Berliner Szenen: An der Kasse
Zipfelmütze
Meine sechsjährige Tochter und ich stehen bei Edeka vor der Kasse. „Mama, was ist das?“, fragt meine Tochter und zeigt auf einen Bildschirm. Darauf sind Dinge abgebildet, die man an der Kasse bekommt, wenn man ihr Symbol berührt. „Das sind Sachen, die man nicht im Laden bekommt, sondern nur an der Kasse“, sage ich. „Wieso?“, fragt meine Tochter.
Ich schaue mich hilfesuchend um. Hinter mir steht ein junger Mann mit Bart. Er schaut schnell in die andere Richtung. Wahrscheinlich sind diese Dinge alle klein und leicht zu klauen. Rasierklingen sind auf dem Schirm zu sehen. Tabak. Ein Kondom ist auch aufgemalt. Kondome sind zwar leicht zu klauen, weil sie so klein sind, aber besonders viel kosten tun sie nicht.
„Das sind alles Dinge, die leicht zu klauen sind. Deshalb bekommt man sie nur an der Kasse“, sage ich. „Mama, was ist das?“, fragt sie und zeigt auf das Bild der Rasierklinge. „Das ist eine Rasierklinge“, sage ich. Natürlich wird sie mich gleich nach den Kondomen fragen. Der junge Mann mit Bart hinter mir fängt an zu grinsen. „Mama, was ist das?“, fragt meine Tochter und zeigt auf den Tabak. „Tabak zum Zigarettendrehen“, sage ich. „Und das?“, fragt meine Tochter und zeigt auf das Kondom. Der junge Mann mit Bart hinter uns hält hörbar die Luft an. „Das erzähle ich dir zu Hause“, sage ich. Der junge Mann lässt die Luft wieder raus. Die Frau an der Kasse schüttelt den Kopf.
„Sieht aus wie eine Zwergenzipfelmütze“, sagt meine Tochter. Sie fährt die Konturen des Bildes mit dem Finger nach. „Biep“ macht es, und das Kondom leuchtet auf. „Oder wie ein Pimmel“, sagt meine Tochter. Der Mann mit Bart hinter mir kichert.
Als ich alles bezahlt habe, überreicht mir die Frau an der Kasse ein Päckchen Kondome. „Vergessen sie Ihre Zwergenzipfelmützen nicht“, sagt sie und lächelt. Mareike Barmeyer
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