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Berichterstattung über die FinanzkriseScheiße mit der Scheiße hier

Je apokalyptischer die Medien über die Finanzkrise berichten, desto weniger sorgt sich unser Autor. Weil er sowieso nichts ändern kann.

Der Autor bewahrt die Ruhe in Zeiten medialer Hysterie. Bild: dpa

Ich sollte mir wahrscheinlich mal ernsthafte Sorgen machen. Ein bisschen nervös werden wenigstens. Aktienkurse studieren, egal welche, und dabei an den Fingernägeln kauen. Mich dafür interessieren, ob irgendeine Klitsche den Vereinigten Staaten von Amerika schlechtere Zensuren für die wirtschaftliche Potenz ausstellt als sonst.

Mich darüber wundern, dass jetzt die Chinesen den USA vorschreiben, wofür die ihr Geld ausgeben sollen. Im Fernseher besorgt Maklern dabei zusehen, wie sie besorgt auf Bildschirme sehen. Häufiger mal die Financial Times oder gleich Theoretiker wie Hayek lesen, um das alles zu verstehen. Nebenbei auch mal die anderen Börsen im Blick behalten und schauen, ob da jetzt auch die Kurse rutschen. Auf dem Smartphone in Echtzeit mein Portfolio checken. Stirnfalten ausprägen.

Ich sollte mich womöglich ganztags ans Krankenbett des Dax setzen und ihm mit bangem Blick auf die Fieberkurve das Händchen halten: "Wie gehts, alter Junge? Du wackelst ja ganz schön! Immer dieses Geklettere, ich habe dich gewarnt! Das steckst du aber doch wieder locker weg, oder? Ist ja nichts gebrochen. Was? Deinen Kumpels Nasdaq und Nikkei gehts auch nicht gut? Womit haben die sich wohl angesteckt? Und bei wem?" Nachdenklich nach Hause gehen und mir endlich mal wirklich wichtige Fragen stellen: Was ist mit Italien? Spanien! Soll ich Gold kaufen? Wovon soll ich Gold kaufen? Was ist eine Feinunze? Gibts auch eine Grobunze?

Später ruft die Schwiegermutter an: Ob wir uns nicht nochmal überlegen wollen, mit den Kindern in das riesige Haus im Wald zu ziehen? Frisches Wasser! Eigenes Gemüse! Im Keller gibt es auch noch genug Draht, um damit kleinen Tieren Fallen zu stellen! Deren Fell könnte man abziehen und auf dem Markt …

Ich gestehe: Ich sorge mich nicht.

Bullshit. Ich gestehe: Ich sorge mich nicht. Ich muss mich nicht einmal beruhigen, so wenig sorge ich mich. Das Gebrüll, nur jetzt ja nicht in Panik zu verfallen, es ist mir lästig. Die gegenwärtige Finanzkrise geht mir - wie das Platzen der New-Economy-Blase oder die Immobilienblasenschwäche von 2008 auch - schlicht meilenweit am Arsch vorbei. Ich darf das doch mal so derb sagen, oder?

Aus purer Notwehr gegen die Überschwemmung mit obszönem Vokabular wie Schuldverschreibungen, Elfmonatstief, dickes Minus, Panikverkäufe, Gewinnmitnahmen, Schwellenländer, Defizite, Herabstufung, Konjunktur, Kreditwürdigkeit, Rendite, Ratingagenturen, Weltwirtschaft, Crash, Verluste, Telefonkonferenz, Hamsterkäufe, Liquidität, Staatsverschuldung, Pump, Investoren, Rettungsschirm, Stabilitätspakt, Währung, Kapitalreserven, Schuldenobergrenze, Bonität oder Insolvenzen. So wichtig das alles sein mag, so sehr schläfert es mich ein.

Finanzkrise! Bankenkrise! Ich kanns nicht mehr hören!

Ich verspüre nicht einmal das Bedürfnis, mich für meine Sorglosigkeit zu rechtfertigen - gegenüber denjenigen, die mir glaubhaft versichern, einen Zusammenbruch der Märkte würde auch ich zu spüren bekommen. Neulich sah ich einen dieser pädagogisch gemeinten Cartoons zur Krise. Da steht ein Männchen vor einem Haus und ruft leichtfertig: "Finanzkrise! Bankenkrise! Ich kanns nicht mehr hören! Was hat das alles mit mir zu tun?", während sich oben auf dem Haus der Buchstabe "K" aus dem Schild "BANK" löst und droht, das Männlein zu erschlagen. Tja, hätte er mal rechtzeitig Gold gekauft. Oder einen Schritt zur Seite gemacht.

Je mehr ich also medial dazu motiviert werden soll, an den Aporien des Kapitalismus irgendwie Anteil zu nehmen, umso renitenter ignoriere ich seine Probleme, für die ich nicht verantwortlich bin und zu deren Lösung ich mich nicht einspannen lasse. Ich muss keine Hypothek abbezahlen, ich habe keine Ratenzahlung am Laufen. Ich halte keine Aktien, weil ich nichts von Aktien halte. Ich lebe nicht auf Pump. Wenn der Staat sich Geld leiht, "damits uns besser geht" (Trio), ist das sein Problem.

"Monopoly" hat mich schon als Kind nicht nur nicht interessiert, es hat mich angeekelt. Noch immer befremdet es mich, vor der "Tagesschau" mit der "Börse im Ersten" behelligt zu werden. Und derzeit verdrießen mich all die Belehrungen kolossal, meine Aufmerksamkeit doch bitte den Wehwehchen eines siechenden Systems zu widmen. Auch brauche ich keine wort- und kenntnisreichen Erklärungen, wie und warum ein Zusammenbruch dieses großen Systems auch meine kleine Lebenswelt beeinträchtigen würde. Das weiß ich nämlich.

Die Welt dreht sich mit altbekannter Gemächlichkeit weiter

Es ist nur so, dass ich mir dieses System nicht ausgesucht habe. Wenn dieses System so anfällig für so folgenreiche Fehler ist, dann ist es vielleicht kein besonders gutes System. Dann will ich nicht dazu angehalten werden, Däumchen zu drücken, auf dass es ihm bald wieder besser gehe. Weil ich ohnehin nichts daran ändern kann. Weil offenbar auch die Politik - gewählt, um die Dinge zu erhalten oder auch zu ändern - weitgehend hilflos zuschaut, wie sich diese abstrakten Dramen mit gewitternder Wucht entfalten.

Ja, es wird immer mal wieder Winter. Und wenn immer Winter wäre, würde es verdammt kalt werden. Na und? Seltsamerweise geht die Welt nicht unter, sondern dreht sich mit altbekannter Gemächlichkeit weiter. Mag sein, dass ich weit mehr zu verlieren habe, als ich denke. Ich denke aber eben einfach nicht daran, wenns recht ist.

Wenns recht ist, denke ich lieber an etwas anderes … Afrika? Genau, Afrika, der Gegenpol unserer armen, krisengeschüttelten Hemisphäre. Karl Marx schreibt: "Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol." Dort verhungern derzeit täglich sechs Kinder unter fünf Jahren, zwei Millionen Menschen sind vom Hungertod bedroht. Das war mal groß in den Nachrichten, gestern noch, bevor die Weltmärkte diesen lästigen Schluckauf bekamen.

Die Frage, ob die Rettung von Banken oder von Menschenleben wichtiger sei (und wie beides miteinander zusammenhängt), ist natürlich uncool, unterkomplex und zeugt von einem "geistig armen und polemischen Niveau" (Die Welt). Trotzdem kommt es mir vor, als würde das Haus nebenan gerade mitsamt seinen brüllenden Bewohnern in Flammen stehen, während ich mich betroffen über die verwelkenden Blumen in meinem Garten beuge und überlege, wie ich sie besser bewässern könnte. Wenn ich jetzt ausrutschte und im Gartenteich ersaufen würde, hätte ich das nicht verdient?

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44 Kommentare

 / 
  • H
    Hans

    Ich kann mich einem der Vor-Schreiber nur anschließen (Zitat):

    Danke für diese Gedanken. Sie sprechen mir aus der Seele.

     

    Gruß Hans

     

    eigene Ergänzung:

    Dieses Theater geht mir auf den Keks!!

  • M
    Mareike

    Ich finde den Artikel super! Und ich finde es erst recht super, wenn das komplette Finanzsystem total zusammenbricht. Es ist so Scheiße, dass doch keiner mehr einen Ansatz findet, wo man anfangen könnte, es zu verbessern. Es muss weg und dann kommt was ganz Neues - kann doch nur besser werden! Und ich bin ganz sicher, dass es besser wird, weil bis auf eine winzige reiche Minderheit die ganze Welt sich heute was anderes und gerechteres wünscht.

     

    Bevor der gesamte Planet verhungert, weil sich niemand mehr was zu Essen kaufen kann, weil er keine Münzen und Scheine mehr hat, werden wir uns wohl irgendwas Neues einfallen lassen. Sooo blöd sind wir ja nun auch nicht. Also ich freu mich drauf! Endlich frischer Wind!

     

    Hier noch mein Lieblingszitat dazu: „Wenn die Halbgötter gehen, dann kommen die Götter herbei“ (Ralph Waldo Emerson).

  • R
    ralf

    Ach Arno, mal wieder großartig!! Wenn du nicht für die taz schreiben würdest, hätte ich mein Abo wohl schon längst gekündigt - wenn ich eins hätte.

  • S
    suswe

    mir hat vor ca. 30 Jahren einmal einer gesagt: "Capitalism is like a cigarette. Someday ist is finished."

    Hoffentlich klappt es diesmal.

  • M
    Mike

    PS: Und an die Kommentatoren, die es als Mittelschicht-Attitüde verstehen: als prekär Verdienender kann ich das trotzdem unterschreiben, denn es stimmt einfach: wir reden hier doch von Kasperl-Theater; sich ernsthaft damit zu beschäftigen heißt doch eigentlich recht betrachtet sich ziemlivch lächerlich zu machen.

    Ratingagenturen? Ihr könnt doch nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Orakelknochen werfen wäre wesentlich stilvoller oder eben traditionell aus den Sternen leseb; ich empfinde diese ganze Diskussion ehrlichgesagt als eine Frechheit und Beleidigung meiner Intelligenz. Ich bezweifle nicht nur die Bedeutung dieser "Krise", ich bezweifle den ganzen Kontext in dem das steht. "Gesetze des Marktes"; wenn ich diesen Käse schon höre, so fängt die Gehirnwäsche der Massen doch an; Begriffe zu verdrehen und in unpassendem Zusammenhang für seine Zwecke hineinzumanipulieren.

  • S
    Simon

    Sehr guter Kommentar, der mir sehr aus der Seele spricht... außer einer Sache: der Aussage, dass wir nichts daran ändern können, stimme ich nicht zu. Das wäre zu einfach. Das eigene Handeln muss immer an erster Stelle stehen, wenn man Veränderung erreichen will. Auch bei der schier unmöglichen Aufgabe ein krankhaftes System zu überwinden.

    An dieser Stelle passt Gandhi sehr gut: Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt!

  • VH
    Volker Hett

    Wenn jetzt noch einer eine Idee hat woher das Geld für Afrika kommt wenn Banken enteignen nix mehr bringt weil sie eh pleite sind ...

  • H
    Hanna

    Augen verschließen hilft nicht beim Lösen des Problems, wenn man aber ohnehin nichts mit dieser Lösung zu tun hat, wieso nicht einfach das Leben außerhalb des Finanzchaos genießen und sich nur dann darum kümmern, wenn es einen auch wirklich betrifft?

  • G
    Generator

    Na jetzt ist es klar warum sich die TAZ in der Wirtschaftsberichterstattung immer wieder peinlichste Fehler erlaubt (Wie z.b. hier: http://www.taz.de/Bonitaetsverlust-der-USA/!75837/ immer noch nicht korrigiert). Die Autoren interessieren sich einfach nicht für Wirtschaft. Sry...aber der Sinn eines Artikels ala "kenne mich nicht aus - mir doch egal" entgeht mir irgendwie.

     

    Ich persönlich glaube auch nicht, das es (bei uns) so schlimm kommt aber die Auswirkungen einer unkontrollierten Wirtschaftskrise sind üblicherweise so nette Sachen wie Kriege, Geldentwertung, Chaos und Arbeitslosigkeit die dem Autor ganz sicher nicht "wurscht" sind.

  • HF
    Hans-Peter Friedrich

    Vielen Dank, klasse Artikel. Spricht mir aus der Seele. Scheinbar vielen Menschen hier.

     

    Ich würde zu gern mal eine Recherche lesen, wie es in den letzten Jahren dazu kam, dass die Medien derart auf diesen Wirtschaftszug aufgesprungen sind.

     

    An die Börsenkursseiten mit ihren superkleingedruckten millionenfachen Zahlenreihen in den Zeitungen kann ich mich schon als Kind erinnern, die gab´s dann wohl schon immer. Dann kamen in den Achtzigern die US-Amerikaner auf die Börsendatenlaufbänder in ihren Nachrichtensendungen. Das wurde dann auch hier kopiert, in den 90ern.

    Jetzt gibt es Anja Kohl und flotte Sprüche, direkt aus dem Epizentrum Frankfurter Börse. Wie gesagt täglich. Und dazu, da aktuell ja so brisant, Wirtschaftswissenschaftsnachhilfe auch täglich gefühlte 10 Minuten pro Tagesschau, das jetzt auch schon seit Monaten dank Griechenland und und und. Deutsche Grundschüler dürften Herrn Trichet mehr Popstatus einräumen als Dieter Bohlen.

    Und das alles, als ob es selbstverständlich wäre, als ob alle Deutschen sich persönlich und schriftlich an die ARD gewandt hätten mit der inständigen Bitte, der Finanzwelt endlich ihren gebührenden Platz und die entsprechende Bühne zu geben. Alle Deutschen brennen darauf zu erfahren, wie das CEO-Karussell sich weiterdreht, was bei den Vorstandsitzungen unserer liebsten DAX-Unternehmen denn nun herausgekommen ist und wie der Trend vom Wirtschaftsweisenorakel eingeschätzt werden mag. Mit hängender Zunge sitzt Deutschland um 19.55 vor dem Schirm, alles kommt zum Stillstand und hält inne.

    Um uns jetzt, den hoffnungslos abhängigen Wirtschaftnewsjunkies, einen hochdramatischen Showdown nach dem anderen zu liefern. Lasst Spielberg und Michael Bay hinterm OAfen hocken, ab jetzt gibt uns die Tagesschau den täglichen Adrenalinkick. Denn das hier ist Reality, mann.

  • GM
    Gosig Mus

    ROFL, der taz-Autor mit dem Ausweichhaus im Wald macht sich also kein Gedanken um die Welt. Cool story, bro.

     

    Geschmacklos dann der Verweis auf Afrika: als wäre die Hungerkatastrophe in Somalia -- und die ausbleibende Hilfe -- nicht auch teilweise dem System vorzuwerfen, DEINEM System, H.P., dass du dir vielleicht nicht ausgesucht hast, dessen Teil du aber bist und dessen Vorzüge du genießt.

  • KK
    Klaus-Peter Kostag

    Karl Marx in "Das Kapital":

     

    In jeder Aktienschwindelei weiß jeder, daß das Unwetter einmal einschlagen muß, aber jeder hofft, daß es das Haupt den Nächsten trifft, nachdem er selbst den Goldregen aufgefangen und in Sicherheit gebracht hat.

  • MH
    Magnus Herre

    @Jan Reyberg

     

    Warum spenden? Ich gebe mein Geld vernünftig aus. Habe erstmal ein neues Auto gekauft

  • J
    johannesW

    @Dr. No

     

    Ich hab auch Knete im Depot, aber mir ist von vornherhein klar dass ich hier nur mit Geld spiele welches ich nicht Lebensnotwendig brauche weil ich mehr verdiene als ich ausgeben kann. Es ist also quasi Geld mit dem ich zocken kann. Wenn die Wertpapiere in 20 Jahren noch was wert sind ists doch okay, dann hats ja was gebracht. Schlimm wär es wenn man das Geld sofort bräuchte, aber dann wär man auch ziemlich blöd jetzt zu verkaufen.

     

    Ich geh wieder in den Aktienkursignore-Mode. Bringt eh nichts über Geld und Vermögen zu fachsimpeln welches nicht in sinnvolle Dinge wie Wein, Weib und Gesang angelegt wurde.

  • GP
    Gregor P.

    Ich find's gut, dass der Kapitalismus untergeht. Das wollten wir doch immer, oder nein? Sicher, wir werden alle sehr arm werden (nur noch 100 Euro Monatsgehalt, keine sozialen Absicherungen mehr), und es werden Kriege kommen und grauenhafte, blutige, hässliche, anarchische Umverteilungskämpfe. Aber wir werden auch frei sein, endlich befreit von dem ganzen repressiven pseudo-versicherungsapparat und der Diktatur der Bourgeoisie und ihrer Volksverblödungsstrategien (inklusive die pseudoaufgeregten Medien, die gerade Panik machen, wo nur ein paar reiche Säcke um ein paar Prozente ihrer Tantiemen fürchten müssen). Wir werden wieder richtig existenzialistische Leben leben. Wir werden wieder selber Geschichten erzählen, echten Sex haben und wilde Tänze tanzen! Das wird schön sein! Bis dann, Leute!

  • A
    A.Grech

    "...schlicht meilenweit am Arsch vorbei"

     

    So, so, der Autor interessiert sich nicht für Geldanlage und Aktienspekulation. Das soll vorkommen.

     

    "... hätte ich das nicht verdient?"

     

    Und Leute, die sich dafür interessieren, verachtet er ganz offensichtlich

     

    Allerdings finde ich: Menschenverachtung macht generell einen schlechten Eindruck, egal ob sie auf nationalem, biologischen oder - wie in seinem Fall - moralischen Überlegenheitsgefühl beruht.

     

    Generell denke ich, dass die taz ein bisschen zuviel damit beschäftigt ist, den Leuten ein schlechtes Gewissen einzureden. Etwas mehr Vernunft und Analyse, bitte!

  • I
    Ilona

    Stress schädigt die Gesundheit. Insofern ist eine gewisse Apathie gegenüber dem scheinbar Unvermeidlichen, das da kommen möge, sicher gesunder als sich nachts um den Schlaf zu bringen.

    Allerdings klingt das auch irgendwie nach Generation 'Party':

    Was schert mich der drohende Krieg – ich hab mit Militär doch nichts am Hut! :-)

    Verdrängung als Dauerzustand ist auch nicht gesund.

  • M
    M.S.

    Selten so einen Unsinn gelesen. Wenn er sich eh um nichts sorgt, wieso soll man dann für den Artikel bezahlen? Er braucht nichts verdienen....

     

    Wieso schreibt jemand über Sachen von denen er keine Ahnung hat - und das ja auch zugibt. Keine Ahnung haben aber Maul aufreissen, klassischen Eigenschaften von weitläufig "Idioten" genannten Personen.

  • S
    Seiichiro

    Danke für diesen tollen Artikel! Der Autor spricht mir aus der Seele.

     

    Es lohnt sich doch immer wieder die TAZ zu lesen, hier wird noch abseits vom politisch vorgegebenen Mainstream eine eigene Meinung vertreten. WEITER SO!

  • AH
    aktien halten

    "ich halte keine Aktien, weil ich nichts von Aktien halte"

     

    der Artikel ist definitiv der beste Kommentar, den ich zur Wetterlage auf den Börsenmärken gelesen habe.

     

    Bisher.

    Wenn ihr, liebe taz, das noch zu toppen schafft in den nächsten Tagen, dann Gratulation - aber das dürfte schwierig werden.

  • J
    Jaddy

    Punkt 1: 99% Zustimmung, geht mir auch so, insbesondere was die Börsenberichterstattung angeht. Das ist ja wie Life-TV vom Roulette-Tisch in der Sportschau. Mit Firmenbeteiligun, Teilhabe am Produktionsvermögen, gemeinschaftlicher Finanzierung hat das nix mehr zu tun, nur mit Zocken.

     

    Punkt 2: ein kleiner Fehler: täglich sterben über dreissigtausend(!) Kinder an Mangelernährung und vermeidbaren Krankheiten. Das sind 20 in jeder Minute, 60 während jedes Börse vor 8 Berichts.

     

    Punkt 3: Klar sollten wir uns eigentlich um die wichtigen Themen kümmern, statt auf die Spieltische zu starren. Blöderweise braucht man zum kümmern auch Geld, das derzeit lieber zum horten und spekulieren mit Nahrungsmitteln(sic!) und Rohstoffen verwendet wird.

     

    Nein, wirkliche Sorgen mache ich mir auch nicht, auch wenn die rein zahlenmässige Entwicklung das nahelegt: Effektive Verluste für mittlere und untere Einkommen seit 30 Jahren, Durchschlag der Spekulationen auf die Arbeitsplatzsicherheit, Sozialisierung der Konzernverluste und Verarmung der Kommunen durch Steuerbefreiung.

     

    Ich denke aber schon, dass in absehbarer Zukunft eine Systemanpassung notwendig ist, die den "Kräften der Märkte", also dem Egoismus der Geldverwalter Zügel anlegt und Geschwindigkeit und Richtung der Aktivitäten stärker dem Gemeinwohl unterordnet. Die Rebellionen in Nordafrika, das angebliche "Flüchtlingsproblem", die Verwerfungen durch die EU-Osterweiterung, die Furcht vor Migranten, die Krawalle in London, etc. wären dann deutlich kleiner ausgefallen und die Top-Nachricht des Tages wäre jetzt der kalte Sommer.

  • M
    Makeze

    Ich habe auch keine Wertpapiere, zahle in keine Fonds und betreibe keine private Rentenvorsorge. Ich bin jung und kann es mir noch nicht leisten.

     

    Dennoch bin ich es, der mit meinen Steuern die Ersparnisse weitaus wohlhabenderer Menschen retten muss, weil diese sich von einem, auf Provisionsbasis bezahlten, Bankangestellten ein schlechtes Investment aufschwatzen lassen haben.

     

    So werde ich nie selber in der Lage sein auch mal was zur Seite zu legen.

  • K
    karakoram

    Sehr schön. Ich würde sogar sagen, wenn viel mehr Menschen das ganze System konsequent ignorierten (also nicht mit Gold oder Währungen spekulierten, keine Aktien hätten, nicht Riestern, keine Anleihen und den ganzen Finanzmarktdreck kauften etc. etc.) und beim Propagandageschwafel der Heuschrecken und ihrer Mietmäuler einfach weghörten, würde sich das System sehr bald selber totlaufen. Es braucht uns nämlich, wir halten es am Leben. Dieses Schweinesystem und seine Gewinnler haben nur soviel Macht und Bedeutung, wie wir ihnen bemessen und zugestehen. Also hört auf, mitzuzocken und bei euren kleine Portfolios oder Privatrentenverträgen auch noch ensthaft an euren Vorteil zu glauben...

  • G
    Galgenhumor

    Danke lieber Kommentator! Es tut gut zu lesen, dass man nicht allein ist, zumal das Kabarett von Schmickler bis Schramm Sommerpause macht.

  • F
    Franz

    Auch mir gefällt dieser Artikel. Allerdings nur insofern, als dass der Autor offen und ehrlich seine Meinung kund tut und damit den bisherigen Kommentaren nach zu urteilen auch den Nerv eines Teils der Leserschaft trifft.

     

    Es ist schon verständlich, wenn man wenig Interesse an einem solchen Thema hat. Wer hat das schon? Vielen ging es wohl lange so oder geht es eben noch so. Wobei ich hier noch unterscheiden möchte. Der Finanz- und Aktienmarkt im Hinblick auf die Verluste oder Gewinne der Anleger oder was jetzt eine gute oder schlechte Geldanlage ist, berühert mich auch nicht und muß einen wohl auch nicht berühren. Was aber von Interesse ist und zwar von großem allgemeinen Interesse ist die Finanz- und Wirtschaftskrise.

     

    Erfrischend ist ihre Offenheit, Herr Frank, und um ehrlich zu sein, ich halte Ignoranz schon für legitim. Man kann und muss sich nicht für alles interessieren. Wirtschaft, Politik und der Finanzmarkt ist ein komplexes Themenumfeld und wenn es nicht so wichtig wäre, gäbe ich ihnen Recht (LAAAANGWEILIG!). Wort- und kenntnisreiche Erklärungen kann und will ich hier gar nicht geben, aber es steckt eben mehr dahinter, als abstrakte Staatsschulden (Was habe ich mit Staatsschulden zu tun? Sind das meine Schulden? Habe ich das gemacht? Wollte ich das? Interessiert mich das? Nö.),oder ein paar Banker, die sich verzockt haben. Vielleicht hängt die Krise am Finanzmarkt ja mit dem freien und deregulierten Finanzmarkt zusammen und vielleicht bedingt auch dieses Gedankengut von den freien Märkten, die Handelsvereinbarungen zwischen Industrienationen auf der einen Seite und Rohstoff- und Agrarprodukten exportierenden Entwicklungsländern auf der anderen Seite und dass dort renditeträchtige Agrarprodukte für den Export hergestellt werden, während bäuerliche Existenzen verschwinden und die Bevölkerung Hunger leidet.

     

    Wenn Sie die Krise des Finanzmarktes nicht interessiert, warum interessiert sie dann das Leid der Hungernden in Afrika? Weil es dort offensichtlich ist und man nicht zum Nachdenken gezwungen ist? Von jemandem, der hier in der taz Artikel schreibt, würde ich mir mehr Interesse wünschen.

  • R
    Renton

    Sehr schöner Artikel.

    Es war sehr amüsant ihn zu lesen.

    Ich mache mir leider zu viele Gedanken, werde aber versuchen es mir abzugewöhnen.

     

    @Herr Hahn

    Augen verschließen hilft aber leider nicht!

     

    Augen aufreißen aber auch nicht.

     

    Kümmern wir uns lieber um das schöne im Leben, dann hat man auch weniger Bauchschmerzen.

     

    MfG

    Renton

  • C
    chrisu

    wundervoller artikel! mehr gibts dazu nicht zu sagen!

  • J
    JungerHüpper

    Ihr habt's euch ja schön eingerichtet, und eure Nachkommen zahlen den ganzen Zinnober.

     

    Doch, lest mal Hayek. Der war auch kein Freund dieses Hybridsystems aus Sozialismus und Kapitalismus, welches wir heute haben, und das in obszöner Weise viele arbeitende Menschen enteignet und ihre bescheidenen Erträge an wenige Habende umverteilt. Edelmetalle unterminieren dieses korrupte System tief im Gebälk.

     

    Es ist nicht verkehrt, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, denn ein Systemwechsel steht bevor. Aber er kommt nicht aus der linken Theorie oder dem Feuilleton der Zeit. Weniger Kapitalismus, mehr Marktwirtschaft und Nachhaltigkeit, eine echte Chance!

    Schluss mit dem grummeligen Fatalismus, resignierte Boheme, revolutionären Geist entwickeln und die Welt verändern!

  • W
    Westberliner

    Scheiß Kapitalismus ...

  • A
    Anotherone

    Es sterben täglich 6 Kinder unter 5 Jahren? Da fehlen wohl ein paar Nullen, oder? Nach meinem Kenntnisstand verhungern täglich ca. 20.000 Menschen weltweit und da dürfte Afrika doch ganz vorn mitspielen.

  • RR
    @ Renegade

    "aber die Leute, die in unserer Wirtschaft heute schon keiner mehr braucht, werden wahrscheinlich die große Krise am deutlichsten zu spüren bekommen."

     

    Super! Die ganzen unproduktiven "Arbeiter" wie bspw. Banker, Manager, Finanzverwalter, Börsenspekulanten und Immobilienverwalter haben auf einmal ganz viel Zeit.

    Vielleicht können sie mir ja dann mal in der Altenpflege helfen und was sinnvolles tun :)

  • T
    Thomas

    @Stefan Hahn:

     

    "Ich bin kein freund des Kapitalismus.

     

    Augen verschließen hilft aber leider nicht!"

     

    Der Autor verschließt nicht die Augen. Er benennt eine Stelle auf der Welt, an der die Menschen größere Probleme haben als einen schwachsinnigen Aktienindex.

     

    Aber was, Herr Hahn, hilft denn?

  • DN
    Dr. No

    "Du hast Macht über mich,

    trotzdem brauch ich dich nich,

    und ich werd dich jetzt verlassen und dann kannst du mich ... von hinten sehn." (auch Trio)

     

    Angesichts der Knete (großen Kneten?), die da gerade auch in meinem Depot (ja, ich hab sowas) den Bach runtergeht, will mir das konsequente Ausblenden volkswirtschaftlicher Realitäten im Gegensatz zum Autor des Artikels nicht so recht gelingen.

  • SH
    Stefan Hahn

    Ich bin kein freund des Kapitalismus.

     

    Augen verschließen hilft aber leider nicht!

  • R
    Renegade

    Ist ja alles schön und gut, machen kann man in der Tat nicht so viel und wirklich Maßnahmen ergreifen kommt auch nicht so gut an. Warum also Panik haben? Aber Gedanken sollte man sich vielleicht doch machen.

     

    Von unserem Mittelschichts-Thron können wir gechillt die Nachrichten wegschalten, wenn sie uns mit der Finanzkrise nerven wollen. Aber vielleicht sollten wir auch ein klein wenig an unsere Mitmenschen im Präkariat denken. Taz-Leser werden wahrscheinlich auch bei verschärfter Krise noch Taz lesen, Ärzte auch dann noch arbeiten, etc. pp., aber die Leute, die in unserer Wirtschaft heute schon keiner mehr braucht, werden wahrscheinlich die große Krise am deutlichsten zu spüren bekommen.

     

    Und das Schlimmste ist, dass alles hätte vermieden werden können, ganz einfach durch die Politik, die sich jetzt ohnmächtig und ahnungslos gibt. Hätten sie nicht beschlossen, zu ihrem eigenen Vorteil die Wirtschaften in Richtung Wand zu steuern, könnte man sich viel kommendes Leid ersparen.

  • TD
    Tobias Dörfler

    Spricht mir zu 100% aus der Seele.

  • DM
    Deutscher Michel

    Sehr schön geschrieben, es macht immer mehr Spaß, auch mal die TAZ mit ihren Artikeln zu lesen.

     

    WEITER SO!!! ( Mit den Artikeln gegen den momentanen Medienmainstream )

  • I
    Ilmtalkelly

    Da geht´s mir genauso wie Arno Frank. Eins kann man vielleicht noch tun, den Freunden sagen, sie sollen auch cool bleiben. Damit´s den Hitlers nicht so leicht gemacht wird.

  • JR
    Jan Reyberg

    Ja genau.

     

    Wer glaubt, dass all sein Vermögen bald nichts mehr wert ist, der sollte es lieber schnell spenden, solange er damit noch was erreichen kann.

  • BA
    Boje Arndt Kiesiel

    Like it!

  • J
    Jean-Pierre

    Danke für diese Gedanken. Sie sprechen mir aus der Seele.

  • R
    Reimann

    ach ja...

    der Text war mir 2,00 Euro wert. Auf Geld ist ja eh bald kein verlass mehr.

    Auch die vielen Kraftausdrücke imponieren mir.

    Schön dass bei all der Hysterie mal jemand wagt die verhungenden Menschen in Ostafrika zu erwähnen. Wenn wir nur den Berlusconi und sein Vermögen nach Somalia verbannen könnten. Das Geld gönn ich denen, den Berlusconi können die ja zum Chef eines Latrinenimperiums machen.

  • R
    Reimann

    Danke für den Artikel ;-)

    Ich kaufe trotzdem Ziegenkäse, Weinblätter und Dorschleber in Dosen - nur für den Fall.

  • S
    SweatDiver

    genauso fühle ich mich...

     

    schöner Artikel!