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Berliner Fischen droht Erstickungstod

■ Nächster Gewitterguß könnte Fischsterben zur Folge haben/ Sauerstoffmangel läßt die Gewässer umkippen/ Überflutete Gullis würden Dreck in die Flüsse schwemmen

Berlin. In den innerstädtischen Gewässern droht wieder ein Fischsterben, wenn nach langer Trockenheit der erste heftige Regenguß einsetzt. Die Fische ersticken schlichtweg, weil sie nicht mehr genug Sauerstoff zum Atmen haben. Hintergrund ist, daß die Kanalisation von den Wassermassen heillos überflutet ist und überläuft. Die Sturzbäche fließen auf die Straße und spülen den ganzen Dreck und Staub, der sich dort nach wochenlanger Trockenheit angesammelt hat, in die Spree und die Kanäle. Die mitgeschwemmten organischen Substanzen zehren den ohnehin durch Hitze und hohen Nährstoffgehalt niedrigen Sauerstoffpegel auf und bringen die Gewässer zum Umkippen.

Am gefährdetsten sind die Barsche und Weißfische im Landwehr- Kanal, der Spree und dem Neuköllner Schiffahrts-Kanal. Besonders betroffen sind die Jungtiere, denn sie brauchen mehr Sauerstoff als die Alten. Die Leiterin des Fischereiamtes, Susanne Jürgens, weiß aus Erfahrung, daß die Fische versuchen werden, sich in tieferen, sauerstoffhaltigeren Teilen der Gewässern in Sicherheit zu bringen, wenn der große Regen kommt. »Die Fische weichen aus, wenn sie Platz haben und nicht in eine Sackgasse geraten«, so Jürgens. Um dem großen Fischsterben vorzubeugen, belüftet das Fischereiamt bereits einige besonders gefährdete Stellen, indem künstlich Sauerstoff eingepumpt wird, und führt täglich Meßkontrollen durch.

Der umweltpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/ Grüne, Hartwig Berger, hält die Sauerstoffbeatmung der angeschlagenen Gewässer jedoch nicht für ausreichend. »Die unmittelbare Quelle des Übels, die Einleitung des Regenwassers, muß verstopft werden«, forderte er statt dessen. Anstatt das Regenwasser in die Kanalisation zu leiten, müsse es im Boden versickern. Eine Versickerung bewahre nicht nur die Spree vor einem Sauerstoffkollaps, sondern reichere auch den Grundwasserpegel wieder an. Außerdem solle der Senat endlich ermöglichen, daß das Regenwasser in der Stadt großflächig als Brauchwasser genutzt werden könne. plu

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