Berichterstattung über Frauenfußball: Blockade-Vorwurf gegen ARD und ZDF
ARD und ZDF zeigen kaum Frauenfußball. Fanportale dürfen nicht - da die beiden öffentlich-rechtlichen Sender die Übertragungsrechte haben. User werfen ihnen Blockade vor.
2008 soll aus deutscher Sicht ein Frauenfußball-Jahr werden - mal wieder. DFB-Boss Theo Zwanziger will Olympisches Gold, um die Euphorie für die WM 2011 in Deutschland anzufachen. Ob Birgit Prinz und Co. das gelingt, wird man im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verfolgen können.
Das Alltagsgeschäft des Frauenfußballs, die Bundesliga, scheint für ARD und ZDF, die die Übertragungsrechte erworben haben, aber nicht sehr attraktiv. "17 Sekunden lang" seien in der Regel die Beiträge, die die hessische Sportsendung "Heimspiel" von Partien des 1. FFC Frankfurt zeige, sagt Tom Schlimme, der die Frauenfußball-Site fansoccer.de betreibt. Sonst berichten RBB (über Turbine Potsdam) und SR (über den 1. FC Saarbrücken), während etwa der NDR den HSV und den VfL Wolfsburg ignoriert.
Das fiel auch den Machern von hartplatzhelden.de auf - dort laden User Videos von Torszenen aus dem Amateur- und Jugendfußball hoch. Die Hartplatzhelden, deren Projekt sich bisher als "kostspieliges Hobby" (Ko-Betreiber Oliver Fritsch) erwiesen hat, wollten auch Clips mit Toren aus der 1. und 2. Frauenliga einbinden, weshalb sie letztes Jahr beim DFB anfragten. "Nach Rücksprache mit unseren Juristen" sagte Sprecher Harald Stenger ab. "Aus journalistischer Sicht bedauere ich das natürlich, denn im Sinne der Werbung und Imageförderung für den Frauenfußball wäre Ihr Angebot sicher eine sinnvolle Sache gewesen." Doch, so Stenger: "Ober sticht Unter, Jurist steht über Journalist." Der DFB könne "nicht vertragsbrüchig gegenüber dem Fernsehen werden, weil ein wohlwollender Anbieter freundlich anfragt", sagt die für Frauenfußball zuständige Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg. Die Frauenfußballrechte wurden bisher im Paket mit den Länderspielen und dem DFB-Pokal der Männer verkauft.
Das Problem sei, dass "ARD und ZDF die Rechte praktisch nicht nutzen und die Berichterstattung anderswo blockieren", sagt Tom Schlimme. Der Fall wirft ähnliche Fragen auf wie der Streit zwischen hartplatzhelden.de und dem Württembergischen Fußballverband (WFV), der von den Betreibern eine Unterlassungserklärung verlangt, weil auf deren Seiten auch Schnipsel von Amateurfußballspielen aus Württemberg abrufbar sind. Der WFV vertritt die Position, er halte die Rechte an den Bildern. Bei der Verhandlung vor dem Landgericht am 10. April, über die sogar die "Tagesthemen" berichteten, vertagten die Richter die Entscheidung auf den 8. Mai.
Die Gefechte sind brisant, weil die Verbände eigene Interessen im Bereich Webvideo verfolgen. Seit Dezember lädt der DFB ein, beim Portal fussball.de selbstgedrehte Videos hochzuladen. Das Portal, hieß es, unterscheide sich "wesentlich von Angeboten kommerzieller Unternehmen, die Ähnliches unter rein gewinnorientierten Aspekten ins Leben gerufen haben"; eine überraschende Einschätzung, weil der DFB fussball.de mit der Deutschen Telekom betreibt, die kaum aus reiner Sportbegeisterung mitmacht. Seit einigen Wochen gibt es außerdem beim Videoportal tv.dfb.de, auch in Kooperation mit dem T-Konzern entstanden, sonntags um 18.30 Uhr einen acht- bis zehnminütigen Zusammenschnitt eines Frauen-Bundesliga-Spiels zu sehen. Zu wenig, findet ein User von womensoccer.de: Angesichts dessen, "dass wir via Internet die Spiele der indischen Fußballligen live mitverfolgen können" und hier "der größte Fußballverband der Welt sowie ein auf sein technologisches Potenzial bedachtes DAX-Unternehmen" am Werk seien, müsse man von einem "Steinzeit-Angebot" sprechen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!