: Bergedorfer wollen weiter mitreden
Initiative plant Bürgerbegehren gegen Bebauung des Bahnhofsvorplatzes ■ Von Gernot Knödler
Ausstellungen, öffentliche Debatten und schließlich ein Wochenendworkshop mit Bürger-, Politiker- und InteressenvertreterInnen – der Bürgerinitiative Bahnhofsvorplatz Bergedorf war das alles nicht genug: Nachdem die jüngste Bezirksverordnetenversammlung ihren Vorstellungen in einigen Punkten nicht nachgekommen ist, will die Ini heute abend mit der Planung für ein Bürgerbegehren beginnen. Ihre Angst: Bergedorf-City könnte mit einem überdimensionierten, futuristischen Einkaufszentrum plus ZOB zugepflastert werden.
Dabei beruht die Vorlage, die die Bezirksabgeordneten Ende voriger Woche beschlossen haben, auf den Ergebnissen des Workshops, einer „Bezirkskonferenz“. In Anlehnung daran handelten GAL, SPD und CDU untereinander einen 52 Punkte umfassenden Kriterienkatalog aus, anhand dessen die beiden letzten von ursprünglich vier Investorenentwürfen überarbeitet werden sollen.
Das Problem: Die Abgeordneten versahen einen dieser beiden Entwürfe mit höherer Priorität und dann auch noch denjenigen, dessen auffälligstes Gestaltungselement die Bürgerini ablehnt. Er sieht einen zweistöckigen Rundbau vor, der die beiden Planungsgebiete nördlich und südlich der Bundesstraße 5 für FußgängerInnen miteinander verbinden soll.
Die Bürgerinitiative und etwa die Hälfte der TeilnehmerInnen der Bezirkskonferenz finden, daß der Rundbau zu groß ist für Bergedorf, zu futuristisch aussieht und als Bau nicht funktionieren wird. Außerdem zöge es die Ini vor, wenn sich Bergedorf alle Optionen offenhielte und mehrere Projektentwickler parallel weiterarbeiten ließe – oder am besten einen Bezirksbeirat ins Leben riefe, der unter Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen im Stadtteil „in offener und öffentlicher Atmosphäre“ einen „Generalplan“ ausarbeitete. Gerade weil aber die Bezirksverwaltung sich weder in der Lage sah, diese Planung selbst zu leisten noch ihre Verwirklichung zu bezahlen, war auf einen Investoren-Wettbewerb zurückgegriffen worden.
„Die Kritiker sollten sich überlegen, diese Chance für Bergedorf auszulassen, nur weil dieser Vorschlag möglicherweise in einzelnen Punkten nicht ihren Vorstellungen entspricht“, sagte der CDU-Abgeordnete Hauke Marquardt in der Bezirksversammlung, wobei er kein Hehl daraus machte, daß die Bezirkskonferenz nicht das liebste Kind seiner Partei gewesen sei. „Es hat bei diesem Vorhaben soviel Bürgerbeteiligung gegeben wie bei keinem anderen“, meinte auch sein SPD-Kollege Werner Omniczynski.
Immerhin will Omniczynski den BergedorferInnen ein Rederecht einräumen, wenn der Stadtplanungsausschuß am 5. Mai überprüft, ob der prioritäre Vorschlag dem Kriterienkatalog gerecht wird. Und die GAL wird möglicherweise noch weiter gehen: „Wir sind nicht prinzipiell gegen ein Bürgerbegehren“, orakelte der Bezirksverordnete Ernst Heilmann.
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