Berlinmusik: Carla und Steffi
Bereits im vergangenen Jahr hat Carla Dal Forno für Aufsehen gesorgt. Da veröffentlichte die Musikerin, die aus Australien kommt, in Berlin lebt und auf einen italienischen Namen hört („Carla aus dem Ofen“), ihr Debütalbum „You Know What It’s Like“, das mit ätherischen und hypnotischen Sounds beglückte. Nun ist eine neue EP von ihr erschienen, „The Garden“ heißt sie, und die Solokünstlerin knüpft mit diesen vier eigenwilligen Neukompositionen nahtlos an das gelungene Debütalbum an. Carla Dal Forno spielt darauf Slo-Mo-Pop mit Songwriter-, Dub- und Psychedelic-Folk-Elementen, sie ist dabei ähnlich düster und unnahbar wie die Britin Anika, die kürzlich hier in dieser Rubrik vorgestellt wurde. Carla Dal Forno singt meist zu simplen, reduzierten elektronischen Beats und repetitiven Gitarrenläufen, die Stimme ist mit Hall versehen und wirkt mehr suchend und tastend als bestimmt und klar. Was angenehm ist. Vier Songs wie esoterikfreie Meditatation.
Angenehme Sounds fabriziert auch die Niederländerin Steffi auf ihrem neuen Album, „World of the Waking State“ – die Frau mit diesem Alias ist allerdings in völlig anderen Gefilden unterwegs. Steffi ist in der elektronischen Musikszene bestens bekannt, sie kam 2007 nach Berlin, wurde Resident in der Panorama Bar, veröffentlicht ihre Platten auf Ostgut und betreibt selbst gleich mehrere Labels. Ihre neues 10-Track-Album, mit dem sie heute Abend im Berghain Premiere feiert, funktioniert nicht nur als Clubmusik gut, sondern ist auch auf dem heimischen Plattenteller zu empfehlen.
Die poshen US-Amerikanerinnen aus meiner Nachbarschaft würden wahrscheinlich „kinda blurry, housy“ zu diesen Klängen sagen, und damit träfen sie es wohl auch irgendwie. Verschwommen blubbernde Sounds, bei denen Techno, Dub und House seine Spuren hinterlassen hat, die aber, wie im Titeltrack „World of the Waking State“, immer wieder Tempowechsel und Überraschungsmomente parat haben.
Sowieso hat das Album einen guten Spannungsbogen. Während es wabernd-knurpsend beginnt (sorry, kann man nicht anders beschreiben), nehmen die Techno- und (zurückhaltend eingesetzten) Industrial-Elemente mit der Zeit zu. Musik, der man sich voll und ganz widmen muss und die sich dann Schicht für Schicht erschließt. Jens Uthoff
Carla Dal Forno: „The Garden“
Steffi: „World Of The Waking State“ (Ostgut), Release-Konzert heute im Berghain, Säule-Floor, ab 22 Uhr
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen