: Betr.: Berlin Blockade
„Die Blockade, das war eigentlich nur, daß der Russe die Grenzen abgesperrt hat, daß man nicht mit Sachen in die Westsektoren reinkommt. Man sprach nicht von der Volkspolizei, sondern sagte „der Russe“. Dabei war das eigentlich nicht so schlimm. Es waren Polizisten an den Grenzen. (...) Mein Freund seine Mutter, die wohnte hier in der Ackerstraße, hier hinten, und da haben wir Kohlen hier rübergeschleppt, wir haben sie immer durchgekriegt.
Und sobald es rausging in die Außenbezirke?
In den Außenbezirken, also in die Zone rein, waren Grenzbäume. Da waren auch noch russische Soldaten und Volkspolizei. Wobei, die haben mehr die Fahrzeuge kontrolliert und aufgepaßt, Deserteure der Russen, und daß die mit den Fahrzeugen nicht Spazierfahrten machen. Ich weiß keinen, wo sie an den Schlagbäumen der Bevölkerung was abgenommen haben. (...) Die schlechten Erfahrungen mit Kontrollen hat man so auf den Umsteigebahnhöfen in der Zone gemacht.
Das heißt, Sie sind dann während der ganzen Blockade auch ab und zu mal Hamstern gefahren? Wie oft denn so?
Alle drei Wochen, so ungefähr. Weil wir ja immer zwei, drei Tage weg waren, außerdem mußte man ja was haben, zum Tauschen. Also für Geld war ja wenig zu machen. Zigaretten waren wichtig. Nun hatten wir da ein paar Bauern, der wollte dann dicke Nähnadeln, um Geschirr zu flicken, oder Ahlen oder sowas, und da haben wir dann was versucht zu machen. Und was man eigentlich brauchte, das wurde rangeholt, durch Schiebung, eingetauscht.“
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