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■ BerlinalienImage Alexanderplatz

Berlin (taz) – Im richtigen Leben wird man sein Image schwer los. Warum das so ist, läßt sich einfach beantworten. Zu lange haben wir selbst und andere daran gearbeitet. Berlin und seine Plätze – das ist genauso wie im richtigen Leben. Auch sie können sich nicht des Bildes entledigen, das in sie hineinprojiziert wird. Der Potsdamer Platz kommt deshalb nicht los von den ewigen Beschwörungsformeln für Mobilität und Verkehr, für Zeit und Geschwindigkeit. Der Pariser Platz am Brandenburger Tor soll wieder im Biedermeier- Look erblühen. Und selbst der Marx-Engels-Platz, auf dem die Pappkulisse des Stadtschlosses steht, wird – da bin ich mir sicher – wieder zu einem retrospektiven Raumerlebnis.

Bleibt auch der Alexanderplatz, für den nun beschlossene Sache ist, daß auf ihm zwölf riesige Hochhaustürme hochgezogen werden sollen, sich selbst und Berlin treu? Der mythische Ort mit literarischer Aura am östlichen Rand der City war stets Zielpunkt der Magistralen, der Geschäftigkeit und des modernen architektonischen Experiments. Schon lange vor Döblins „Berlin Alexanderplatz“ fuhr der Wind durch die Häuser und Baugruben. Die Dampframmen klopften den Platz um die Jahrhundertwende ebenso in Stücke wie in den 20er Jahren für den Bau des „Weltstadtplatzes“. Nach dem Krieg verlor man sich auf dem weiten „Schaufenster des Sozialismus“ mit Turmhotel, Weltzeituhr und Blumenbeeten. Eng wurde es allein im Oktober 1989, als der Ort sich zur Aufmarschfläche für 500.000 Demonstranten verwandelte.

Ein Platz für Kaffeehausatmosphäre, Tischchen vor den Restaurants und der Behaglichkeit? Wohl kaum. Ebenso will niemand das Vorhandene, und die Beschwörung der Vergangenheit wäre töricht.

Nun soll es hinaufgehen bis in den vierzigsten Stock, Türme des Kapitals werden entstehen. Auch das Hochhaus ist kein neues Thema am Alex. Neu aber ist, daß sich am Platz der Plätze so viel Geld und Macht konzentrieren und wenig Raum bleibt für die, die den Alex immer schon belebten. Das waren und sind die aus dem Osten der Stadt, die kleinen Leute der nahen Wohnviertel, die Einkäufer aus Lichtenberg, die Kids aus Marzahn und Hellersdorf. Neu ist auch, daß der „Zwang zur Downtown“, wie Bausenator Wolfgang Nagel meint, mit einer Million Quadratmeter Bürofläche die gesamtstädtische Büroentwicklung außer acht läßt. Der Alex stünde in Konkurrenz zur Stadt, leerstehende Wolkenkratzer und Investitionsruinen – auch das gab's noch nie. Die neue Planung beschneidet das Bild des Platzes, will ihn ganz anders und nicht transformieren. Doch ein Image ist nicht teilbar. Rolf Lautenschläger

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