Berliner Szenen: Queer-Pop
Schreiende Beeren
„Christiane, Christiane. Wo ist Christiane Rösinger?“, schreien die Grazien StrawberryKaeyk von der Bühne. Gehüllt sind sie in pinkfarbenen Paillettenkleidern, die funkeln wie das Meer bei Sonnenuntergang. Alles an ihnen blinkt, glitzert, ist zuckersüß. Bis auf das grelle Geschrei. Sie haben heute Album-Release, trotzdem teilen sie die Bühne: mit Christiane, mir und zwei Frauen mit Plastikgitarren. 8 Jahre und ungefähr 25 Wochen ist es her, dass das erste Album der beiden singenden Journalistinnen mit Glitzerfummel-Fetisch erschien. Strawberry Williams und Kaey haben mit ihrem Albumtitel entschieden:
„We’re All Stars Now In The Drag Show“.
Dass sie Fans von Marilyn Manson sind, lässt sich bei dem Namen nicht verbergen. Da hilft es auch nichts, auf der neuen Platte Adel, Rihanna oder Amy Winehouse à la „back to drag“ zu covern. Aber nicht nur: Sie singen fünf echte, fünf selbst geschriebene Songs: von Kaey und Straw, vom Bauer und von Bayern. Und genau zum Bayernlied finde ich mich Arm in Arm gehakt mit Frau Rösinger auf der Bühne wieder. Und das als geborene Münchnerin. Wie passend! Nur Walzer tanze ich nicht, textfest bin ich nicht und auch nicht so trinkfest wie die Damen, die mit mir den übervollen Südblock unterhalten. „Noch eine Flasche Weißwein auf der Bühne“, ruft Kaey. Dann singt sie „Superficial“ und will uns damit sagen: Seid nicht so oberflächlich, seid doch nicht so scheiße! Ein super Abend, der mit den Songzeilen „This is the End“ eingeleitet wurde. Ich trage heute nicht mein schönstes Kleid, doch ich bin außer Haus gegangen, um ganz viel Wärme, Humor und Akzeptanz zu erfahren. Nach dem dritten Zugabesong verschwinden sie. Ein Album-Remix läuft noch, bis er von der Queer-Block-Abendveranstaltung abgelöst wird, die musikalisch mit Britney-Pop anknüpft. Natalie Mayroth
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