piwik no script img

Bertelsmann-StiftungPatriarchin mit eigener Broschüre

Nach kritischen Berichten über die engen Verbindungen von Verlag und Stiftung ist man bei Bertelsmann um Imagepflege bemüht. Nun erscheint eine Textsammlung von und über Liz Mohn.

Die First Lady in Europas größtem Medienhaus: Liz Mohn. Bild: dpa

Die Imagepflege bei Europas größtem Medienhaus und seiner konzernnahen Stiftung treibt mitunter hübsche Blüten. Nicht immer gelingt das ganz stilsicher, aber das kann bei einem Unternehmen, das derzeit mit seinem 175. Geburtstag beschäftigt ist, niemand wirklich übel nehmen.

Erraten - die Rede ist natürlich mal wieder von Bertelsmann. Derzeit ist man da, Sie wissen es längst, wegen eines kritischen Buches über die konzernnahe Stiftung ("Bertelsmann Republik Deutschland", taz vom 9. + 10. 8.) etwas nervös. Und so ist es nur gut, wenn die starke Frau von Stiftung und Konzern "Positionen" bezieht, zu "Unternehmenskultur und Werten". Die Broschüre "Liz Mohn: Ausgewählte Veröffentlichungen" ist jetzt im Verlag der Bertelsmann Stiftung erschienen. Sie enthält Erkenntnisse wie "Unternehmenskultur ist kein Schönwetter-Thema" oder "Vertrauen basiert auf Werten" und stellt knallharte Fragen ("Kann Musik die Welt verbessern?").

Wer sich jetzt fragt, ob tatsächlich irgendjemand diese Sammlung von Interviews und Grußworten Liz Mohns braucht, ist dumm, gemein und unreif.

Denn mittendrin findet sich etwas ganz, ganz Kostbares: ein Porträt der First Lady of Bertelsmann, wie es so kein Zweiter schreiben könnte. Und wie es jegliche Vorwürfe, die Gütersloher - egal ob Medienkonzern oder Stiftung - seien humorlose, nicht zur Selbstironie fähige Schwerblüter, ins Reich der ostwestfälischen Legenden verweist.

Welches andere Weltunternehmen, das seine oberste Konzernherrin und Miteigentümerin promoten möchte, würde sich allen Ernstes so etwas trauen: In einem solchen Werk ein sechseitiges, triefendes Bunte-Porträt von Paul Sahner ("Patriarchin mit GROSSEM HERZEN") in voller Länge inklusive Fotos nachzudrucken? Eben!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!