Berliner Adventskalender: Breite Straße 13

Auch die Beraterinnen im Vermietungsbüro der Gesobau spüren, dass Pankow anzieht.

Bild: Uwe Rada

Jedes Haus hat eine Nummer. Doch was dahintersteckt, wissen nur wenige. Zum Glück gibt es Adventskalender: Da darf man jeden Tag eine nummerierte Tür öffnen - und sich überraschen lassen.

Weihnachtszeit ist Umzugszeit. Wirklich? Auf jeden Fall, meint Udo Kwasny und zeigt auf seine Kundschaft. Die lässt sich inzwischen von drei Mitarbeitern Kwasnys die aktuellen Angebote heraussuchen. Das Weihnachtsgeschenk, das der Leiter des Vermietungsbüros der Gesobau in der Breiten Straße 13 in Pankow zu bieten hat, ist die passende Wohnung zum passenden Geldbeutel.

Wie wärs zum Beispiel damit? 56,85 Quadratmeter in Buch, sanierte Platte, das ganze für 279,86 Euro. "Normalerweise ist das teurer, doch für manche Wohnungssuchende gibt es auch Rabatt", erklärt Kwasny. Dazu zählen Studenten, Zivil- und Wehrdienstleistende. Mit Freigebigkeit zu Weihnachten hat das freilich wenig zu tun, muss er einräumen. Als Großvermieter befindet sich die Gesobau im Wettbewerb mit der Konkurrenz. Und die lässt sich auch nicht lumpen.

Dass die Gesobau überhaupt noch bezahlbare Wohnungen anbieten kann, ist selbst das Ergebnis eines Weihnachtsgeschenks. In der Vorweihnachtszeit 2006 haben SPD und Linke bei ihren Koalitionsverhandlungen beschlossen, keine weiteren Wohnungsbaugesellschaften in Berlin mehr zu verkaufen. Das war vor allem für die Gesobau ein Segen, die sich schon warmgelaufen hat für eine Übernahme durch Immobilienaufkäufer. "Nun aber", freut sich Gesobau-Sprecherin Kirsten Huthmann, "können wir den Sanierungsrückstand abarbeiten."

Das ist ein Geschenk vor allem für die Mieter im Märkischen Viertels. Aber auch in Pankow wird gerade kräftig saniert - zum Beispiel in der Ossietzkystraße am Schlosspark oder im Kissingenviertel. "Pankow ist nämlich im Kommen", weiß Udo Kwasny und vergisst nicht, zu betonen, dass die Gesobau außer Platte auch Altbauten habe. Konkret fällt ihm allerdings nur einer ein, in der Florastraße.

Auch die Beraterinnen im Vermietungsbüro in der Breiten Straße 13 spüren, dass Pankow anzieht. Pankow ist nicht mehr nur Rentnerbezirk. "Die Klientel verjüngt sich", sagt Udo Kwasny. "Und wenn Tegel erst mal geschlossen hat und der Fluglärm weg ist, startet das richtig durch."

Ein bisschen hätte das die Breite Straße auch nötig. Der alte Dorfanger von Pankow, der in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag feiert, hat noch immer den Charme der Nachwendezeit. Gleich neben dem Vermietungsbüro der Gesobau wartet ein Briefmarkenladen auf Kunden, einige Geschäfte weiter ein Überraschungsbasar. Und im Rathauscenter findet sich noch immer die höchste Dichte an Helmut-Schmidt-Mützen nördlich der Spree.

Doch die Anzeichen mehren sich, dass das bald der Vergangenheit angehört. Die "Biocompany" im Rathaus-Center brummt, und auch auf dem Wochenmarkt auf dem Dorfanger kündigt sich Veränderung an. Seit Dezember gibt es einen anderen Betreiber, jenen, der auch den Kollwitzmarkt in Prenzlauer Berg in Schwung gebracht hat.

Udo Kwasny, einer der "Wohnfühlexperten", mit denen die Gesobau um neue Kunden wirbt, kann es freuen. Und vielleicht findet sich unterm Prenzlauer-Berg-Publikum, das die Karawane nach Norden treibt, auch der ein oder andere Enthusiast, für den zum Altbau auch die 20er-Jahre-Moderne gehört.

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