piwik no script img

Begabte bleiben auf der Strecke

■ betr.: „Der Konfliktlage ange paßt“, taz vom 23. 6. 98

[...] Die SPD argumentiert, es gebe genügend grundständige Gymnasien in Berlin. Das ist nicht richtig. Zum einen ist ihre Zahl verschwindend gering, zum andern sind dies sämtlich Spezialangebote in altsprachlicher, bilingualer, naturwissenschaftlicher, musischer oder sportlicher Richtung bzw. sog. Schnelläuferklassen, die als Schulversuch in 12 statt 13 Schuljahren zum Abitur führen.

Abgesehen von diesen Spezialschulen gibt es Regelgymnasien, die fünfte Klassen mit moderner Sprachenfolge anbieten, bisher in Berlin nur im Privatschulbereich, nicht aber in öffentlichen Schulen. Es würde sich anbieten, in jedem Bezirk an einem Gymnasium zwei Parallelklassen ab Klasse 5 neben dem normalen Beginn ab Klasse 7 einzurichten. Da mit mehr Anmeldungen zu rechnen ist, müßte eine schriftliche und mündiche Prüfung über die Aufnahme entscheiden. Dieses Verfahren wäre wesentlich gerechter als das jetzt für die Schnelläuferklassen praktizierte Losverfahren, bei dem oft gerade die Begabtesten auf der Strecke bleiben.

Übrigens funktioniert das Miteinander von Fünft- und Siebtkläßlern an den wenigen Schulen, die dies in Sonderform bisher praktizieren, ganz hervorragend und führt keineswegs zu den in Unkenntnis herbeigeredeten Schwierigkeiten.

Die Berliner Eltern werden es nicht hinnehmen, daß „Sonderwege nur für Bonner Familien“ geschaffen werden. Eine Reform der Grundschulde wird uns von der SPD seit über 20 Jahren versprochen. Wir verlangen die Förderung auch unserer begabten Kinder jetzt gemäß Paragraph 1 des Berliner Schulgesetzes, denn sie gehen nur einmal zur Schule, und unsere Gesellschaft wird ihre Kenntnisse und Fähigkeiten später bitter nötig brauchen. Charlotte Wegener,

stellvertr. Vors. des Berliner

Elternvereins e.V.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen