Berliner Adventskalender (7): Das LKA 7
Phänomenzentrierten Kriminalitätsbekämpfung ist die Aufgabe der siebten Abteilung des Landeskriminalamtes. Sie widmet sich Phänomenen wie Taschendiebstahl, Graffiti sowie Hooligans.
Sieben Prozent. So hoch - oder so niedrig - liegt die Aufklärungsquote für Taschendiebstähle in Berlin. Und zwar auch erst, seit die Fahnder nach Langfingern nicht mehr in einzelnen Kommissariaten vor sich hin ermitteln, sondern ihre Kräfte bündeln. Davor hatten Räuber noch leichteres Spiel - gegen stadtweit agierende Banden hatten die klein geschnittenen Ermittlungsgruppen kaum eine Chance. Doch seit vor zwei Jahren die Abteilung sieben im Landeskriminalamt geschaffen wurde, sank auch die Zahl der angezeigten Taschendiebstähle an sich: Von ehemals 18.000 im Jahr auf nun 12.000, ein Minus von immerhin 33 Prozent. "Phänomenzentrierte Kriminalitätsbekämpfung und Ermittlungsunterstützung" nennt die Polizei ihre junge Abteilung. Warum dieser Name, wo sich doch dahinter traditionelle Straftaten wie Graffiti, Hooliganismus und eben Taschendiebstahl verbergen? "Wir wollen die Option haben, bei neu auftretenden Phänomenen die Kräfte bündeln zu können", sagt Polizeisprecher Thomas Neuendorf. In der Abteilung arbeiten 240 Beamte, verteilt über das Stadtgebiet - Ausdruck der zusammengezogenen Kräfte. Die Taschendiebstahlsexperten sitzen in Moabit, die Fachkräfte für "Kriminalitätsbekämpfung im Zusammenhang mit Sportereignissen" am Columbiadamm, die Graffiti-Bekämpfer in Lankwitz. Daneben gibt es vier weitere Bereiche, die ebenfalls räumlich verstreut liegen. Ein Nachteil, räumt der Erste Kriminalhauptkommissar Neuendorf ein. Doch immer noch besser, als weiter auch fachlich getrennt zu arbeiten. Neuendorf weiß, wovon er redet. Er jagte früher selbst Taschenräuber. "Es gab durchaus Probleme bei der Bearbeitung", sagt Neuendorf. "Hier wurde geklaut, dort wurde festgenommen - da landete einer schon mal in der falschen Gefangenensammelstelle." Auch bei Graffiti und Hooligans zahlt es sich aus, dienststellenübergreifend zu arbeiten. Es ist wichtig, die Szene zu kennen und in ihr bekannt zu sein. Wenn sich etwa wie am Freitag die Zweitligavereine Cottbus und Union Berlin zum Brandenburg-Derby treffen, sind Beamte mit dabei. "Die Täter werden aus ihrer Anonymität gerissen, sie wissen: Die entsprechenden Beamten sind wieder da", erklärt Neuendorf. "Problemfans" würden zu Auswärtsspielen begleitet. Die Ermittler in der Taschendiebstahlabteilung 711 reagieren verstärkt auf tägliche Hinweise und Anzeigen. Bange vor Überstunden im Advent ist ihnen nicht - Weihnachtsmärkte erforderten nicht weniger oder mehr Aufmerksamkeit als andere Ereignisse im Jahr. "Taschenräuber sind grundsätzlich da unterwegs, wo es voll ist und wo man schnell verschwunden ist", sagt Neuendorf. Vorsicht also auch bei der nächsten WM-Fanmeile im Sommer: Die Aufklärungsquote liegt, wie erwähnt, bei sieben Prozent.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!