piwik no script img

Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Den besten Moment, die Einzelausstellung von Martin Skauen im Projektraum Frankfurt am Main zu besuchen, haben Sie, während Sie dies lesen, leider schon verpasst. Grandios war es, bei der Eröffnung zu beobachten, wie sich die Szenen, mit denen Skauen die kommunikativen Gepflogenheiten, Eitelkeiten und Absurditäten der Kunstwelt zeichnerisch auf die Schippe nimmt, im realen Raum spiegelten. „Small Talk“ an den Wänden, Small Talk vor den Wänden. Verstärkt wurde dieser Effekt noch von den kulissenhaften MDF-Skulpturen, die Skauen aus seinen Zeichnungen ins Dreidimensionale transportiert hat und die, dem nicht genug, auch noch als Rotweinspender fungieren, dem Small-Talk-Treibstoff schlechthin. Wie heißt es im Text zur Ausstellung von David de Jong so schön? „Small talk makes the world go ’round.“ Die Schau ist nur nach Vereinbarung zu sehen, eine*n passende*n Gesprächspartner*in für den Small Talk findet sich damit vielleicht in der Person, die die Tür aufschließt (bis 18. 3., Besichtigung: info@frankfurt-am.com, Wildenbruchstr. 15).

Ebenfalls mit Zeichnungen und Objekten, aber auch mit Collagen arbeitet Nilbar Güreş. Der Titel ihrer Einzelschau „Jumping Bed and Female Lovers“ bei Tanja Wagner setzt sich aus zwei Arbeiten zusammen. Auf der Mixed-Media-Collage „Jumping Bed“ schleudert es eine bärtige Person vom Palmenbett, die female „Lovers“ sind zwei herrlich komische Textilfiguren, die sich auf einem Sims aneinander schmiegen. Güreş beschäftigt sich mit kulturellen Codes und Genderidentitäten, ihren Arbeiten gehen oft langfristige Beobachtungen und Feldstudien voraus, die jedoch nicht in trockener sozialwissenschaftlicher Empirie, sondern in verspielter, halbsurrealer und überaus sinnlicher Kunst fruchtet (bis 13. 4., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Pohlstr. 64).

Früchte trägt auch das Berlin Program for Artists, das 2015 von den Künstler*innen Angela Bulloch, Willem de Rooij und Simon Denny ins Leben gerufen wurde. Pro Durchlauf werden zehn junge Künstler*innen mit etablierteren Kolleg*innen vernetzt, im Zentrum stehen regelmäßige Atelierbesuche. 2017 waren das die Künstler*innen Alan Affichard, Helin Alas, Armin Lorenz Gerold, Keto Logua, Anna Lucia Nissen, Tamen Perez, Zac Langdon-Pole, Philip Poppek, Gabriel Säll, Elif Saydam und Stefanie Schwarzwimmer. Die Ausstellung „emic etic“, kuratiert von Maurin Dietrich, bildet den Abschluss ihres einjährigen Programms. Dass sie in Wolfgang Tillmans Projektraum Between Bridges stattfindet, ist kein Zufall. Auch er ist Mentor im Programm (bis 31. 3., Mi.–Sa. 12–18 Uhr, Keithstr. 15).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen