: Baut Libyen an einer neuen Giftgasfabrik?
■ Nach 'Spiegel'-Informationen entsteht in Sabha mit deutscher Hilfe eine C-Waffenfabrik / Tripolis und Thyssen dementieren
Nikosia (afp/taz) - Libyen hat am Sonntag Berichte „energisch“ zurückgewiesen, denen zufolge es an einer neuen Chemiewaffenfabrik baut. Solche Behauptungen seien „vollkommen falsch“, in Libyen gebe es überhaupt keine Fabrik dieser Art, weder eine neue noch eine alte, sagte ein Sprecher des libyschen Revolutionsführers Muammar el-Gaddafi nach einem Bericht der libyschen Nachrichtenagentur 'jana‘. Der Bericht sei „Bestandteil der feindlichen Kampagne gegen die arabische Nation und ihren technischen und wissenschaftlichen Fortschritt“, fuhr der Sprecher fort.
Informationen des Hamburger Magazins 'Der Spiegel‘ zufolge baut Libyen nach dem Feuer in der Giftgasfabrik Rabta mit deutscher Hilfe eine neue Fabrik zur Produktion chemischer Kampfstoffe auf. Einem vertraulichen Bericht zufolge soll erneut zumindest eine westdeutsche Firma mitbeteiligt sein. Die Rede war von der Firma Thyssen, die angeblich Hydraulikaufzüge für das neue Projekt liefern soll. Auf Anfrage der taz jedoch verneinte der Pressesprecher der „Thyssen Industrie“, Wewers, jegliche Beteiligung des Hauses Thyssen an Geschäften mit Libyen. Die „letzte Lieferung von Aufzügen an Libyen“, so Wewers, sei „1981 erfolgt. Auch für die Zukunft sind keine Lieferungen geplant“.
Die Pläne für das Geheimprojekt am Militärstützpunkt Sabha entsprächen „in wesentlichen Details“ denen der Anlage von Rabta, die mit Hilfe der westdeutschen Firma Imhausen gebaut worden war, schreibt 'Der Spiegel‘ in dem vorab veröffentlichten Bericht. Die neue, angebliche Giftgasfabrik soll, so wird vermutet, zum Schutz vor Fliegerangriffen „unterirdisch verbunkert“ werden.
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