. Der Film zeigt ihre unterschiedlichsten Vorstellungen vom Seienden und der Kultur. Und manchmal scheint er sich wirklich zu verlieren, würde Frei nicht fragen: „‘Wie sagte Buddha? Nichts bleibt, alles ändert.‘“ (Leipzig-Almanach) HB

Das G muss weg Deutschland 2006, R: Renate Günther-Greene

„Wie lebt es sich in unserem Land als Analphabet? Welche Schwierigkeiten des täglichen Lebens muss man meistern? Und wie kommt es überhaupt dazu, dass Menschen in Deutschland trotz Schulpflicht nicht ausreichend Schreiben und Lesen können? Das Dokumentarfilm-Projekt Das G muss weg von Renate Günther-Greene beobachtet die drei funktionalen Analphabeten Steffi (27), Mondo (25) und Nicole (24) in ihrem schwierigen Lebensalltag. Sie haben den Mut gefunden, an einem Kurs für Erwachsene teilzunehmen und mit der Kamera hat Günther-Greene die Protagonisten ein Jahr lang bei ihren Fortschritten und Rückschlägen begleitet. „Das G muss weg“ macht dieses vielleicht so fremde Problem hautnah erfahrbar.“ (zelluloid) H, HB, HL

H

Haie und kleine Fische Deutschland 1957, R: Frank Wisbar, D: Hans-Jörg Felmy, Horst Frank

„Zweiter Weltkrieg. Nach der Ausbildung auf einem Minensucher kommen vier junge Seekadetten auf ein U-Boot, das von den neuen britischen Radargeräten geortet und dann versenkt wird. Nur wenige können sich aus dem Boot an die Meeresoberfläche retten. Ein tragisch akzentuierter, technisch ausgesprochen versierter Film, der inhaltlich allerdings auf dem Niveau von Heftchenromanen steht.“ (Lexikon des internaionalen Films) HB

Der Hals der Giraffe Frankreich, Belgien 2004 R: Safy Nebbou, D: Sandrine Bonnaire, Louisa Pili

„In Safy Nebbous Regiedebüt sind Mitglieder gleich dreier Generationen einer Familie unterwegs auf der Suche nach der verschollenen Großmutter: die aufgeweckte neunjährige Mathilde, ihre Mutter Hélène und der Großvater Paul, der einst jeden Kontakt zu seiner Frau abgebrochen hatte, als sie ihn wegen eines anderen Mannes verließ. Nebbous unprätentiöse Inszenierung hält Tragik und Komik der melodramatischen Suche sehr subtil in der Waage und verlässt sich vor allem auf die hervorragenden Schauspieler.“ (tip) HB, HH, OL

Hans Albers-Nacht

„Der vielleicht berühmteste Darsteller maritimer Filmfiguren ist Hans Albers. Nicht zuletzt aufgrund seiner Darstellung des Matrosen Hannes in Helmut Käutners ‚Große Freiheit Nr. 7‘ wurde er zum Mythos. Auch als Lügenbaron in ‚Münchhausen‘ (Regie: Josef von Baky) mit dem berühmten Ritt auf einer Kanonenkugel, hat Albers sein Image als Haudegen und Mädchenschwarm des deutschen Films gefestigt. Das Kino 46 zeigt an diesem Abend beide Filme. Sie gehören zu den ersten deutschen Farbfilmen und werden in farbrestaurierten Fassungen gezeigt.“ (Kommunalkino Bremen) HB

Das Haus am See USA 2006, R: Alejandro Agresti, D: Keanu Reeves, Sandra Bullock

„Die junge Ärztin Kate lernt via magischer Briefpost den Architekten Alex kennen und lieben, als dieser in das gleiche Haus am See nördlich von Chicago zieht, das sie jüngst verlassen hat. Allerdings trennt die beiden die Kleinigkeit von zwei Jahren: Während sie sich in der Gegenwart gelangweilt durchs Leben treiben lässt, zermartert sich Alex im Jahr 2004 den Kopf, auf welchem Weg er sich der vertrauten Unbekannten trotz der Zeitdifferenz nähern kann. Melancholisch gefärbter Liebesfilm, über dessen logische Brüche man tunlichst nicht nachdenken sollte, wobei gerade die Unmöglichkeit ihrer Beziehung durchaus in Bann ziehen kann.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH

Die Hochzeit des Figaro Deutschland 1975, R: Jean-Pierre Ponnelle, D: Hermann Prey, Dietrich Fischer-Dieskau

„Jean-Pierre Ponnelle setzte im Auftrag des ZDF die Oper in den Londoner Shepperton Studios in Szene. Der Regisseur hatte zuvor eine gefeierte ‚Figaro‘-Inszenierung auf der Salzburger Bühne aufgeführt. In der Fernsehfassung nutzt er mit Rückprojektionen, Rückblenden und einer subjektiven Kameraführung die Möglichkeiten des Mediums. Die musikalische Leitung übernahm Karl Böhm. Unter Opernliebhabern gilt Ponnelles ‚Figaro‘-Umsetzung als Klassiker.“ (lycos) OL

Hui Buh, das Schlossgespenst Deutschland 2006, R: Sebastian Niemann, D: Michael „Bully“ Herbig, Christoph Maria Herbst

„‚Hui Buh – Das Schlossgespenst‘ durchdringt im Nu dicke Burgmauern, rennt aber gegen Wände, sobald es Angst und Schrekken verbreiten will. Die hysterischen Grimassen und die nervöse Zappelei der Figur erwecken den Eindruck, als müsse das Gespenst beruhigt werden. Allein der große Hans Clarin, der kurz nach den Dreharbeiten starb, schreitet als Kastellan und guter Geist würdevoll durchs phantasierarme Spektakel.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

I

Ice Age 2 – Jetzt taut‘s USA 2006, R: Carlos Saldanha

„Die Komödie zur Klimakatastrophe: Am Ende der Eiszeit müssen sich die Urzeitviecher vor einer Flutwelle in Sicherheit bringen. Auf der Flucht begegnen Mammut Manny, Säbelzahntiger Diego und Faultier Sid, die Helden des ersten ‚Ice Age‘-Spektakels, allerlei Getier, darunter zwei hyperaktiven Opossums sowie ein hübsches Mammut-Weibchen. Im US-Original beeindruckt das Trickfilmabenteuer von Regisseur Carlos Saldanha durch rasanten Wortwitz und absurden Humor. Entsprechend wurden die deutschen Synchronstimmen ausgewählt: Das Faultier spricht Otto Waalkes.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

K

Kaltblütig (In Cold Blood) USA 1967, R: Richard Brooks, D: Robert Blake, Scott Wilson 7 Originalfassung ohne Untertitel

„Die Ermordung einer vierköpfigen Farmerfamilie in Kansas durch zwei jugendliche Zuchthäusler. Verfilmung des ‚Tatsachenromans‘ von Truman Capote, der eine klinisch exakte Rekonstruktion darstellt und sich gleichzeitig durch Beschreibung der Vorgeschichte und der Folgen um eine Motivierung des Verbrechens bemüht. Der Authentizität des Buchstils folgender, mit nachdrücklichem Ernst gestalteter Film, der in einem aufrüttelnden Plädoyer gegen die Todesstrafe endet.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

The King of Comedy USA 1982, R: Martin Scorsese, D: Robert De Niro, Jerry Lewis

„Ein junger Mann, der sich für einen verkannten Starentertainer hält, verliert allmählich den Blick für die Wirklichkeit. Er entführt sein Vorbild und erzwingt sich damit den Platz in dessen Fernsehshow. Eine hintergründig erzählte Tragikomödie um die Ausbeutung von Träumen und den Widerspruch zwischen Illusion und Realität im amerikanischen Showbusiness. Vorzüglich interpretiert in den beiden gegensätzlichen Hauptrollen.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Kippenberger – Der Film Deutschland/ Österreich 2005, R: Jörg Kobel

„Porträt des ruhelosen Künstlers, Entertainers und Witze-Erzählers Martin Kippenberger (1953- 1997), der zu einer Art Popstar und Kunstclown aufstieg, durch sein nomadisches Leben mit Alkohol und Drogen jedoch seine Gesundheit ruinierte. Ein anekdotisch aufgefächerter Film, in dem Freunde, Verwandte und Gefährten des Künstlers zu Wort kommen. Da der Film aber eine grundsätzliche Distanz zu seinem Protagonisten spüren lässt, erschließen sich Leben und Charakter Kippenbergers nur bedingt.“ (filmdienst) H

Die Könige der Nutzholzgewinnung Deutschland 2006, R: Matthias Keilich, D: Peter Sodann, Ursula Andermatt

„‚Die Könige der Nutzholzgewinnung‘ thronen auf den Höhenzügen des Harzes und trotzen tatkräftig den Niederungen von Hartz IV. Der notorisch klamme Streuner Krischan veranstaltet mit seinen Kumpels Ronnie und Bert in seinem Heimatdorf Elend (das gibt‘s wirklich) einen Holzfällerwettbewerb und befreit die darbende Gemeinde aus ihrer Depression. In der Komödie, die so unverbraucht und betörend ist wie der Geruch einer frisch geschlagenen Tanne, erzählt Regisseur und Co-Autor Matthias Keilich von ungehobelten Kerlen, die mit rauem Charme die Herzen der Frauen und der Zuschauer erobern. Ein witziger, lebenswahrer, rundum beglückender Film.“ (Der Spiegel) HH, KL

L

Lady Henderson präsentiert Großbritannien 2005, R: Stephen Frears, D: Dame Judi Dench, Bob Hoskins

„Mit einer ‚Revuedeville‘ eröffnet Vivian Van Damm 1937 das Londoner Windmill Theatre, das sich die glücklich verwitwete Mrs. Henderson als exzentrisches Hobby zugelegt hat. Die Bühne der energischen Upper-Class-Lady wird in den folgenden Jahren zur Zuflucht amüsierwilliger Londoner und der Soldaten, die sich in der Stadt aufhalten: Denn wie in Paris treten hier – Nackttänzerinnen auf! Stephen Frears‘ glänzend besetzte und glanzvoll ausgestattete Komödie bezieht ihre Attraktion aus ihren scharfzüngigen Protagonisten und dem Umstand, dass hier ein wahres Stück britischen Widerstandskampfes ans Licht gehoben wird: im ‚Moulin Rouge an der Themse‘, das im Zweiten Weltkrieg als Speerspitze gegen die Lustfeindlichkeit agitierte.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH, KL

Lange Titanic-Filmnacht

„Das berühmteste Schiffsunglück der Geschichte verdankt seinen Mythos und Ruhm sicher nicht zuletzt den zahlreiche Verfilmungen. Das Kino 46 zeigt drei davon: Der Stummfilm In Nacht und Eis aus dem Jahr 1912 – dem Jahr der Katastrophe selbst – ist die erste Verfilmung des Titanic-Stoffes. 1997 drehte James Cameron auch seinen fulminaten Titanic-Film. Mit einer scheinbar dokumentarischen Rahmenhandlung, aufwändiger Tricktechnik, grandiosen Action-Szenen und einer prominenten Besetzung wurde er zum erfolgreichsten Film aller Zeiten. Neben diesen beiden Filmextremen wird außerdem die deutsche Verfilmung von Titanic aus dem Jahr 1943 gezeigt.“ (Kommunalkino Bremen) HB

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„‚Das Leben der Anderen‘ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachung leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt.“ (hip) H, HB, HH, KL, OL

Little Man USA 2006, R: Keenen Ivory Wayans, D: Marlon Wayans, Shawn Wayans

„Aus dem Knast entflohener Liliputaner lässt sich als Baby adoptieren. Die Wayans-Sippe um Regisseur Keenen Ivory (‚Scary Movie‘), mittlerweile ein Garant für Holzhammerhumor weit unterhalb der Gürtellinie, erhebt Begriffe wie Rektalthermometer und Genitalkick zum filmischen Leitmotiv. Da erscheinen Worte wie ‚unteriridisch‘, ‚abstoßend‘ und ‚Menschen verachtend‘ noch zu schmeichelnd. Das größte Rätsel ist, wie irgendjemand auf die Idee kommt, solch hirnverbrannten Schwachsinn zu finanzieren.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH,KL, OL

M

Das Mädchen aus dem Wasser USA 2006, R: M. Night Shyamalan, D: Paul Giamatti, Bryce Dallas Howard

„Im neuen Film von ‚Signs‘-Regisseur M. Night Shyamalan verirrt sich eine Wassernymphe folgenreich in die Welt der Menschen. Nach vier Blockbustern in Folge für Disney wechselte M. Night Shyamalan für seine insgesamt sechste Regiearbeit zu Warner. Auch mit der Geschichte selbst, die der Macher von ‚The Sixth Sense‘ und ‚Signs‘ eigentlich nur für seine Kinder geschrieben hatte, betritt er Neuland: Erstmals erzählt Shyamalan ein Märchen für die gesamte Familie – und mit Paul Giamatti und Bryce Dallas Howard, die für ihn in ‚The Village‘ ihr Debüt gab, ist der Film bestens besetzt.“ (Blickpunkt:Film), H, HB, HH, HL, KL, OL

Man muss mich nicht lieben Frankreich 2005, R: Stéphane Brizé, D: Patrick Chesnais, Anne Consigny

„Der 50-jährige Gerichtsvollzieher Jean-Claude führt ein einsames Leben. Doch dann lässt er sich dazu hinreißen, sich für einen Tangokurs anzumelden. Die lateinamerikanischen Rhythmen bringen Schwung in sein Dasein – und führen zur Bekanntschaft mit der jungen Françoise, in die sich der Einzelgänger verliebt. Auch Françoise fühlt sich zu ihm hingezogen. Die Gefühle kommen jedoch reichlich ungelegen. Denn was Jean-Claude nicht weiß, ist, dass die Schöne die Tangoschritte für ihre Hochzeit einübt. Zauberhafte, melancholische Tragikomödie über eine zarte Amour fou.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH

Miami Vice USA 2006, R: Michael Mann, D: Colin Farrell, Jamie Foxx

Wenn man merkt, wie sehr sich jemand bemüht, cool zu sein, dann ist dies nicht mehr cool. In diese Falle ist Michael Mann mit seiner Kinoadaption der von ihm selber damals produzierten TV-Serie „Miami Vice“ getappt. Der Film erschöpft sich in reiner Attitüde: Hauptsache Colin Farrell und Jamie Foxx sehen als die Undercover-Cops Crokkett und Tubbs toll aus. Bei dem Regisseur von „Heat“ reicht das nicht. (hip) DEL, H, HH, HB, HL. KL, OL

Monster House USA 2006, R: Gil Kenan

„Ein kleiner Junge entdeckt mit zwei Freunden, dass das alte Haus in seiner Nachbarschaft ein höchst aggressives Eigenleben entwickelt hat, dem sämtliche ‚Eindringlinge‘ zum Opfer fallen. Als der Eigentümer stirbt, ist für die drei Kinder der Weg frei, um das Geheimnis des lebendigen Hauses zu ergründen. Der für Kinder konzipierte 3D-Animationsfilm jongliert konsequent mit Grusel- und Komödien-Elementen und hält nicht nur die Zielgruppe in Gestalt einer abenteuerlichen Achterbahnfahrt in Atem. Der geschickte Rhythmus und die kauzigen, originell herausgearbeiteten Charaktere überdecken einige Ungereimtheiten.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

O

Olga Brasilien 2004, R: Jaime Monjardim, D: Camila Morgado, Caco Ciocler

„Ewige Liebe schwören sich Olga Benário und der Kommunistenführer Luís Carlos Prestes. Die großen Gefühle ihrer tragischen Beziehung verhindern jeglichen Realismus in dieser einfältigen Biografie der brasilianischen Nationalheldin. Telenovela-Kino, bei dem nichts authentisch wirkt, aber alles pathetisch, bis hin zum Märtyrer-Tod der Edelrevolutionärin im KZ. Solcher Propaganda-Kitsch reißt höchstens Margot Honecker vom Hocker.“ (Cinema) HB, HH, KL

Open Water 2 Deutschland 2006, R: Hans Horn, D: Susan May Pratt, Eric Dane

Dummheit muss bestraft werden, und so kommt kaum Mitleid mit den jungen Unbedarften auf, die in „Open Water 2“ so blöd sind, allesamt von einer Yacht ins weite Meer zu springen, ohne sich vorher darüber Gedanken zu machen, wie sie denn wieder aufs Schiff kommen könnten. Für den Rest des Films schwimmen sie dann im Wasser herum und spielen da bei jenes altbekannte Spiel, das wir hier politisch korrekt lieber „zehn kleine Dummerlein“ nennen wollen. Leider entpuppt sich der Regisseur als ähnlich unfähig wie seine Protagonisten, denn sonst wäre ihm aufgefallen, dass er da Stoff für höchstens einen Akt, aber ganz bestimmt keinen ganzen Film hat. (hip) HB, HH, HL

P

Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders Deutschland 2006, R: Tom Tykwer, D: Ben Whishaw, Dustin Hoffman

„Das Parfüm“ ist im Grunde ja eine zutiefst pessimistische Geschichte, und Jean-Baptiste Grenouille bleibt ein mörderischer Anti-Held, für den man bis zuletzt kaum Mitgefühl sondern eher eine manchmal schon an Ekel grenzende Faszination empfindet. Und hierbei ist Tykwer erstaunlich werktreu geblieben. Anders als bei den meisten anderen Literaturadaptionen, die Bernd Eichinger produzierte, wurde hier nicht alles Provozierende der Vorlage verwässert und glattgebügelt. Tykwer hat das Paris des 18. Jahrhunderts in grandiosen Bildern lebendig werden lassen. Aber die Geschichte, die er erzählt, bleibt düster und brutal. Er hat auch einen verschwenderisch ausgestatteten Kostümfilm inszeniert, in dem 1000 Komparsen sich bei der Hinrichtungsszene die Kleider vom Leib reißen und sich orgiastisch miteinander vergnügen. Nicht nur bei dieser Sequenz, die Tykwer weder prüde noch obszön inszenierte, erweist er sich als ein stilsicherer Filmemacher, der so kreativ ist, dass er auch bei solch einer aufwendigen Literaturverfilmung seine eigene Duftmarke nicht verliert. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2 USA 2006, R: Gore Verbinski, D: Johnny Depp, Keira Knightley

Ob dies nun tatsächlich „ein Schiffsuntergang von einem Film“ ist, wie der Kollege Tobias Rapp höchst originell schrieb, interessiert eigentlich wenig. Auch der Vorgänger war mit seinen endlosen Schwertkämpfen und Enterangriffen alles andere als gelungen, aber Johnny Depp riss alles heraus, und das tut er diesmal auch wieder. Seine Idee, den Piratenkapitän Jack Sparrow mit den Macken, Manien und Manierismen von Keith Richards zu schmücken, bleibt eine der originellsten und witzigsten schauspielerischen Inspirationen der letzten Jahre. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Q

Die Quereinsteigerinnen Deutschland 2005, R: Christian Mrasek, Rainer Knepperges, D: Claudia Basrawi, Mario Mentrup

„Um die Wiederaufstellung gelber Telefonhäuschen zu erreichen, entführen Barbara und Katja Telefonkonzernchef Harald Winter. Doch es ist nicht nostalgische Verklärung der Vergangenheit, die die beiden antreibt, sondern echte Wertschätzung jenes bedächtigeren Tempos, das das Leben in einer analogen Welt bestimmte. Das leuchtet bald auch dem Konzernchef ein, der seinen erzwungenen ‚Urlaub‘ zu schätzen lernt, umso mehr als zwischen Barbara und ihm zarte romantische Bande zu keimen beginnen. Dieses Lustspiel erfreut nicht nur mit schrägem Witz und einem Faible fürs Absurde, in ihm wird auch die hohe Kunst der Slow-Burn-Komik geradezu meisterhaft zelebriert.“ (tip) HH

S

Sehnsucht Deutschland 2006, R: Valeska Griesebach, D: Anett Dornbusch, Andreas Müller

„‚Sehnsucht‘ entdeckt in der tiefen deutschen Provinz ganz große Emotionen. Im brandenburgischen Dorf Zühlen wacht der verheiratete Handwerker Markus Koplin eines Morgens neben einer Kellnerin auf und kann sich an kaum mehr erinnern als an den ersten Drink. So wie die Feuerwehr in diesem Film nichts zu löschen hat außer den Durst und zündelnd die Flammen des Osterfeuers am Lodern hält, sind die Bewohner für jeden Funken der Leidenschaft dankbar. Doch ohne das dörfliche Leben je zu denunzieren, ist der jungen Berliner Regisseurin Valeska Grisebach ein schroffer Liebesfilm gelungen, voller Zuneigung zu ihren Figuren, die auf anrührende Weise nicht wissen, wohin mit ihren Gefühlen.“ (Der Spiegel) H, HH, KL

Snakes on a Plane USA 2006, R: David R. Ellis, D: Byron Lawson, Samuel L. Jackson

„An Bord eines Linienfluges geschmuggelte Schlangen sollen den Augenzeugen eines Mordes ausschalten. Kalkulierter Trash, der die Standards des Katastrophenfilms originell variiert. Als Popcornkino brillant.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

Superman Returns USA 2006, R: Bryan Singer, D: Brandon Routh, Kevin Spacey

„Alles andere als zum Gähnen ist das neue Abenteuer des Comic-Helden. Es menschelt aufs Schönste, die Konflikte sind nachvollziehbar, gleichzeitig kommt die Action voll zur Geltung. Der aufwendige und abwechslungsreich inszenierte Film überzeugt mit seiner visuellen Gestaltungskraft, seiner Medien-Ironie und seinem Tempo. Indem er sein Genre ernst nimmt, beflügelt er es und verblüfft sein Publikum.“ (Filmbewertungsstelle Wbn) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

T

Taxi Driver USA 1975, R: Martin Scorsese, D: Robert de Niro, Jodie Foster, Harvey Keitel / restaurierte Kopie

“Robert de Niro ist in fast jeder Einstellung von Martin Scorseses fieberndem, entsetzlich komischen Film über einen New Yorker Taxifahrer. Dieser grimmige, mächtige Film ist wie eine grobe, sensationslüsterne Version von Dantes Inferno. In einigen Szenen erreicht Scorsese eine trance-gleiche Wirkung, der ganze Film lässt die Zuschauer schwindeln.“ (Pauline Kael) H

Thank You for Smoking USA 2005, R: Jason Reitman, D: Aaron Eckhart, Maria Bello

„Weniger der Tabakindustrie als den skrupellos wahrheitsverdrehenden ‚spin doctors‘ jeder Branche gilt diese brillante Satire. Aaron Eckhart verkörpert den aalglatten und wortgewandten Tabak-Lobbyisten Nick, der es mit krebskranken Teenagern ebenso aufnimmt wie mit politisch korrekten Senatoren, verführerischen Reporterinnen und einem bewaffneten Ex-‚Marlboro Man‘. In weiteren Rollen glänzen Robert Duvall, Maria Bello, William H. Macy und Katie Holmes. Jason Reitmans Adaption des Romans von Christopher Buckley ist ebenso bissig wie spassig, für Paffer genauso wie für Passivraucher.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, HL, KL, OL

The Glass House USA 1972, R: Tom Gries, D: Alan Alda, Kristoffer Tabori / Originalfassung ohne Untertitel

Eine auf dem Roman von Truman Capote basierende Fernsehproduktion, die von einem User bei der internet Movie Database als „The most believable prison movie ever made“ beschrieben wird. (hip) HB

Trennung mit Hindernissen USA 2006 , R: Peyton Reed, D: Jennifer Aniston, Vince

„Eine ‚romantische Komödie‘, an der so gut wie nichts komisch oder romantisch ist: Nach kurzem Vorgeplänkel begibt sich das ungleiche und frisch zerstrittene Paar Brooke und Gary in einen melancholischen Stellungskrieg in der gemeinsamen Eigentumswohnung. Dabei reibt sich der Film zwischen vermutlich lustig gemeinten Klischees, albernen Nebenfiguren und der gar nicht einmal so unrealistischen Streitsituation des Paares langsam auf – doch die schwermütige Bitterkeit, die sich in dieser Komödie langsam breit macht, hat durchaus etwas.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

The Twilight Samurai Japan 2002, R: Yoji Yamada Hiroyuki, D: Sanada, Rie Miyazawa/ Originalfassung mit Untertiteln

„Im Japan der Jahre vor 1868 spielt ‚Tasogare seibei‘ von Yoji Yamada, was bald mit ‚Mondschein-Samurai‘, bald mit ‚Samurai in der Dämmerung‘ übersetzt wird. Iguchi, der Titelheld, ist ein Samurai niederen Rangs, der von seinem Herrn vornehmlich als Buchhalter und Magaziner beschäftigt wird und sich im Übrigen vor allem um den Haushalt mit seniler Mutter und zwei schulpflichtigen Töchtern kümmert. Die Bewährungen im Schwertkampf kommen schließlich doch noch, und er besteht sie glänzend; dennoch liegt die Qualität dieses schönen Films viel mehr in der Eindringlichkeit, mit der hier die Liebe des Vaters zu seinen Kindern und seine Angst vor einer erneuten Bindung an eine Frau gezeigt werden.“ (Neue Zürcher Zeitung) H

U

Urmel aus dem Eis Deutschland 2006, R: Holger Tappe, Reinhard Klooss

„‚Urmel aus dem Eis‘ ist ein aufgewecktes Dinosaurier-Baby, das auf einer Südseeinsel mit seinen tierischen Freunden und einem verschrobenen Sprachprofessor das Leben genießt, bis plötzlich ein Großwildjäger ins Paradies einfällt. Die temporeiche und gradlinige Leinwand-Adaption des Kinderbuch-Klassikers von Max Kruse erweckt die liebenswerten Charaktere der Vorlage, die 1969 durch einen TV-Vierteiler der Augsburger Puppenkiste legendär wurden, zu neuem digitalem Leben. Die Regisseure Holger Tappe und Reinhard Klooss verwandeln den Stoff in zeitgenössische kindgerechte Unterhaltung und verbreiten ungetrübt gute Laune.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

V

Vers le Sud – In den Süden Frankreich 2005, R: Laurent Cantet, D: Charlotte Rampling, Karen Young / Originalfassung mit Untertiteln

„Haiti, Anfang der achtziger Jahre: Trotz politischen Unruhen räkeln sich Touristen aus aller Welt in einem paradiesischen Hotel am weißen Sandstrand – vor allem aber Touristinnen in reiferen Jahren. So lassen sich etwa die forsche Britin Helen (Charlotte Rampling) und die naiv-prüde Amerikanerin Brenda (Karen Young) auf ihrer Suche nach Liebe, Geborgenheit und Sex in die Arme junger Haitianer fallen, die Charme und Zärtlichkeiten gegen ein paar Dollars tauschen. Dem französischen Filmemacher Laurent Cantet gelingt es mit seinem dritten Spielfilm, die untrennbare Verschweißung von Intimität und Macht, Liebe und Ökonomie in der Begegnung zwischen ärmerer Südbevölkerung und westlichen Touristen in bestürzender, aber völlig wertfreier Offenheit darzustellen.“ (Neue Zürcher Zeitung) H

Volver – Zurückkehren Spanien 2006, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Carmen Maura

„Es sind keine schrillen Weiber am Rand des Nervenzusammenbruchs, die Pedro Almodóvar hier inszeniert, sondern Frauen, die mitten im Leben stehen, lebende und höchst lebendige Tote. ‚Surrealistischen Naturalismus‘ nennt der Spanier sein Stilprinzip, das ihm erlaubt, mühelos zwischen der Welt der Lebenden und derjenigen der Toten zu wechseln und sein großartiges Frauenensemble durch eine Geschichte zu dirigieren, in der sich Witz und unvermittelter Ernst, Komik und plötzliche Beklemmung auf bezaubernde Weise die Hand reichen. Das kulminiert in den Szenen, in denen die tote Mutter (Carmen Maura) den Schwestern Sole (Lola Dueñas) und Raimunda erscheint, letztere verkörpert von einer hinreißend schönen Penélope Cruz, der der Regisseur auf erotische Weise huldigt.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, HL, KI, OL

W

Water Kanada/Indien 2005, R: Deepa Mehta, D: Lisa Ray, Seema Biswas

„Ein achtjähriges indisches Mädchen, das von den Eltern zwangsverheiratet wurde, wird nach dem Tod des Ehemanns nach hinduistischem Brauch in einen Ashram für Witwen gesteckt. Hier trifft es Frauen, die ihr Schicksal teilen, vor allem aber eine Leidensgefährtin, die als Prostituierte für die Finanzierung des Ashrams sorgen muss. Gegen Ende der 1930er-Jahre in Benares spielender Abschluss der ‚Elemente‘-Trilogie von Deepa Mehta über das Schicksal indischer Frauen. Der subtil inszenierte, detailreich ausgestattete Film erzählt von einer traditionellen Form der Unterdrükkung; die zwischen Trauer und Hoffung, Melancholie und Romantik pendelnde Geschichte wird durch den märchenhaften Schluss aufgebrochen.“ (filmdienst) H, HH

What the Bleep do we (K)now? USA 2004, R: Betsy Chasse, Mark Vincente, William Arntz

“Ver....., was wissen wir eigentlich?“, könnte der sinngemäß übersetzte deutsche Titel dieses seltsamen Films sein, in dem sich 13 Wissenschaftler und ein 35 000 Jahre altes Bewusstsein vom verschwundenen Kontinent Atlantis eben diese Frage nach dem Leben, dem Universum und allem stellen. Doch die drei Filmemacher konnten sich nicht auf eine Stilform einigen, mit der sie ihre Geschichte erzählen wollten, und so inszenierte jeder von ihnen ein Drittel des Films, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob die drei Erzählebenen irgendwie zusammenpassen. Und so fragt sich der Zuschauer leider zu oft in diesem Film „What the Bleep are they doing?“ (hip) H, HH

Wie sehr liebst du mich? Frankreich 2005, R: Bertrand Blier, D: Monica Bellucci, Bernard Campan

„Die laszive Daniela wird in einer Nachtbar am Pigalle von den Männern umschwärmt, wie das Licht von den Motten. In der Überzeugung, er habe beim Lotto gewonnen, bietet Francois der Schönen der Nacht an, gegen Bezahlung zu ihm zu ziehen. Daniela willigt ein und folgt ihm in seine Wohnung. Aber so leicht kann man eine Nutte nicht ans häusliche Leben gewöhnen, zumal ihr Zuhälter Charlie die Entwicklung alles andere als lustig findet. Nach der eher unsäglichen Altherrenfantasie ‚Les cotelettes‘ findet der ewige Agent provocateur Bertrand Blier (‚Die Ausgebufften‘) mit einer abermaligen Variation seiner Lieblingsthemen (Sex, Unterwerfung, Macht) zu alter Form zurück und setzt Monica Bellucci endgültig ein Denkmal als Vollweib des neuen Jahrtausends.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, KL

Windjammer USA, 1957/58, R: Louis de Rochemon III, Bill Coleran

„Die Reise eines Segelschulschiffes von Oslo nach New York. Während der achtmonatigen Überfahrt wird die Arbeit der Seekadetten und eine Vielzahl abwechslungsreicher Begebenheiten zu Lande und zu Wasser beobachtet. Ein Dokumentarfilm in technischer Perfektion. Die eindrucksvollen Effekte des ‚Cinemiracle‘-Verfahrens, das dreidimensionale Bildwirkung simuliert und auch auf überdimensionalen Formaten eine makellose Bildschärfe garantiert, lassen sich nur auf der großen Kinoleinwand nachvollziehen.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Wie in der Hölle Frankreich/Italien/Belgien/Japan 2005, R: Danis Tanovic, D: Emmanuelle Béart, Karin Viard“Die Schicksale von vier Frauen, die zusammenhanglos nebeneinander zu stehen scheinen, offenbaren sich durch das Einwirken eines jungen Mannes als tragische Verflechtungen, in denen ein unerbittliches Schicksal wirkt. Nach Tom Tykwers ,Heaven‘ die zweite Verfilmung eines Drehbuchs aus Krzyzstof Kieslowskis ,Himmel-Hölle-Purgatorium‘-Trilogie. Die kunstvoll konstruierte Handlung erweist sich als spannungsarm exekutierte philosophische Reflexion, deren Szenario mit erlesenen Mitteln durchgespielt wird, der es aber deutlich an Substanz mangelt.“ (filmdienst) H

Zum Glück geküsst USA 2006, R: Donald M. Petrie, D: Lindsay Lohan, Chris Pine

„Ashley ist ein wahrer Glückspilz: Smart, gut aussehend und erfolgreich als Managerin einer Boyband, schwebt sie geradezu durchs Leben. Das Gegenteil ist bei Jake der Fall, der sich als Hausmeister durchschlägt, sich vergebens müht, für die Band McFly einen Plattenvertrag zu ergattern, und vom Pech geradezu verfolgt wird. Auf einem Maskenball kommen sich Ashley und Jake näher, und die Pole von Glück und Pech scheinen sich zu vertauschen, was Lindsays perfektes Leben ganz schön auf den Kopf stellt. Die solide und romantische Fantasy-Komödie mit Slapstick-Elementen bedingt viele Klischees und bleibt an der Oberfläche, kann aber mit spielfreudigen Darstellern trumpfen.“ (Rheinischer Merkur)H, HB, HH, KL