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Betr.: Antworten auf Letzte Fragen

Haben Nacktschnecken Schamgefühle? (Pfingsten 2000)

Antwort: Nein, wenn ich mir mein Salatbeet betrachte und die zerfressenen Blätter sehe. So was von schamlos!

Reinhard Kulik, München

Müssen sie wohl, weil sie keinen Namen auf der Schale tragen können. So gesehen in Ruhleben bei Plön: Dort wohnen die Weinbergschnecken Lothar, Olli, E.T., Birgit, Elke, Roby, Tobias und noch ein paar mehr. Wer sie mit Filzschreiber getauft hat, weiß ich nicht.

Wolf Schairer, Elmshorn

Nach Regen nicht.

WG-Herkulesblick, Kassel

Bei Schnecken handelt es sich, genau wie bei Regenwürmern um Exhibitionisten, die keine Probleme damit haben, sich in voller Blöße in die Öffentlichkeit zu wagen. Wenn Sie also einer perversen Nacktschnecke begegnen: Anzeige erstatten!

Tim Giesecke, Bremen

Und ob! Deshalb versuchen sie auch ständig, sich mit Salatblättern zu bedecken. Sehr zur Freude der Gartenbesitzer.

Robert Sacamano, Berlin

Ja. Trotzdem, oder gerade deswegen, müssen sie sich überall einschleimen.

Andreas Fieberg, Bonn

Nein.

WG Dorumstraße, Bremen

Natürlich, sonst würden sie ja nicht warten, bis es draußen schummerig ist und man sie erst sieht, wenn man wieder mal draufgetreten ist.

Sabine Sänger, Hamburg

In der Bibel steht nichts darüber, dass mit Adam und Eva auch die Nacktschnecke aus dem Paradies ausgewiesen worden ist. Bekanntlich schleppen wir Menschen seit jenem Ereignis das mit uns herum, was als „Schamgefühl“ bezeichnet wird. Da die Tiere, also auch die Nacktschnecken, in den so genannten Sündenfall nicht verwickelt waren, gehen ihnen bis zum heutigen Tag Schamgefühle völlig ab. Sie dürfen völlig unbekleidet herumlaufen, in aller Öffentlichkeit kopulieren und ihre Notdurft verrichten – und niemand findet etwas dabei. Und was ist mit den Schnecken, die ihr Haus mit sich herumschleppen, könnte man einwenden. Ist doch nur eine Unterkunft, aber keine Verhüllung des Körpers. Auch Schnecken mit Haus kriechen völlig nackt durchs Leben.

Übrigens gibt es Gegenden in Deutschland, wo wohlgerundete, hübsche (und unschuldige?) Frauen als Nacktschnecken bezeichnet werden.

Uwe Tünnermann, Lemgo

Laut Bibel ist die Entstehung der menschlichen Scham auf den verbotenen Verzehr von Äpfeln zurückzuführen und durch Tragen von Feigenblättern über den primären Geschlechtsmerkmalen manifestiert worden. Über ähnliche Essgewohnheiten von Schnecken macht die Bibel keine Aussage, obwohl angenommen wird, dass auch biblische Schnecken sich an Obst heranmachten, allerdings ihre Scham mit Salatblättern bedeckten. Einige Schnecken fraßen ihren Schamschutz umgehend auf und müssen zur Strafe nackt durch die Welt schleimen. Sie gelten bis heute als unverschämt.

Gerhard Drexel, Berlin

Ungefähr so viele wie Softpornodarsteller. Einerseits zeigen sie sich nach dem Regen auf den Wegen prall und saftig wie ihre männlichen Pendants nach 23 Uhr auf den Schmuddelkanälen. Andererseits bleibt ihre intime Vorderseite neugierigen Blicken der Wanderer ebenso verborgen wie die ihrer fünfgliedrigen Kollegen dem Spanner vor der Glotze: Sie werden vom Wanderer ebenso wenig auf den Rücken gedreht wie jene von ihren Aktricen.

Claus Metz,

Frankfurt am Main

Natürlich. Als schamlos empfinden sie aber nicht ihre Nacktheit, sondern die schleimigen Selbstdarstellungsversuche ihrer Verwandten, die mit ihrem Immobilienbesitz (etwa einer Doppel-Schneckenhaus-Hälfte) protzen.

Stephan Baerwolff, Jork

Wie heißt das Innere vom Brot, also alles, was nicht Kruste ist? (Pfingsten 2000)

Das Weiche.

Volker Simon, Augsburg

Weichteil!

Andreas Walter, Bremen

Ganz einfach: Krume – der (innere) weiche Teil; aus dem Mittelniederdeutschen. Auch bei Brötchen bzw. Kuchen zu beobachten. Wird die Krume zerkleinert, erhalten wir Krümel. Haben wir Krümel z. B. beim Frühstück auf den Tisch gekrümelt, müssen wir diese entfernen und verwenden dabei den Krümelbesen. Es gibt Leute, die jedes Krümelchen auflesen, die so genannten Krümelkacker, worüber wir uns krümelig lachen können. Übrigens, ich esse lieber die Kruste, die Krume pule ich heraus und gebe sie meinem Krümel.

Steffen Sachtleber, Berlin

Inhalt! Das stammt von meiner Tochter, die diesen – insbesondere bei Brötchen – vehement von allen forderte, weil sie zu faul war, das harte Drumherum zu beißen: „Krieg ich deinen Inhalt?“

Manuela Wegener, Berlin

Ganz ernsthaft: Krume.

Wolf Schairer, Elmshorn

Warum heißt das Fehlen auf Arbeit „blaumachen“? (Pfingsten 2000)

Nun, das kommt natürlich vom blauen Montag, ist doch klar! Und der, das wissen wir Färber genau, kommt davon, dass unsere Zunft früher mit Waid blau gefärbt hat. Die Stoffe wurden samstags in die blaue Farbe eingelegt und erst am Montag wieder herausgeholt. Damit die Farbe sich entwickeln konnte, mussten die Stoffe zum Oxidieren aufgehängt werden, wobei sie dann allmählich blau wurden. Übrigens war es lange bei Todesstrafe verboten, den schneller verblauenden Indigo zu benutzen, denn das hätte schon frühzeitig das Aus des blauen Montags bedeutet. Jetzt dürfen wir aber Indigo benutzen und können jeden Tag Blau machen/blaumachen.

Martin Luckschreiter,

Mindersdorf

Eine schnelle Umfrage ergab vielerlei Lösungen („Hat was mit blauem Himmel bei schönem Wetter zu tun“ u. ä.). Recht hat vermutlich meine Mutter mit der Behauptung, der Ausdruck käme aus der Färberei: Stoffe nehmen blaue Farbe sehr langsam an, und inzwischen kann man nicht viel tun ... Mein Großvater hingegen erzählt: Das beste Mittel, den blauen Farbstoff aus der Ursprungssubstanz (er vermutet eine Pflanze) herauszulösen, sei früher Urin gewesen, weshalb man viele Männer von ihrer üblichen Arbeit befreite, sie um einen großen Bottich postierte und reichlich mit Bier versorgte, um die chemischen Prozesse so richtig in Fluss zu bringen (ein Bild für Götter!?).

Katharina Volk, München

Wenn Mann/Frau blaumacht, hofft er/sie, dass wie bei den ursprünglichen „Blaumachern“ andere die Arbeit machen. Und das geht so: Stoff mit Indigo oder Blauwurzel färben (ergibt ne schlammig-grüne Farbe); heftig drüberpinkeln und abwarten und Tee beziehungsweise Bierchen trinken. Die Natur (also die Harnsäure) erledigt den Rest und der Stoff wird wunderbar blau. Die Bewunderung für diesen Teil der Färberarbeit ist noch heute im Begriff „blaumachen“ zu hören.

Uta Eichin, Waiblingen

Wie so vieles im Leben ist auch das eine Sache der Kontinuität. Erst betrinkst du dich „blau“, dann machst du „blau“, anschließend erhältst du einen „blauen Brief“ und erlebst dein „blaues Wunder“. Um dieser Verkettung zu entgehen, besorgst du dir einen „gelben Schein“, der früher jedoch ebenfalls „blau“ (sic!) war.

Roland Kosiol, Leipzig

Weil der Grund für das Fehlen oft eine „Fahrt ins Blaue“ ist.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Wenn einer auf Arbeit fehlt, müssen die Übrigen „ohne ihn“ (hebräisch bli + das Personalpronomen, das als so genanntes Pronominalsuffix, in diesem Falle „o“, einfach nur an die Präposition angehängt wird: B’lo oder jiddisch B’law) schaffen.

Uta Eckensberger, Saarbrücken

Wie heißen die länglichen Kunststoffteile, die an der Kasse aufs Band gelegt werden, um die Waren voneinander abzugrenzen (3. 6. 00)

Gütertrennung.

Thomas Mahn, Wehrheim

Dingsda.

Heidrun Löwner, Kiel

Trenne (weiblich und nur im Singular anwendbar).

Brigitte Steuer, Köln

Zwischendeich.

Kristina Matthiesen, Bremen

In der Schweiz nennt man sie Kassentoblerone.

Christoph Friske, Kriftel

„Warengrenzer“ (erinnert aber stark an die Grenztruppen der DDR). Es werden aber ja auch die Kunden abgegrenzt. Also „Kundeneinteiler“? „Kundenteiler“ klingt wohl zu grausam.

Wolfram Schulz, Berlin

Kundenspalter.

Melle Lahmer, Siegen

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