Berlins Bauakademie fehlen Bauinvestoren: Immobilie ohne Gewinnchance

Vergabeverfahren für den Wiederaufbau von K. F. Schinkels Bauakademie gestartet. Weil die Flächen aber wenig kommerziell genutzt werden können, ist offen, ob Investoren dafür Geld lockermachen.

Derzeit nur eine leere Hülle: Die Bauakademie am Schlossplatz in Berlin Bild: AP

Früher, meinten Spötter zum "Start für das Vergabeverfahren zum Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie", hätte es ja noch Investoren für so etwas Verrücktes gegeben. Ein paar Banken etwa. Oder große Kapital- und Immobiliengesellschaften. Aber heute, wo jeden Tag Kreditinstitute aller Art zusammenkrachten, "läuft doch etwas wie hier nicht mehr. Oder?"

Dass die Spötter Recht behalten könnten mit der Vermutung, räumten am Montag auf der Veranstaltung in der Plasteattrappe der Bauakademie am Schlossplatz selbst höhere Stellen ein. Dem anwesenden Staatssekretär für Kultur, André Schmitz, war die Sache ebenfalls nicht geheuer. "Darauf bin ich auch gespannt", antwortete er ironisch auf die Frage, welcher Investor das Geld hergeben würde, den "Roten Kasten" - wie Karl Friedrich Schinkels Wunderwerk der Architektur aus dem Jahre 1836 genannt wird - wieder aufzubauen. Der Grund für die Geschichte: Mit dem 2.200 Quadratmeter großen Grundstück, das der Berliner Liegenschaftsfonds jetzt europaweit zum Verkauf und zur Bebauung ausschreibt, wird trotz der Lage in Nachbarschaft von Museumsinsel und Humboldt-Forum kein Geld zu machen sein.

Im Gegenteil. "Der Wiederaufbau der Bauakademie", sagte Holger Lippmann, Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds, müsse "auf der Grundlage der Planungen Schinkels" erfolgen. Mehr noch. Der Investor habe die auf über 20 Millionen Euro geschätzte Rekonstruktion "unentgeltlich dem Verein Internationale Bauakademie Berlin e. V. zu überlassen". Und zwar zu 75 Prozent für die Ausstellungen und Veranstaltungen, die Bibliothek, den Vortragssaal und die Seminarflächen des Vereins. "Nur ein Viertel der Geschossfläche kann von dem Investor kommerziell genutzt und verwertet werden", so Lippmann.

Dass der Liegenschaftsfonds, der landeseigene Grundstücke sonst recht renditefähig veräußert, hier als möglicher Verkaufsbremser auftritt, ist nicht dessen Schuld. Vielmehr haben das Land Berlin und der Verein im Bebauungsplan "Sondergebiet Bauakademie" die rigiden Vorgaben ausgetüftelt. Darin wurde festgelegt, dass die künftige, weitgehend originalgetreu wiederaufzubauende Bauakademie, die im Zweiten Weltkrieg ausbrannte und 1962 für das DDR-Außenministerium abgerissen wurde, hauptsächlich "kulturellen Zwecken" dienen soll. Drei Viertel beansprucht der Bauakademie-Verein, der Rest kann dem Investor zur kommerziellen Nutzung wie Büros, Läden oder Gastronomien überlassen werden.

Natürlich ist es gut, wenn ein Stück Architekturgeschichte Berlins nicht an Hotel- oder Fastfood-Ketten verkauft wird. Warum das Land Berlin und der Verein eine solch prominente Bauaufgabe aber nicht selbst realisieren, bleibt fragwürdig. Der Bau, gilt, wegen seiner quadratischen Form, seiner Funktionalität, aber auch wegen seiner Schönheit, als revolutionär in der Baugeschichte Berlins.

So muss abgewartet werden, ob die Auslobung, die 2009 entschieden sein soll, Früchte trägt. Hans Kollhoff, Architekt und Vereinspräsident, jedenfalls hofft, dass ein potenter Geldgeber bereit ist, sich in der Mitte der Stadt "ein Denkmal" zu setzen. Staatssekretär Schmitz sekundierte: Der Reiz für einen Käufer liege nicht im wirtschaftlichen Gewinn, eine "gute Portion Idealismus" müsse der für den Schinkel-Bau schon mitbringen.

Er dachte dabei wohl an den Unternehmer Hans Wall. Der hatte in der Vergangenheit Interesse gezeigt, den Wiederaufbau finanziell zu unterstützen. Nur Wall ist auch Geschäftsmann.

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