piwik no script img

Berliner Bühne ohne DachOpen-Air-Konkurrenz für die O2-Arena

Die Waldbühne bekommt ab 2009 einen neuen Betreiber. Der garantiert dem Land eine höhere Pacht. Der bisherige Betreiber wollte die Freiluftbühne zusammen mit dem Eigner der O2-Arena weiterführen - und droht jetzt mit Klage.

Im Ostteil der Stadt fährt die Anschutz Entertainment Gruppe (AEG) heute dick auf - bei der Eröffnung der O2-Arena. Im Westen aber muss der Unterhaltungskonzern eine Schlappe wegstecken. Denn die Waldbühne am Olympiastadion wird ab 2009 von der Bremer Agentur CTS Eventim betrieben - und nicht von Anschutz. Das verkündete Innensenator Ehrhardt Körting (SPD) am Dienstag.

Das Land Berlin erhofft sich durch die Neuvergabe deutlich höhere Pachteinnahmen. Zudem dürfte die Bühne häufiger für Konzerte genutzt werden - wenn die Entscheidung vor Gericht besteht. Denn der bisherige Betreiber will klagen.

Die Waldbühne gilt als eine der größten Freilichtbühnen Deutschlands. Das zu den Olympischen Sommerspielen 1936 gestaltete Areal hat rund 20.000 Plätze. 27 Jahre lang ist es von dem Berliner Konzertveranstalter Peter Schwenkow betrieben worden. Zwar läuft sein Pachtvertrag mit dem Land Berlin zum Jahresende aus. Doch Schwenkow hatte sich zusammen mit Anschutz erneut beworben. Der siegreiche Konkurrent Eventim ist nach eigenen Angaben der größte deutsche Tourneeveranstalter und hatte zuletzt Konzerte von Herbert Grönemeyer und R.E.M. in der Waldbühne durchgeführt.

Qualitativ seien die beiden Bewerber gleichwertig, sagte Körting, der als Sportsenator auch für das Olympiagelände inklusive der Waldbühne zuständig ist. Eventim habe aber das deutlich bessere finanzielle Angebot abgegeben. Details wollte er vor Vertragsabschluss nicht nennen.

In der Ausschreibung hatte das Land eine Umsatzbeteiligung von mindestens 10 Prozent sowie eine Mindestpacht von 750.000 Euro pro Jahr gefordert. Allein dadurch werden sich die Einnahmen des Landes erhöhen. Bisher gab es keine Pachtgarantie. Da es 2007 nur eine handvoll Veranstaltungen gab, fielen die Landeseinnahmen deutlich niedriger aus.

Der neue Betreiber wird deutlich mehr Konzerte veranstalten müssen, um die Garantiesumme zu erwirtschaften. Allerdings sind ihm auch nach oben Grenzen gesetzt. Mehr als 18 Veranstaltungen pro Jahr sind nicht gestattet - um die lärmgeplagten Anwohner zu schonen.

Die werden sich an neue Töne gewöhnen müssen. Die CTS Eventim will die Waldbühne wieder für alle Veranstaltungsformen öffnen. Neben Rock- und Klassikkonzerten seien Großopern und Weltmusikfestivals geplant. "Wir wollen Berlin und die Waldbühne für große und bedeutende Künstler als Auftrittsort im Rahmen einer Tournee zur ersten Wahl machen", sagte Eventims Vorstandschef Klaus-Peter Schulenberg.

Kein Wunder, dass die mit der O2-Arena verbandelte Konkurrenz nicht klein beigeben will. "Es hat bei der Ausschreibung schwere Verfahrensfehler gegeben", erklärte Peter Schwenkow, der seit zwei Jahren im Nebenjob Mitglied der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus ist. Unter anderem würden dem neuen Betreiber kostenlos Einbauten überlassen, die sich im Eigentum von Schwenkows Firma DEAG befänden. Er wolle daher mit Anschutz vor deutschen und europäischen Gerichte klagen.

Körtingzeigte sich dennoch gelassen. "Jeder, der nicht zum Zuge kommt, habe das Recht, zum Gericht zu laufen", sagte der Senator. Man habe die Rechtslage jedoch sehr genau geprüft und sei sicher, dass die Entscheidung richtig war. Wenn Schwenkow meine, er habe Anspruch auf Ersatz für die Einbauten, so müsse dies - wie üblich - bei der Abwicklung des bisherigen Vertrages berücksichtigt werden. Im Übrigen überrasche ihn der späte Protest. Denn wer Mängel bei einem Vergabeverfahren erkenne, müsse dies normalerweise umgehend äußern und nicht erst nach dem Entscheid über die Ausschreibung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!