Berliner S-Bahn: Bei Neuschnee noch mehr Chaos
Der S-Bahn macht das Winterwetter weiterhin zu schaffen. Ende der Woche soll jedoch alles wieder planmäßig laufen - wenn es nicht wieder schneit.
Fahrgäste der S-Bahn müssen auch in den kommenden Tagen mit Behinderungen rechnen. Ursache dafür sind nach Angaben des Unternehmens Rückstände bei Wartungsarbeiten, die bis zum Wochenende aufgeholt sein sollen - allerdings nur, wenn es nicht wieder kalt wird und schneit. "Die Prognose steht unter der Prämisse, dass nichts Außergewöhnliches passiert", sagte Peter Buchner, Sprecher der Geschäftsleitung, am Montag.
Seit Beginn der ersten Schneefälle Mitte vergangene Woche ist der ohnehin ausgedünnte Fahrplan der S-Bahn erneut zusammengebrochen. Die S-Bahn führt das Chaos in erster Linie auf Mängel bei der Infrastruktur zurück. So seien Weichen eingeschneit gewesen, weshalb die S-Bahn nicht alle Züge, die zur Verfügung standen, hätte einsetzen können. Das führe nun zum Wartungsrückstand. Dazu seien seit dem Kälteeinbruch Antriebsstörungen bei einem Teil der Züge gekommen.
Die Ausfälle sind nur ein weiterer Höhepunkt in der seit andertalb Jahren andauernden Pannenserie bei dem Unternehmen. Ende Juni 2009 zog das Eisenbahnbundesamt (EBA) mehrere hundert Wagen aus dem Verkehr - regelmäßige Kontrollen seien versäumt worden. Seitdem wechseln sich Ausfälle wegen Schnee, Hitze, Kälte oder technischer Probleme ab.
Buchner ließ nun durchblicken, den Wintereinbruch unterschätzt zu haben. "Wir haben uns wirklich gut auf den Winter vorbereitet gefühlt." Allerdings sei das System "so labil, dass es bei externen Schocks kollabiert". Dass der Verkehr "in dieser Weise einbricht", habe er sich nicht vorstellen können.
Selbst wenn es die S-Bahn schaffen sollte, bis zum Ende der Woche die anvisierten 416 Viertelzüge einzusetzen - für den Normalbetrieb sind noch rund hundert Viertelzüge mehr notwendig. Wann die wieder zur Verfügung stehen, wollte Buchner nicht abschätzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe