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■ Berliner TelegrammGedenkveranstaltung für erstochenen Wachmann

„Siddet Cözum Olamaz. Gewalt ist keine Lösung“ steht auf der Schleife des Kranzes, den Kreuzbergs Bürgermeister Franz Schulz (Bündnis 90/Die Grünen) und Ismail Kosan, Immigrationspolitischer Sprecher der Grünen, gestern an der Oranienstraße niederlegten. Die Partei gedachte mit der Akion des am Dienstag von drei türkischen Jugendlichen erstochenen Wachmanns. „Dieses völlig sinnlose Verbrechen kann nicht toleriert werden. Dennoch handelt es sich um einen bedauerlichen Einzelfall“, sagte Schulz. Kreuzberg belege im Ranking der Kriminalitätsschwerpunkte keinesfalls einen Spitzenplatz.

Auch fünf zuschauende türkische Jugendliche, allesamt arbeitslos, verurteilen die Tat. „Kreuzberg war schon immer krasser“, stimmen sie überein. Laut Schulz sind die überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote und die Perspektivlosigkeit der nichtdeutschen Jugendlichen die Hauptursache für die zunehmende Aggressionsbereitschaft. „Man muß sich davor hüten, diesen bedauerlichen Vorfall als Indikator für das Scheitern von Multikulti zu sehen“, warnte der Abgeordnete Ismail Kosan.

Die türkischen Jugendlichen stimmen zu. „Spezielle Probleme mit den Deutschen gibt es nicht. Das Zusammenleben haut schon hin.“ Deutsche Freunde haben sie dennoch nicht. „Das liegt nicht nur an uns. Die Deutschen wollen mit uns auch nicht so viel zu tun haben.“ Auf der anderen Seite das gleiche Bild. „Die meisten Türken reden immer in ihrer Sprache. Da verstehen wir ja nichts“, erklären zwei deutsche Mädchen, die an der Bushaltestelle stehen, an der der Wachmann starb. Peter Kasza

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