Berliner Tagebuch: Pax nobiscum!
■ Berlin vor der Befreiung: 6. Mai 1945
Foto: J. Chaldej/Voller Ernst
Wir wissen alle nicht, wie es weitergehen soll. Der Kampf gegen die Nazis ist aus. Niemand bedarf mehr unserer Betreuung. Die Aufgabe haben wir verloren und eine neue noch nicht gefunden. Es fällt auch schwer, an neue Aufgaben zu denken, wenn Strom und Wasser mangelt und jede Verbindung mit der Außenwelt durch mühsame Fußmärsche erkauft werden muß. Plötzlich bekommt uns der ganze Jubel des Befreitseins. Frei von Bomben! Frei von Verdunkelung! Frei von Gestapo und frei von den Nazis! Wie auf Flügeln eilen wir nach Hause. Am Abend feiern wir. Feiern mit allem, was wir besitzen. Pax nobiscum! Ruth Andreas-Friedrich
„Der Schattenmann“. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1984, (Tagebuchaufzeichnungen von 1938 bis 1945) und „Schauplatz Berlin“, Suhrkamp 1984, (Tagebuchaufzeichnungen von 1945 bis 1948).
Ruth Andreas-Friedrich, Journalistin (1901-1977).
Recherche: Jürgen Karwelat
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen