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■ Bauvorhaben Checkpoint CharlieRestrealität

Die kommerzielle Nutzung des Areals am Checkpoint Charlie und die Vorstellung, hier die Geschichte von Mauerbau, Fluchtaktionen sowie die Topographie des Ortes dokumentieren zu können, bilden ein absurdes Unterfangen. Auf der einen Seite soll ein glitzerndes Bürozentrum hochgezogen werden: voller Modernität und als bauliche Chiffre des Kapitals. Auf der anderen Seite soll ein Museum die Spuren der Vergangenheit und ebenso den Schrecken konservieren: authentisch, praktisch, fotogen. Aber beides geht nicht. Die Planungen für ein neues Geschäfts- und Bürozentrum auf den Resten des einstigen Grenzübergangs lassen diesen Geschichtsort mit jedem Stein, der auf den anderen gesetzt wird, immer mehr verschwinden. Und die Absicht, den alten Stadtgrundriß wiederherstellen zu wollen, wird die zum Mythos geweitete „Schnittstelle des Kalten Krieges“ überformen. Auch ein Museum kann den zugebauten Checkpoint „C“ nicht ersetzen. Erst recht nicht, wenn es hinter einer Bürofassade versteckt wird. Äußerst grotesk kommt der Versuch daher, in einer glasgedeckten Rotunde die verbliebenen Asservaten der Grenzkontrollstelle als Restrealität des DDR- Totalitarismus auszustellen: Schlagbaum, Wachtturm, Stacheldraht und Protestpodest als Fixpunkte des Bösen. Dergestalt werden nicht Erinnerungen, sondern infantile Bilder wachgehalten. Wer heute über das zum Parkplatz mutierte Gelände geht, sieht im verkommenen Freilichtmuseum mehr als in der Geisterbahn des geplanten Museums. Die zerschundene Brache ist der richtige Ort der Erinnerung, gerade wenn um sie herum gebaut wird. Mit der Zeit werden die Relikte des Grenzübergangs ganz verschwinden. Bis dahin sollten die Begehrlichkeiten des Bauherrn warten. Rolf Lautenschläger

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