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„Behörden schaffen Fakten“ in Münchehagen

■ BI: „Befreundete Firmen sollen schnell Aufträge kriegen“

Um die stillgelegte Giftmülldeponie Münchehagen (Landkreis Nienburg) gibt es erneut Ärger zwischen der örtlichen Bürgerinitiative und den zuständigen Behörden.

Ohne rechtliche Grundlage würden noch kurz vor dem Regierungswechsel neue Tatsachen bei der dringend notwendigen Sicherung der Deponie geschaffen, lautet der Vorwurf. In einem am Mittwoch veröffentlichten Brief der Arbeitsgemeinschaft „Bürger gegen Giftmüll“ an die Fraktionen von SPD und Grünen heißt es, die zuständigen Behörden würden Sicherungsverfahren bevorzugen, die eindeutig nicht mehr dem Stand der Technik entsprächen. Dies müsse verhindert werden.

In Münchehagen lagern zum Teil hochgiftige Abfälle bis hin zum „Seveso-Dioxin“ in unbekannter Größenordnung. Mehrfach wurden in der Vergangenheit Giftspuren außerhalb des Deponiegeländes nachgewiesen. Die CDU/FDP-Landesregierung verfolgte bisher ein Sicherungs

konzept mit Spuntwänden und zusätzlichem Einspritzen (Injektionen) von Dichtmaterial an den Seiten der Tongruben. Dieses Verfahren gelte in Fachkreisen inzwischen als überholt, da damit nicht der gesamte Untergrund der Deponie abgedichtet werden könne, erklärte der Sprecher der Bürgerinitiative, Heinrich Bredemeier, auf Anfrage.

Dennoch seien jetzt die Probebohrungen für die Injektionen ausgeschrieben worden, deren Kosten über eine Million Mark betragen. Für diese Arbeiten fehle die erforderliche Planfeststellung. Denn zur unmittelbaren Gefahrenabwehr, die ohne Genehmigung möglich ist, seien die Probeinjektionen nicht geeignet. In Münchehagen gehe es nur darum, „befreundeten Firmen noch schnell Aufträge zuzuschanzen“, sagte Bredemeier. Insbesondere verfolge der Gutachter der Landesregierung für das Sicherungskonzept, Hanno Müller -Kirchenbauer, offenbar eigene Interessen.

dpa

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