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Berliner Schule hat abgestimmtSchulstart doch nicht verschoben

Das Berliner John-Lennon-Gymnasium stritt über einen Schulstart erst um neun Uhr - und löste damit eine deutschlandweite Debatte aus. Am Ende aber scheiterten die Erneuerer.

Großer Bahnhof: Rektor Pfeifer gibt das Ergebnis der Schülerabstimmung bekannt. Bild: dpa

BERLIN dpa Schüler, Eltern und Lehrer sind sich mit klaren Mehrheiten einig: Im John-Lennon-Gymnasium in Berlin-Mitte bleibt es endgültig beim Start in den Schulalltag um 8.00 Uhr. Nach dem "Nein" der Schüler gegen einen späteren Beginn um 9.00 Uhr stimmte auch die Schulkonferenz am Mittwochabend mit deutlicher Mehrheit für die bisherige Praxis für Frühaufsteher.

Schulleiter Jochen Pfeifer sagte am Donnerstag, in dem entscheidenden Gremium habe es bei einer Enthaltung und einer Nein-Stimme 11 Stimmen für 8.00 Uhr gegeben. Unter den Schülern lautete die Mehrheit 397:264. Laut Rektor Pfeifer waren die Eltern und Lehrer in der Schulkonferenz "sehr überrascht" vom Schülervotum.

Die Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Rose-Marie Seggelke, sagte, sie könne das Anliegen der Schüler verstehen, wundere sich aber nicht über das Ergebnis. Viele Schüler hätten wohl erkannt, dass es "zwar erstmal schön wäre, später anzufangen". Das dicke Ende käme aber am Nachmittag, wenn die Schule immer länger dauere und die Freizeit dann immer knapper werde.

Auch der Vorsitzende des Landeselternausschusses, André Schindler, reagierte "keineswegs erstaunt". Wegen der politisch beschlossenen Schulzeitverkürzung insgesamt hätten heutzutage viele Schüler "sehr lange Tage und kommen spät nach Hause". Ein später Anfang am Tag hätte die Chance auf Freizeit am Nachmittag oder Abend noch weiter verkürzt, sagte Schindler.

Schulleiter Pfeifer vom Lennon-Gymnasium nannte die seit Wochen an der Schule und auch in der Öffentlichkeit anhaltende Debatte um das frühe oder etwas spätere Aufstehen der Schüler ein "gutes Beispiel für praktizierte Demokratie an den Schulen". Eine solch breite Meinungsfindung zu einem Thema, das alle angeht, habe es an seiner Schule in dieser Form noch nie gegeben.

Lehrer tendentiell für späteren Schulbeginn

In einer intensiven Debatte der Schulkonferenz hätten die Vertreter der Eltern und Lehrer der Initiative aus der Schülerschaft zu einem späteren Start "großen Respekt gezollt". Aus seiner Sicht habe es zunächst im Lehrerkollegium sogar eine Tendenz zu einem späteren Beginn gegeben.

Die Schulkonferenz habe sich jedoch am Ende guten Gewissens der Mehrheitsmeinung der Schüler anschließen können. Hätten sich die Schüler jedoch anders entscheiden, "wäre das Ding mit einem Beginn um 9.00 Uhr in der Schulkonferenz durchgegangen", sagte Pfeifer.

Zum Auftakt der Abstimmung hatte es noch anders ausgesehen: Am Dienstag hatten sich knapp 60 Prozent der Oberstufenschüler für den entspannteren Start entschieden. Doch das Votum der Schüler in der Mittelstufe gab am Mittwoch den Ausschlag für die traditionelle Variante.

"Nur ein kleines Hintertürchen haben wir jetzt noch offen", sagte Schulleiter Pfeifer. Die Schulkonferenz hatte in ihrer über die Homepage der Schule verbreiteten Erklärung darauf hingewiesen, dass sie "prinzipiell offen bleibt für alle Vorschläge, die an sie herangetragen werden".

Pfeifer sagte dazu, wenn in einem halben oder in einem Jahr neue Vorschläge von Eltern, Schülern oder Lehrer kämen, könnte es auf einen Kompromiss mit Schulbeginn um 8.30 Uhr hinauslaufen.

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