Besucher des Tages (1): „Gott ist uncool“

taz: Thomas, was treibt dich zum Kirchentag?

Thomas Schmitz: Mein Vater, weil der viel mit Kirche zu tun hat. Er kommt mit der palästinensischen Fußballmannschaft der Frauen. Wir waren schon oft auf solchen Festen.

Worauf freust du dich?

Hier ist meistens ziemlich viel los, hier spielen viele Rockbands, die sind immer sehr cool. Außerdem kommt hier jeder hin.

Glaubst du an Gott?

Ja, schon, aber nicht so genau. Die meisten denken: Gott ist der Chef da oben, der denkt, alles wär falsch, wenn man sich nicht an Sachen hält. Ich versuche, mich an die zehn Gebote zu halten. Schaffe ich aber nicht immer.

Wo fällt es dir denn schwer?

Beim Lügen. Wenn meine Eltern fragen: Wo warst du denn schon wieder? Und ich war dann irgendwo, wo ich eigentlich nicht hin sollte. Auf einer Party oder so.

Betest du dann?

Ich bete schon, wenn ich mal Zeit habe. Und wenn ein Tag schön gewesen ist, dann danke ich Gott.

Mit einem speziellen Gebet?

(lacht) Ne, ich kann mir die Gebete nicht merken.

Gehst du in die Kirche?

Nie. Das ist langweilig da.

Was würdest du ändern?

Vielleicht mal in einem anderen Raum feiern. Ich weiß, dass es Kirchen schon seit hunderten von Jahren gibt, so schnell lässt sich das nicht ändern. Aber man sollte vielleicht die jungen und die alten Leute trennen. Für Jugendliche sollte es wie in einem Jugendclub sein. Jetzt sitzen in den großen Kirchen die 9- bis 10-Jährigen vorne und gammeln rum, weil ihnen so langweilig ist. Und wenn sie 11 sind, haben sie keinen Bock mehr, hinzugehen. Da wird nur gelabert.

Viele junge Menschen glauben nicht an Gott. Was meinst du, warum?

Es ist uncool geworden. In unserem Religionsunterricht macht keiner mit, weil alle denken: Oh Gott, wenn das einer merkt, dann denken alle, ich bin komisch.

Versteckst du auch deinen Glauben?

Nein, aber mich fragt auch einfach keiner. Ich habe aber eine zwei in Religion.

Zeigen tust du es aber auch nicht.

Es wissen nur ein paar Leute, dass ich bete. Natürlich wissen alle, dass ich auf den Kirchentagen bin. Aber die denken: Der macht da Party. INTERVIEW: HANNAH HOFFMANN

Fototext: Thomas Schmitz, 13 Jahre F: HHO