Berliner Szenen: Tierisch was los
Katzenkotze
Meine Katze hat was gefangen, was Kleines, und kaut es grad an. „Och nee“, denk ich. „Nicht schon wieder’ne Motte!“ Die letzte Motte ist meiner Katze gar nicht bekommen: Sie hat sie gefressen und ausgespuckt, mit viel Magensaft, direkt auf mein Bett, und das kurz vorm Schlafengehen.
„Nee“, sag ich also und zieh meine Katze weg von dem, was sie da hat, auch wenn sie meckert und so guckt, als kotze sie mir zur Strafe jetzt nicht nur aufs Bett, sondern pinkle vielleicht auch noch dazu.
Ich sperr sie raus aus dem Zimmer, beug mich dann runter zur Motte. Nur ist es keine Motte; es ist eine Ameise, eine mit Flügeln zwar, also vielleicht Ameisenkönigin, so genau kenn ich mich da nicht aus; aber trotzdem: eher ein Krabbeltier. Und Krabbeltiere darf meine Katze; die verträgt sie ganz gut. Ich will sie schon wieder reinlassen, als ich plötzlich Mitleid bekomme – nicht mit der Katze, die an der Tür kratzt und jault, sondern mit der Ameise.
Erst neulich hab ich den Baum rausgeschmissen, in dessen Erde sie wohnte, sie also obdachlos gemacht. Und jetzt ist sie nicht nur obdachlos, sondern auch schon halb gefressen, halb tot. So schnell geht das; krass.
Ich überleg, ob da noch was zu retten ist, von wegen Karma und so. Mir fällt meine zweite Grünpflanze ein – die, die noch lebt. „Vielleicht da rein?“, überleg ich und mache die Tür auf. Meine Katze schießt rein ins Zimmer, an mir vorbei. Und sie schießt nicht nur, sondern kotzt – direkt auf die Ameise drauf.
„Och nee!“, denk ich noch mal. Jetzt ist da wohl nichts mehr zu retten. Aber zumindest hab nicht ich schlechtes Karma, sondern die Katze. Und auch mein Bett ist noch trocken.
Trotzdem: Ein bisschen Angst vorm Schlafengehen hab ich jetzt schon, weil bestimmt krieg ich Albträume heut Nacht. Krabbeltieralbträume. Och nee!
Joey Juschka
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