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Beginn 13 Uhr – Ende 13.03 Uhr: „Noch Fragen?“

■ Polizei bat zur viel beachteten Pressekonferenz über einen ermordeten Libanesen

Am Donnerstagnachmittag war ein libanesischer Autohändler bei seiner Firma an der Carl-Francke-Straße in der Neustadt durch mehrere Schüsse so schwer verletzt worden, dass er kurze Zeit später im Krankenhaus starb. Gestern hatte die Polizei zur Pressekonferenz eingeladen, um über den „aktuellen Stand der umfangreichen Ermittlungen“ zu informieren.

12.57 Uhr, Polizeipräsidium in der Vahr. Die Dame am Empfang erklärt umständlich den Weg, auch für die blonde Gazelle von „RTL Mord“. Äh, Nord. Die kommen gleich zu viert, drei tragen sich selbst, Nummer vier Kamera, Kabel, Stativ.

12.59 Uhr, Raum D2048. In einer Reihe sitzen Staatsanwalt Uwe Picard, Kripo-Leiter Eckard Mordhorst, Mordkommissionsleiter Jochen Musch und Inspektionsleiter 3 Hans-Jürgen Rippe vor ungefähr 20 Medienmenschen, diversen Kameras und Mikrofonen. An der Wand daneben ordentlich aufgereiht der Polizeipressekader.

13.00 Uhr. Start. Picard nennt die kargen Fakten: Donnerstag, gegen 15.20 wird der Libanese Nassar El O. durch mehrere „Schussabgaben erheblich verletzt“, so dass er wenig später im Krankenhaus verstirbt.“ Es trafen ihn Schüsse im Kopfbereich, die Ermittlungen dauern an, es gibt konkrete Täterhinweise, mehr dazu von Herrn Mordhorst.

13.02 Uhr Eckard Mordhorst dankt allen Einsatzkräften für die „ausgesprochen gute Zusammenarbeit“ und die „schnelle Reaktion“, durch die zahlreiche „erfolgversprechende Hinweise und Spuren“ gesammelt worden seien, so dass man sich jetzt „in Nähe der Aufklärung der Tat“ befinde. Jochen Musch erklärt, jetzt sei alles gesagt. „Wir gehen davon aus, dass wir die Tat klären, und zwar in Kürze, vielleicht noch heute.“ 13.03 Uhr. „Noch Fragen?“

Schweigen. Zaghafte Fragen nach den mutmaßlichen Tätern. Jochen Musch blickt über seine Brille und erklärt nach fünf Sekunden: „Libanesen.“ Ein oder mehrere Täter? „Mehrere.“ Das Motiv? „Das Ganze könnte eine Beziehungssache sein.“ Beziehung welcher Art? Könne man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Gibt es einen politischen Hintergrund, einen geschäftlichen? „Jetzt versuchen Sie, das Motiv einzukreisen.“

Hatte das Opfer Familie? „Ja.“ Kinder? „Ja.“ Wieviel? „Zwei.“ Lässt sich etwas zum Tathergang sagen? Nein, wegen möglicher Rückschlüsse. Wo hat das Opfer gewohnt? „In Bremen.“ Wo in Bremen? „In Bremen.“ Und: „Dann danke ich Ihnen nochmal recht herzlich. Wir werden Sie auf dem laufenden halten.“ sgi

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