Berliner Basketball: Alba setzt zum Sprung an
Nach einem schlechten Saisonauftakt hat Alba Berlin eine beeindruckende Aufholjagd hingelegt. Einer der Leistungsträger: Aufbau-Spieler DaShaun Wood.
Wenn Alba morgen im Eurocup gegen Turow Zgorzelec in Polen antritt, streben die Berliner den zehnten Pflichtspielsieg in Folge an. Sie haben derzeit einen Lauf, der zu Saisonbeginn undenkbar schien. Denn es begann nicht gut. Erst wurde wieder die lukrative Euroleague verpasst, dann stolperte man mehr schlecht als recht in die Bundesligasaison. In den ersten drei Partien kassierte Alba gleich zwei Niederlagen. "Aber manchmal helfen Niederlagen mehr als knappe Siege", glaubt Geschäftsführer Marco Baldi.
Zumindest wurden die richtigen Lehren aus dem Fehlstart gezogen. Das Team steigerte sich sukzessive. Die Siegesserie beschleunigte diesen Prozess. "Siege sorgen für gute Laune", sagt Baldi. Mittlerweile kletterten die Berliner in der Liga auf Platz zwei. Nach neun Siegen in Folge strotzt das Team nur so vor Selbstbewusstsein. Trainer Gordon Herbert forderte unlängst, sein Team müsse einen Killerinstinkt entwickeln. Alle Gegner sollen wieder Angst vor Alba haben. Sie sind diesbezüglich auf einem guten Weg.
Schließlich waren unter den neun Siegen auch zwei regelrechte Ausrufezeichen. Zum einen fügte man dem Emporkömmling Bayern München seine erste Heimniederlage zu. Zum anderen besiegte Alba den Meister und Pokalsieger Bamberg. Ein wichtiger Sieg, nicht nur sportlich, sondern auch mental. "Vor der Partie war eine Stimmung da, dass Bamberg unschlagbar sei", sagt Baldi.
So war der Erfolg nicht nur einfach ein Sieg, er war eine Befreiung und ein Zeichen. Er hat allen das Gefühl zurückgegeben, dass man es wirklich schaffen kann, Meister zu werden. "Denn alles andere wäre eine Enttäuschung", sagt Center Yassin Idbihi. Das Team von Trainer Gordon Herbert spielt mit viel Leidenschaft - dafür ist der kanadische Coach bekannt. Zudem hat Herbert mit Heiko Schaffartzik und DaShaun Wood ein exzellentes Aufbauspieler-Duo zur Verfügung. Eigentlich Konkurrenten um die gleiche Position, stehen beide häufig gemeinsam auf dem Parkett. "Das hatte mir der Trainer schon zu Saisonbeginn gesagt", erzählt Schaffartzik. Die beiden körperlich Kleinsten im Alba-Kader drücken dem Spiel ihren Stempel auf. Obwohl beide zuvor noch nie zusammen gespielt haben, "verstehen sie sich jetzt fast blind", findet Baldi. Mit den kleinen Guards kann Alba mehr Tempo ins Spiel bringen. Zudem fanden beide in engen Spielsituationen zuletzt immer eine Lösung.
Der US-Amerikaner Wood steht stellvertretend für Albas Entwicklung. Wirkte der letzte Saison zum wertvollsten Spieler gewählte 26-Jährige nach seinem Wechsel aus Frankfurt zu Beginn noch verunsichert, ist er in kürzester Zeit zum absoluten Leistungsträger gereift. "Er wusste nicht, ob er jetzt Gas geben oder sich zurückhalten sollte", erklärt Baldi. Jetzt ist Wood Albas neuer Spiritus Rector. Er bestimmt den Rhythmus. Und nicht Wenige sagen, er sei der beste Spieler der Liga. Der Mann mit dem gelben Stirnschweißband ist ein echter Glücksfall für Alba. Nicht nur spielerisch, auch menschlich. Wenn er das Alba-Trikot überstreift, zaubert das immer ein Lächeln in sein Gesicht, erklärt er. "Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, und es ist eine große Ehre, für Alba zu spielen", sagt der aus Detroit stammende Wood. Er ist extrem ehrgeizig, gibt in jedem Training immer alles. "Er ist ein außergewöhnlicher Wettkampftyp. Fast wie ein Trainer, denn er ist nie wirklich zufrieden", meint Baldi.
Doch bei aller Euphorie tritt Baldi auf die Bremse: "Wir befinden uns immer noch im Aufbau, und Rückschläge werden wieder kommen." Der Geschäftsführer sieht bei seinem Team noch viel Steigerungspotenzial. "Wir sind erst bei 60 bis 70 Prozent", ergänzt Wood. Es gibt einige Akteure im Alba-Kader, die in bestimmten Situationen immer noch nicht wissen, was zu tun ist. Aber wenn es in einer Umbruchsituation schon so gut läuft, könnte von Alba diese Saison einiges zu erwarten sein. Am besten ein Titel.
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