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Baustopp auf MuseumsinselAlle Kräne stehen still

Neues Eingangsgebäude, die James-Simon-Galerie, wird später fertig. Bundesamt für Bauwesen kündigt Tiefbaufirma wegen Finanzstreit

Steht noch länger frei: Neues Museum ohne James-Simon-Vorbau Bild: dapd

Das neue Besucherzentrum "James-Simon-Galerie" auf der Museumsinsel wird später fertig als geplant - und möglicherweise teurer. Grund ist ein Baustopp für das zentrale Eingangs- und Servicegebäude, den der Bauherr, das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), verhängt hat. Statt wie geplant 2013 eröffne die James-Simon-Galerie des Architekten David Chipperfield erst Ende 2014 oder noch später, berichteten Agenturen. Von der großen Pfeilerhalle aus sollen die Besucher alle Häuser der Museumsinsel erreichen.

Laut Andreas Kübler, Sprecher des Bundesamts für Bauwesen, wurde dem Unternehmen gekündigt, das die Baugrube ausheben und die Bodenplatte errichten sollte. Die Firma habe nach der Auftragserteilung erhebliche finanzielle Nachforderungen vorgebracht, "die von unserer Seite als ungerechtfertigt angesehen wurden", so Kübler zur taz.

Als die Baufirma mit dem Stopp der Gründungsarbeiten drohte, habe ihr das BBR gekündigt. "Nun erfolgt eine Neuausschreibung der Erdarbeiten. Wir gehen davon aus, dass es im November 2011 weitergeht." Den Vorwurf mangelnden Controllings wies Kübler zurück.

Die Grundsteinlegung für das 71 Millionen Euro teure Eingangsgebäude war für diesen Herbst, die Eröffnung im Jahr 2013 vorgesehen. "Die Termine sind nun nicht mehr zu halten", so der BBR-Sprecher. Über mögliche höhere Kosten durch den Baustopp wollte er keine Prognose abgeben: "Man muss jetzt die Ausschreibung abwarten."

Unter dem Baustopp leidet auch das künftige Konzept der Stiftung Preußischer Kulturbesitz - des Nutzers der Galerie. Die "archäologische Promenade" soll einmal im Tiefgeschoss des Neubaus starten und Besucher vom Neuen Museum über das Pergamon- zum Bodemuseum führen. Wegen der Verzögerung muss auch ihre Eröffnung vertagt werden.

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2 Kommentare

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  • PB
    Peter B.

    Ich habe mir dieses Ding mal angesehen: Eine übliche Lagerhallen-Architektur, die der Bevölkerung wieder mal als "Modern" verkauft wird. Die Museumsinsel ist ein UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit, und durch eine solche ekelhaft pseudo-moderne Leichenhalle wird sie entstellt und zerstört. Es ist nicht die erste absichtliche Zerstörung mit der deutsche Städte seit 1945 durch eine totalitär denkende Architektenlobby zugrundegerichtet werden.

     

    Besonders bei der TAZ vermisse ich Kritik hieran. Die Deutschen sehen bei der gewaltsamen Verhässlichung ihrer einst schönen Städte weg, und fliegen statt dessen lieber nach Paris oder Venedig, jubeln dann dort wie schön es doch sei, und vergessen dass ihre eigenen Städte vor der Zerstörung auch so aussahen. Warum macht die TAZ das nicht endlich zum Thema? Ich habe mich lange Zeit mit dem hanebüchenen verbalen Blödsinn beschäftigt, den sogenannte "Star-"Architekten von sich geben, um ihren formensprachlichen Unfug zu legitimieren. Das ist reine Scharlatanerie, die sich hinter intellektuellen Worthülsen tarnt. Besonders schlimm auch die gigantische Fehlplanung des absichtlichen Konservierens einer Ruine auf der Insel, anstatt sie zu rekonstruieren! Sorry das ist krank. Ich versuche mir grade vorzustellen man hätte Dresden als Ruinenlandschaft konserviert. Mir fällt zu diesem ganzen Unfug, den das Architektendiktat und Politikerkaste in unseren immer hässlicher werdenden Städten veranstalten, und das ganze "modern" nennen - in Wahrheit iest total unmodern - nichts mehr ein. Wo ist die TAZ, wo ist die Kritik daran? Ich finde es ein Unding dass Millionen Steuergelder ausgegeben werden für die Zerstörung der Museumsinsel durch diese Betonkisten-Leichenhalle des "Experten" Chipperfield, von der gigantischen Fehlplanung der Ruininen-Fanatiker ganz zu schweigen. Die TAZ kniet erfürchtig nieder vor den "modernen" Betonkisten, plappert das pseudo-intellektuelle Architektengesülze nach - ohne es zu verstehen - und schweigt.

     

    PS: Man müsste einmal herausfinden, wo der destruktive Herr Chippperfield, der für andere modern predigt aber für sich selber Altes bevorzugt, wohnt. Im reichverzierten Altbau? Dann wäre er ein typischer "moderner" Architekt - die wohnen nämlich selber alle im Altbau, also komischerweise ganz anders, als sie der Bevölkerung zumuten.

  • PB
    Peter B.

    Ich habe mir dieses Ding mal angesehen: Eine übliche Lagerhallen-Architektur, die der Bevölkerung wieder mal als "Modern" verkauft wird. Die Museumsinsel ist ein UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit, und durch eine solche ekelhaft pseudo-moderne Leichenhalle wird sie entstellt und zerstört. Es ist nicht die erste absichtliche Zerstörung mit der deutsche Städte seit 1945 durch eine totalitär denkende Architektenlobby zugrundegerichtet werden.

     

    Besonders bei der TAZ vermisse ich Kritik hieran. Die Deutschen sehen bei der gewaltsamen Verhässlichung ihrer einst schönen Städte weg, und fliegen statt dessen lieber nach Paris oder Venedig, jubeln dann dort wie schön es doch sei, und vergessen dass ihre eigenen Städte vor der Zerstörung auch so aussahen. Warum macht die TAZ das nicht endlich zum Thema? Ich habe mich lange Zeit mit dem hanebüchenen verbalen Blödsinn beschäftigt, den sogenannte "Star-"Architekten von sich geben, um ihren formensprachlichen Unfug zu legitimieren. Das ist reine Scharlatanerie, die sich hinter intellektuellen Worthülsen tarnt. Besonders schlimm auch die gigantische Fehlplanung des absichtlichen Konservierens einer Ruine auf der Insel, anstatt sie zu rekonstruieren! Sorry das ist krank. Ich versuche mir grade vorzustellen man hätte Dresden als Ruinenlandschaft konserviert. Mir fällt zu diesem ganzen Unfug, den das Architektendiktat und Politikerkaste in unseren immer hässlicher werdenden Städten veranstalten, und das ganze "modern" nennen - in Wahrheit iest total unmodern - nichts mehr ein. Wo ist die TAZ, wo ist die Kritik daran? Ich finde es ein Unding dass Millionen Steuergelder ausgegeben werden für die Zerstörung der Museumsinsel durch diese Betonkisten-Leichenhalle des "Experten" Chipperfield, von der gigantischen Fehlplanung der Ruininen-Fanatiker ganz zu schweigen. Die TAZ kniet erfürchtig nieder vor den "modernen" Betonkisten, plappert das pseudo-intellektuelle Architektengesülze nach - ohne es zu verstehen - und schweigt.

     

    PS: Man müsste einmal herausfinden, wo der destruktive Herr Chippperfield, der für andere modern predigt aber für sich selber Altes bevorzugt, wohnt. Im reichverzierten Altbau? Dann wäre er ein typischer "moderner" Architekt - die wohnen nämlich selber alle im Altbau, also komischerweise ganz anders, als sie der Bevölkerung zumuten.