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Bei Anruf taz „Die beste Zeitung, die es gibt!“​

Wir hatten Redebedarf, aber Sie auch – und wie! Eine Woche lang luden wir unsere Abonnierenden zum Gespräch über die Zukunft der taz im Digitalen. Es wurde ein wunderbares Telefon-Fest des Vertrauens​.

Das bekommt man auch nicht alle Tage: Ein heißer Draht zur taz-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann Foto: Stefan Boness/Ipon

aus der taz | „Ich sollte Sie anrufen!“ Pünktlich um 08.58 Uhr am Montag, den 26.06.2023, geht der erste Anruf einer Abonnentin ein. Der Start einer so noch nie da gewesenen intensiven und emotionalen Telefonwoche für beide Seiten – taz und taz-Leser:innen.

In E-Mails, Briefen und Postkarten hatten wir dazu aufgerufen, mit uns über die digitale taz zu sprechen. Wie gefällt Ihnen eigentlich unsere App? Welche Funktion fehlt? Wie können wir Ihnen digital täglich eine gute taz liefern?

Lauter Fragen, die gern aufgegriffen – und oft auch beantwortet wurden. Im Panoramaraum der taz kamen bei Gummibärchen und Schokoriegeln Ver­tre­te­r:in­nen aus der ganzen taz zusammen – ob aus dem Ressort für Wirtschaft und Ökologie, dem Vertrieb, dem Sport, der Chefredaktion, der Genossenschaft, der Online-und der Foto-Redaktion, der wochentaz oder der Geschäftsführung – und telefonierten beinahe ununterbrochen rund 1.800 Minuten lang mit hunderten Abonnent:innen. Eine Situation und Zusammenstellung, die so nur selten in der taz vorkommt. Doch bei dieser Aktion ging um etwas, das allen am Herzen liegt: Die Zukunft der taz.

Gemeinsam glücklich sein

Die Anrufe zeigten: Mit der taz ist es für viele anders als mit anderen Medien. Man hat eine Beziehung mit ihr – die durchaus auch ihre Höhen und Tiefen haben kann. In der man eine zeitlang vielleicht sogar mal getrennte Wege geht, sich heftig streitet, nur um später wieder neu zueinander zu finden. Und wie das eben ist in einer lebendigen Beziehung, braucht es viel Kommunikation, man muss Wünsche und Probleme benennen, um gemeinsam glücklich zu sein.

So erzählten uns viele Anrufer:innen, dass sie uns bereits seit den 1980ern begleiten. Einige nutzen die digitale Ausgabe bereits. Manchmal nur für die Urlaubszeit oder an nicht-bundesweiten Feiertagen, manchmal täglich – weil es praktischer auf dem Weg zur Arbeit ist, um die Umwelt zu schonen, oder weil die Zustellung nicht zuverlässig genug funktionierte.

Neben kurzen Rückfragen zur Anmeldung, Detailfragen zur App und zahlreichen lobenden Worten zu Funktionen und Ideen zur Weiterentwicklung erreichten uns auch kritische Anmerkungen. So sei das Lesen auf Papier eben ein anderes: Die Aufmerksamkeit beim Lesen auf digitalen Geräten ist kürzer, viele möchten vor oder nach einem langen Arbeitstag, der überwiegend am PC stattfindet, nicht auch noch die taz am Bildschirm lesen müssen.

Einige betonten, dass das Format einer Zeitung Orientierung gibt: Welcher Artikel ist der Aufmacher? Was steht unterm „Roten Faden“? Die Wirkung großformatiger Bilder gehe in der App ebenso verloren wie aufwändig gestaltete Aufschlagseiten. Andere berichteten, dass der Umstieg auf ein digitales Gerät ab einem gewissen Alter einfach nur noch schwer machbar und die Anschaffung eines passenden Geräts eine zusätzliche Hürde sei.Manche Abon­nen­t:in­nen schlugen vor, dass sie auch einen höheren Preis zahlen könnten, um das Fortbestehen der gedruckten Ausgabe unter der Woche zu sichern.

Und ehrlich bleiben

Die Realität ist jedoch eine andere: Auch wenn wir trotz des angekündigten „Szenario 2022“ auch jetzt, im Sommer 2023, immer noch werktags drucken, müssen wir so ehrlich sein und zugeben, dass die Entwicklung absehbar ist: Die steigenden Kosten für Papier und Druck, die immer unsicherer werdende Zustellung der Zeitung und die sinkende Zahl der klassischen Print-Abos zeigen, dass wir uns den Druck der werktäglichen taz zukünftig nicht mehr leisten werden können. Doch noch ist es nicht so weit, und alle, die – jetzt oder in Zukunft – nicht umstellen können oder wollen, bitten wir darum, uns treu zu bleiben. Wir drucken solange wie möglich.

Was die allermeisten An­ru­fe­r:in­nen aber gemeinsam hatten: Es gab prinzipiell Verständnis für die schwierige Situation, in der sich unsere Zeitung befindet. Und wenn die tageszeitung werktags nicht mehr gedruckt wird, wollen sie der taz als Abon­nen­t:in­nen trotzdem erhalten bleiben. Manche unter der Woche mit der digitalen Ausgabe, manche mit der gedruckten wochentaz, unserer Wochenzeitung.

Denn ganz verzichten, das wurde klar, möchten die wenigsten. „Die taz zu abonnieren, ist ein Statement“, sagte ein Abonnent am Telefon. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, noch viele andere lobende Zitate zu notieren – es war zu schön: „Die App ist einfach grandios!“ und „Die taz ist die beste Zeitung, die es gibt!“, und: „Eure Kreativität und euer Engagement sind einfach unverzichtbar!“, waren dabei.

Diesem Anspruch möchten wir gerecht werden. Wir nehmen Ihr wertvolles Feedback mit, arbeiten weiter an unserer App und hoffen, dass Sie uns auch in Zukunft als Le­se­r:in­nen erhalten bleiben – egal auf welchem Weg. Vor allem freuen wir uns über die tollen Gespräche, Anregungen, Ideen und Anekdoten, die wir in dieser Woche von Ihnen erfahren durften. Eine solche Beziehung zu den Lesenden einer Zeitung zu haben, ist nicht selbstverständlich. Und dafür möchten wir Ihnen herzlich danken.

Appening oder: We will meet again Vom 19. bis 23. Juni 2023 wurde in der taz ein Callcenter improvisiert – mit genügend Platz für acht Kolleg:innen, die bereit standen, die Anrufe der taz-Abonnent:innen zum Thema „Digitalisierung“ entgegenzunehmen. Insgesamt 30 tazler:innen nahmen binnen fünf Tagen 450 Anrufe entgegen.