PETRA LÖNNE, KREISARCHÄOLOGIN : Beharrliche Spurenfinderin
■ wollte professionelle Archäologin werden, seit sie als Kind die Ruinen von Pompeji besuchte Foto: privat
„Man weiß nie, was einen erwartet. Jeder Tag ist spannend, es kann jederzeit Neues zutage treten.“ Es ist keine Detektivin, die das sagt, sondern eine, deren Metier als trocken gilt: Petra Lönne ist Archäologin im Landkreis Northeim, und sie spricht über jenen Fund, der Ende 2008 Fachwelt und Presse erschütterte: Bei Oldenrode hatte man Reste einer riesigen römisch-germanischen Schlacht gefunden. Die fand 200 Jahre nach der Varusschlacht (9 n. Chr.) statt, in der die Germanen die Römer vernichtend schlugen. Da könnte durchaus ein Mythos zerspringen, wenn sich zeigte, dass die Römer wiederkamen, um sich zu rächen.
„Alles übertrieben“, sagt Lönne. „Dass die Römer auch später gen Germanien zogen, ist längst bekannt.“ Außerdem sei noch unklar, ob die Römer wirklich gesiegt hätten. „Es sieht allerdings bislang so aus – zumal wir anhand verlorener Soldatenschuhnägel die Marschrichtung gut orten können.“
Das eigentlich Sensationelle an dem Fund sei aber der Erhaltungszustand etwa von Lanzen und Hipposandalen – einem Hufschutz für Maultiere. Zudem lag alles da, als habe man es gestern vergessen: Anscheinend haben die Germanen nach der Schlacht nicht einmal die wertvollen römischen Lanzen mitgenommen. „Vielleicht wurde der Ort tabuisiert“, vermutet Lönne.
Wie sie überhaupt auf den Fund gekommen sei? „Ein Hobbyarchäologe hat mir 2008 einige Gegenstände gezeigt, die er dort gefunden haben wollte“, sagt Lönne. „Ich habe zuerst nicht geglaubt, dass die römischen Funde aus unserer Region stammten.“ Eine Begehung mit Metallsuchgeräten erwies aber, dass der Mann recht hatte. Die ersten größeren Sondierungen fanden dann im Geheimen statt. „Wir wollten keine Raubgräber locken“, sagt Lönne. Die gibt es nicht nur in Ägypten, sondern auch hier – obwohl sich das finanziell für sie nicht lohnt. „Aber es ist eben – das weiß ich ja selbst – ein tolles Gefühl, etwas im Boden zu finden. Für uns Archäologen andererseits geht mit jeder gestohlenen Münze eine wichtige Datierungshilfe verloren.“
Das Problem wird bald gebannt sein: Ab Juli beginnen bei Oldenrode groß angelegte Grabungen. PETRA SCHELLEN