Bayern säubert „Lindenstraße“

■ Weil Gauweiler in der 149.Folge der vom WDR produzierten Fernsehserie „Lindenstraße“ als Faschist beschimpft wird, greift der Bayerische Rundfunk zur Schere

Berlin (taz) - Der Bayerische Rundfunk spielt wieder einmal Zensor. Aus der 149.Folge der vom WDR produzierten Fernsehserie Lindenstraße vom Sonntag, die wie üblich am kommenden Samstag im dritten Programm des BR wiederholt werden soll, wurde eine Passage herausgeschnitten.

„Die Öffentlichkeit muß endlich mitkriegen, was hier bei uns passiert. Unter dem Deckmantel der Sauberkeit! Gauweiler und Co., das sind doch alles Faschisten“, heißt es in der Szene, die der Schere zum Opfer fällt. „Chris“ will damit „Benno“ ermutigen, sich gegen seine Diskriminierung als Aids -Infizierter zu wehren. „Benno“ wurde wegen seiner Aids -Infektion als Schreiner in einer Behindertenwerkstatt entlassen.

Der BR handelte bereits in vorauseilendem Gehorsam, noch bevor Medienspürnase Stoiber den Griff zur Schere anordnen konnte. „Wir distanzieren uns davon“, erklärte BR -Pressesprecher Ulrich Paasche und bezeichnete den Ausspruch als „massive Beleidigung“. Nur zwei Zuschauer haben sich beim BR über die Folge mit dem Titel „Träume“ beschwert.

Rund zwölf Millionen Zuschauer haben die Serie, die nach Startschwierigkeiten zu den erfolgreichsten TV-Sendungen zählt, am Sonntag abend im ersten Programm gesehen. Beim WDR gingen überhaupt keine Anrufe dazu ein. Im Gegensatz dazu heißt es aus dem Gauweiler-Büro, daß hier „eine ganze Reihe von Anrufen eingegangen“ seien. „Wir behalten uns weitere Schritte vor“, drohte Gauweiler-Referent Wolfgang Lazik.

lui