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Begossener Pudel -betr.: Staatsanwalt feierte Abschußquoten, taz vom 16.12.95

Begossener Pudel

Betr.: Staatsanwalt feierte Abschußquoten, taz vom 16. 12.95

Völlig in Ordnung, daß die Wirtschaftskriminalität, eine Wachstumsbranche besonderer Art, bekämpft werden muß. Doch B. machte sich ans Werk, betrügerischen Warenterminfinnen das Handwerk zu legen und diese „plattzumachen“ - offenbar mit dem erklärten Ziel, Bremen zu einer „warenterminfreien“ Zone zu machen. Ein Ausdruck, der fatale Assoziationen an totalitäre und vergangen geglaubte Rechtssprechung weckt und wie ein Rückfall in „unwertes und undeutsches“ Rechtsempfinden anmutet.

So wurde B. vor Durchsuchungs-und Beschlagnahme-Aktion, wie in Amerika üblich, im Fernsehen interviewt, damit sich der Name „Baumgarte“ in der Öffentlichkeit auch nur ja einprägt. Waren aber alleine schon die fernsehbeglückenden Aktionen ein besonderer Ausdruck von Rechtsstaatlichkeit mit klaren Vorverurteilungen – schließlich muß wohl noch monatelang weiter ermittelt werden, so gelang ihm aber jetzt mit seiner Einladung zu seinem fünfjährigem Dienstjubiläum ein ganz besonderer Wurf, der zum Bummerang geriet.

Wie es zum Beispiel oft beim Kegeln passiert, wenn man übereifrig und borniert stolz zu Werke geht, wirft man manchmal voll daneben, statt die Figuren zu treffen. Das nennt man dann einen Pudel, und wie ein begossener Pudel steht er nun da.

Insasse der JVA-Oslebshausen, der Name ist der Redaktion bekannt

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