Berliner und Brandenburger Geschichte: Berlin in Stichwörtern für lau
Geschichtsinteressierte schätzten "luise-berlin.de" als Informationsquelle über die Historie von Berlin und Brandenburg. Mangels Geld wurde das Portal stillgelegt, doch jetzt gibt es wieder Hoffnung.
Es gibt doch noch Hoffnung für den Luisenstädtischen Bildungsverein. Seit mehreren Jahren betreibt der Verein die Internetseite "luise-berlin.de", auf der sich Interessierte über Berliner Geschichte informieren konnten. Doch die Seiten wurden aus dem Netz genommen, weil der Senat den Verein finanziell nicht unterstützt. Nun aber scheint sich eine Möglichkeit aufzutun, dass die Inhalte wieder zur Verfügung gestellt werden.
Die "Luise"-Seite war besonders hilfreich, wenn man etwas über Stadtentwicklung, Berliner Persönlichkeiten oder Gedenktafeln erfahren wollte. Auch gab es umfangreiche Lexika zu Straßennamen und Bezirken. Und die Berlinische Monatsschrift mit Beiträgen zur Geschichte Berlins und Brandenburgs konnte kostenfrei gelesen werden. Insgesamt bot "luise-berlin.de" mit rund 26.500 Stichworten Auskunft und Ansichten zur Geschichte und Entwicklung Berlins. Die Inhalte können auch in den gedruckten Publikationen des Vereins nachgelesen werden.
Doch seit Ende Dezember finden User statt Informationen nur eine 404-Fehlermeldung. Die "Luise"-Seite sei gerne genutzt worden, heißt es da. Und weiter: "Das war für den Senat von Berlin allerdings kein hinreichender Grund, uns mit der Bereitstellung finanzieller Mittel für das Betreiben dieser Seiten im Internet zu unterstützen."
Dabei benötigt der Verein nur zwischen 4.000 und 4.500 Euro pro Jahr, um die Provider-, Internet- und Telefonkosten sowie die Raummiete für ihr Büro zu zahlen. Keine große Summe. Doch die kann der Verein nicht mehr aufbringen. Bis 2007 hat sich der Verein über Förderprojekte mit Sachkostenzuschüssen finanziert. "Das letzte Jahr konnten wir durch Spenden sichern, aber das geht eben nicht auf Dauer", sagt Mende. Auf ein Büro können sie nicht verzichten, weil sie dort ihre große Berlin-Handbibliothek, das Fotoarchiv und die Technik unterbringen müssen. Und die drei bis vier ehrenamtlichen Mitarbeiter pflegen und erweitern hier kontinuierlich die Inhalte der Seite.
Der Geschäftsführer vom Luisenstädtischen Bildungsverein, Hans-Jürgen Mende, hat den Eindruck, dass sich der Senat nicht für die Geschichte Berlins interessiert. "Wir sind der einzige Verein, der noch Berlingeschichte erforscht und wenn möglich auch publiziert", so Mende. Nicht einmal an den Hochschulen gebe es einen Lehrstuhl für Landesgeschichte. Anstatt so viel Desinteresse zu zeigen, fordert Mende den Senat auf, "Verantwortung für das Bewahren der eigenen Geschichte zu entwickeln".
Mitte Januar dieses Jahres hat der Senat dem Verein angeboten, die Inhalte ihrer Seite auf "Berlin.de" zu stellen. "Die Luise-Seite könnte ihre eigene Startseite behalten, auch die Inhalte würden bleiben. Nur muss sich die Seite an den Rahmen von Berlin.de anpassen", sagt Horst Ulrich, der Leiter der Landesredaktion von "Berlin.de". Für Mende vom Verein ist das keine Lösung: Er will nicht, dass sich der Senat damit schmückt - die kostenlose Bereitstellung von Räumen in landeseigenen Immobilien wäre hilfreicher. Die Vergabe solcher Räume erfolgt über die Bezirke und finanzielle Unterstützung gebe es vom Senat nicht, sagt Torsten Wöhlert, Sprecher der Berliner Senatskulturverwaltung.
Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bestünden allerdings kaum Chancen einen Raum kostenfrei nutzen zu können, sagt Jutta Kalepky (parteilos, für Bündnis 90/Grüne), Bezirksrätin für Friedrichshain-Kreuzberg. Sie rät dem Verein sich an die Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE) zu wenden, der könne vielleicht Räume stellen. Wende will nun in Kontakt mit Kalepky und der GSE treten.
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