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Archiv-Artikel

Besuch bei Nachbars

Am kommenden Sonntag laden auch die islamischen Gemeinden in Norddeutschland zum „Tag der Moscheen“ ein. Barrieren und Vorurteile sollen abgebaut werden

Hamburg taz ■ „Die Gäste müssen sich nichts Besonderes anziehen“, sagt Ahmet Yazici, stellvertrender Vorsitzende des Bündnises der Islamischen Gemeinden in Norddeutschland (BIG). „Wir verlangen eigentlich nur von ihnen, dass sie ihre Schuhe ausziehen.“ Gemeint sind alle Menschen, die am „Tag der Moscheen“ am 3. Oktober einen Blick in die Gebetshäuser der hiesigen Muslime werfen möchten. „Alle sind willkommen“, freut er sich, „Männer, Frauen und Kinder.“

Zum achten Mal findet an diesem Sonntag zusammen der „Tag der Moscheen“ statt, zu dem erstmals 1997 der damalige Bundespräsident Roman Herzog aufrief. Dieser Tag wurde, so informiert die islamische Föderation Bremen, bewusst gewählt, um die Verbundenheit der rund drei Millionen Muslime in Deutschland mit der hiesigen Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen.

„In großen Moscheen, wie der Centrummoschee in Hamburg, finden fast täglich Führungen statt“, erklärt Yazici vom BIG. „Aber gerade für die Mitglieder kleinerer Moscheen ist es am 3. Oktober möglich, sich ausgiebig ihren Gästen zu widmen.“ In einigen Moscheen wird zu Gebäck und Tee geladen, aber überall können Interessierte mit Imamen und Gemeindemitgliedern sprechen. Auch kritische Fragen seien nicht nur zulässig, sondern erwünscht. Es solle keine „Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung“ herrschen, meint Yazici.

Wie jene in Hamburg und Schleswig-Holstein beteiligen sich auch zahlreiche islamische Gemeinden in Bremen und Nidersachsen an diesem besonderen Tag. In Osnabrück gehört er zum Programm der Interkulturellen Wochen, die noch bis zum 31. Oktober stattfinden. „Wir haben die islamischen Gemeinden beraten“, sagt Margret Poggemeier, Leiterin des Büros für Friedenskultur der Stadt Osnabrück. „Wie die Moscheen den Tag gestalten, haben sie selbst entschieden.“ Insgesamt sei der Tag kommunikativ ausgerichtet. Poggemeier weist auch darauf hin, dass die Moscheen nicht nur für deutsche Christen offen seien: „Auch andere Religionen sind eingeladen.“

Ahmet Yazici bedauert, dass es nicht genügend Moscheen für die Muslime in Norddeutschland gebe. Unter dem Dachverband BIG, einem von mehreren, sind derzeit 17 Moscheenvereine in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen zusammengeschlossen. „Es wäre schön, wenn die Gebetsräume aus den Hinterhöfen rauskommen würden“, fordert Yazici. Nur wenn sie so offen zugänglich seien wie Kirchen und Synagogen, hätten sie den Namen Moschee verdient und eine nachbarschaftliche Verständigung sei möglich.

Jennifer Neufend

weitere Infos: www.islam-bremen.de, www.big-nord.de