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Betr.: Antworten auf Letzte Fragen

Warum wird Trübsal „geblasen“? (1. 7. 00)

Dieses Jagdsignal wird entweder auf dem großen, oder auf dem kleinen Jagdhorn geblasen und drückt die Trauer und den seelischen Schmerz über das erlegte Wild aus. Es dient heute noch der Verständigung bei Treibjagden.

Beate Hesse und Thomas Enger, Jever

Weil ein Bachometer, das trübe Aussichten anzeigt, sich durch starkes Blasen umstimmen lässt.

Stefan Kettemann, Hamburg

Weil du bei Trübsal dicke Backen machst und gegen die Last anbläst, die dein Herz schwer macht.

Gisbert Zalich, Bremen

Bei großen Wehwehchen reicht Pusten leider nicht aus.

Peter Woltersdorf, Berlin

Da außer Trüb- weder Schick-, Scheu-, noch Rinn- oder Mühsal geblasen werden können, muss diese windige Eigenart des Wortes am „Trüb“ liegen, statt am „sal“. Zu meiner eigenen Trübsäligkeit

Diana Hellwig, Erfurt

Damit es vergeht. Wie weggeblasen ist.

Hubert Brunner, Berlin

Woher kommt der Begriff „Notdurft“? (1. 7. 00)

In der Not durft man seine Notdurft verrichten. Allerdings nur an Plätzen ohne Kameraüberwachung. Wer will schon die Konsequenzen tragen und ganzseitige FAZ-Anzeigen schalten müssen?

Martin Braun, Leipzig

„Notdurft“ kommt von „in der Not dürfen“, denn wenn es einen im Leib arg müht und zwickt, ist es erlaubt, dieses Trübsal sozusagen furz-ublasen.

Gerd Neurath, Saarbrücken

In seiner Not durft Cäsar bei Kleopatra auf dem Donnerbalken sitzen und scheißen. Daher die feinere Umschreibung.

Gisbert Zalich, Bremen

Von der Expo in Hannover.

Beate Hesse und Thomas Enger, Jever

Davon, dass man schnell in arge Not kommt, wenn man nicht darf.

Stefan Kettemann, Hamburg

Der Begriff kommt aus dem Mittelhochdeutschen. „Notdurft“ ist eine syntaktische Fügung aus dem Abstraktum „(be)dürfen“ und dem instrumentalen „Not“, also „aus Not bedürfen“.

Schon damals sagten Betroffene gern und nicht verschämt: „Ich verrichte meine Notdurft“.

Anja Kaspari, Bottrop

Notdurft setzt sich zusammen aus „durft“, einer kleinasiatischen Konjugationsvariante von „dürfen“ und dem englischen „not“. Der Sinn des Wortes wurde erst kürzlich wieder deutlich, als sich der Prinz von Hannover am türkischen Pavillion erleichterte, obwohl eine Istanbuler Hostess versuchte, ihn davon abzuhalten: Hoheit! Not durft!

Norbert Münst, Wittlich

Notdurft, wird aus einem N, einem o, einem t, einem d, einem u, einem r, einem f und einem t zusammengesetzt und kommt somit aus einem Land, das das Prinzip der sinnvollen Aneinanderreihung gewisser Vokale und Konsonanten nicht beherrscht und meiner Meinung nach selbstständig werden sollte. Aus Bayern.

Martin Teller, taz-Schülerpraktikant aus dem Berliner Hochland

Wie funktioniert eine Zwickmühle und wie gerät man hinein? (1. 7. 00)

Als Zwickmühle wird eine Position beim Mühle-Spiel bezeichnet, bei der der Gegner mit seinem Spielstein unabhängig wie er zieht, in einer Mühle fangen kann.

Beate Hesse und Thomas Enger, Jewer

Die Zwickmühle ist eine typisch bayerische Einrichtung, benannt nach dem Bäderkönig „Eduard Zwick“. Sie ist vergleichbar mit den „Mühlen der Justiz“ in anderen Bundesländern. Es soll dort unangenehm sein, wenn man hinein gerät.

Nicht so in Bayern. Da mahlen diese Mühlen auch ganz anders, denn ab einer bestimmten Einkommenshöhe und als Mitglied der CSU kommt man aus jeder verzwickten Lage wieder heraus. Die Betreiber dieser Mühle sind führende Politiker und werden für ihre Zwickarbeit – äh . . . – Mahlarbeit vermutlich extra bezahlt.

Günther Gottinger, Erlangen

Klassische Zwickmühlen gibt es beim Mühle-Spiel. Es handelt sich da um besonders verzwickt gebaute „Mühlen“. Bei einer „Zwickmühle“ stehen die Spielsteine so, dass der Spieler mit einem einzigen Zug gleichzeitig eine „Mühle“ öffnet und eine andere schließt. Wenn er diesen Zug also öfter wiederholt, kann er der Gegenpartei bei jedem Zug einen Spielstein wegnehmen. Wenn eine solche „Zwickmühle“ gut angelegt ist, kann der Gegner in überhaupt nichts „hinein geraten“ – im wörtlichen Sinne – , solange er noch mehr als drei Spielsteine im Feld hat.

Im übertragenen Sinne bedeutet „Zwickmühle“ so viel wie „Zwangslage, gegen die man nichts ausrichten kann“. Hinein gerät man, im Spiel wie im Leben, durch Pech. Oft aber auch durch fehlende Aufmerksamkeit. Im Mühle-Spiel hat man dann noch eine gewisse Chance, die Niederlage abzuwenden, weil man „springen“ kann, wenn man nur noch drei Spielsteine im Feld hat. Im Leben kann man nicht unbedingt mit einer solchen Chance rechnen.

Winfried Schumacher, Köln

Meine Gegner wissen es nicht, und das soll auch so bleiben. Sonst würde ich ja nicht mehr beinahe jedes Mühle-Spiel gewinnen.

Gisbert Zalich, Bremen

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