Bayern München gegen 1.FC Nürnberg: Taktische Spielfeldgeometrie
Am Sonntagabend spielen der FC Bayern München under 1. FC Nürnberg gegeneinander. Das Dreiecksspiel trifft dabei auf das magische Dreieck, das Teil eines Elfecks ist.
Es geht beim Fußball um das Runde, das ins Viereckige muss. Aber auch Sachen mit drei Ecken erfreuen sich in Fußballkreisen großer Beliebtheit. Der Ausspruch "Drei Ecken, ein Elfer" beispielsweise. Oder jene Dreiecke, in die das Spielfeld neuerdings zu Taktikzwecken geteilt wird. Oder das "magische Dreieck", das einst die Herren Balakov, Bobic und Elber beim VfB Stuttgart bildeten.
Während das mit dem Elfmeter dem Volksmund zuzuschreiben ist, hat wohl auf die taktische Spielfeldgeometrie Louis van Gaal das Urheberrecht. Das magische Dreieck wiederum wurde von den Kollegen des Privatfernsehens geschaffen - zwecks Euphorisierung ihrer Zuschauer. Und aus genau diesem Grund hoffen Saison für Saison Moderatoren, Kommentatoren und Reporter auf ein neues spielerisches Dreigestirn, das die Bundesliga durchwirbelt. Auf dass man ihm dann diese hübsche Bezeichnung anheften kann.
Und siehe da, während Louis van Gaal sich diese Woche über die Genesung von Mark van Bommel, Franck Ribéry und Diego Contento freuen und somit ein paar Trainingsdreiecke mehr bilden konnte, wurde beim nächsten Gegner Nürnberg die Inkarnation des magischen Dreiecks ausfindig gemacht. Auch diesmal ist ein Stuttgarter Stürmer daran beteiligt, Julian Schieber, Nürnbergs Leihgabe vom VfB. Die beiden weiteren Ecken bilden die zwei Kommunarden Ilkay Gündogan und Mehmet Ekici, die sich nicht nur auf dem Platz fast blind verstehen, sondern auch in ihrer WG-Küche.
Das mit dem Etikett "magisches Dreieck" heraufbeschworene Bild vom traumhaften Zusammenspiel dieser drei ist natürlich nicht unberechtigt. Die Jungstars waren an 15 der 17 Nürnberger Saisontreffer direkt beteiligt. Stürmer Schieber ist nach Theofanis Gekas sogar zweiter Topscorer der Liga mit drei Treffern und sieben Vorlagen. Besonderer Höhepunkt für ihn: Er hat seinen VfB fast im Alleingang besiegt - eine Vorgabe, die Mehmet Ekici, den Leiharbeiter aus München, für Sonntag in Zugzwang bringt.
Aber allen Heldentaten zum Trotz: FCN-Trainer Hecking mag weder die Hervorhebung einzelner Spieler noch Legendenbildung. Es dürfte ihn also gefreut haben, als eine der drei Ecken, nämlich Ilkay Gündogan, eine Reporterfrage dazu flugs zum Dreiecksdementi nutzte und stattdessen spontan das magische Elfeck erfand.
Nun tritt also das fränkische Elfeck bei den Dreiecksexperten der Bayern an. Bemerkenswert dabei: Der Club steht in der Tabelle drei Plätze besser als der FCB, was vor dem Spiel zu Witzeleien gegenüber dem Exkollegen Ottl (war letzte Saison von den Bayern ausgeliehen) führen dürfte. Der hatte Nürnberg ja verlassen, um sich sportlich zu verbessern.
Angesichts des Tabellenstandes lastet weiterhin der viel zitierte Druck auf den Bayern, bei denen Neuanfang und Aufholjagd immer öfter verkündet werden. Beim vorletzten Neubeginn in Gladbach hat leider der Gegner nicht so mitgespielt wie gewünscht, weswegen der aktuelle Neustart einfach in die vergangene Trainingswoche gelegt wurde.
Anlass war van Bommels Rückkehr ins Training und das damit verbundene rüde Einsteigen gegen seinen direkten Konkurrenten Anatolij Timoschtschuk in einem Übungsspielchen. "Neugeburt", bejubelte die Süddeutsche Zeitung die sehr engagiert geführte Partie. Louis van Gaal ließ dabei übrigens "neun gegen neun" spielen. Also möglicherweise mit drei magischen Dreiecken auf jeder Seite. Der Holländer ist und bleibt eben ein Taktikfuchs. Beziehungsweise -fuxx, wie es im Privatfernsehen heißen würde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter