Bert Schulz schaut auf die Folgen von „Xavier“: Da grünt nix
Viele Berliner haben ein leidenschaftliches Verhältnis zu den Bäumen in ihrer Stadt. Das ist verständlich angesichts der mit Hundekot und Kaugummiresten verunzierten Straßen. Diese Leidenschaft offenbart sich regelmäßig, wenn Bäume – scheinbar ohne ersichtlichen Grund – gefällt werden. Dann nehmen die Berliner in Internetforen kein Blatt vor und Wörter wie „Killer“ und „Kahlschlag“ in den Mund. Kurzum: Bäume stehen für Leben im immer dichter bebauten Berlin.
Kein Wunder, dass eine Meldung wie diese für Empörung sorgt: Unbekannte haben, wie erst am Donnerstag bekannt wurde, in den Gärten der Welt in Marzahn in der Nacht auf Montag 17 Zierkirschen zerstört. Der Schaden betrage rund 200.000 Euro, meldet die für den Park zuständige Grün Berlin GmbH.
Der größte „Killer“ der Bäume war zuletzt aber Sturm „Xavier“, der Anfang Oktober durch Berlin fegte und einiges mitriss. Regelmäßig löchern seitdem Abgeordnete die Umweltsenatorin mit Anfragen über das Ausmaß der Zerstörung. Vielleicht deswegen klingen einige Antworten aus ihrer Verwaltung leicht genervt, so auch jene auf die Fragen von Kristian Ronneburg (Linkspartei), veröffentlicht am Donnerstag.
Noch immer keine Gesamtbilanz
Nein, heißt es darin gleich an mehreren Stellen, die Gesamtschäden würden nicht zentral erfasst; nein, eine Gesamtbilanz der Schäden an öffentlichen Bäumen von „Xavier“ liege noch nicht vor. Aber immerhin ein paar Erkenntnisse und Zahlen gibt es dann doch.
So mussten etwa in Friedrichshain-Kreuzberg direkt nach dem Unwetter genau 163 Bäume direkt gefällt werden; wie vielen dieses Schicksal aufgrund der Sturmschäden noch droht, sei allerdings unklar. In Steglitz-Zehlendorf ist man da schon ein bisschen weiter: Rund 1.950 Bäume seien wegen „Xavier“ nicht mehr standsicher und deswegen umzulegen. Klar ist indes auch: Die Aufräumarbeiten werden sich in vielen Bezirken noch bis in den Winter hinziehen.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: So sei die „Verkehrssicherheit in den Grünanlagen bis auf wenige Ausnahmen weitgehend wiederhergestellt“, erklärt die Umweltverwaltung. Allerdings bestehe weiterhin ein „gewisses Restrisiko“, weil die komplette Kontrolle aller Bäume „mit dem zur Verfügung stehenden Personal nicht leistbar ist“.
Neue Bäume als Ersatz sind bisher nur in seltenen Fällen gepflanzt worden, teilweise mit der gleichen Begründung. „In Neukölln gibt es für Baumpflanzungen weder personelle Kapazitäten noch Finanzmittel“, heißt es. Da hat der oder die NachfolgerIn von Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey ja gleich eine Aufgabe.
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