: Bausenator will schmalen Tunnel
■ Nur noch zwei statt vier Spuren im Hemelinger Tunnel?
Bausenator Bernt Schulte (CDU) will den Hemelinger Tunnel anstatt vier- nur noch zweispurig bauen. „Das ist kein Aprilscherz“, versicherte sein Staatsrat Joachim Baltes gestern, als er die neusten Planungen zum Bau des Hemelinger Tunnels vorstellte. Statt 13,5 Meter soll der Tunnel nur noch 9,50 Meter breit sein – auf die beiden Standspuren soll verzichtet werden. 20 Millionen Mark will das Bauressort auf diese Weise sparen. 350 Millionen Mark soll der Hemelinger Tunnel kosten. Statt zehn Gebäude müßten nur noch acht Häuser der Trasse weichen. Noch im April will Baltes die Senatsvorlage für die Absegnung der neuen Pläne schreiben. Spätestens Anfang 1999 soll mit dem Bau des Tunnels begonnen werden.
Die Pläne für die schmalere Version wurden von der Gesellschaft für Projektmanagement im Verkehrswegebau erarbeitet. Auf die Standspuren könne man getrost verzichten, versicherte Dietmar Pompe, technischer Geschäftsführer der Gewoba-Tochter. Maximal alle zwei Monate würde ein Wagen im Tunnel liegenbleiben. Ein vierspuriger Tunnel wäre zudem „überdimensioniert“. Von 56 vergleichbaren Stadttunneln in Deutschland wären 53 zweispurig. Durch einen vierspuriger Tunnel könnten etwa 75.000 Wagen pro Tag fahren. Ein zweispuriger Tunnel würde im Schnitt etwa 30.000 Autos pro Tag fassen. Der Tunnel wäre damit für 24.000 Fahrzeuge, mit denen das Bauressort in Hemelingen pro Tag rechnet, groß genug.
Das ist für das Ressort auch das Hauptargument für die Zweispurigkeit: „Es geht uns nicht um die 20 Millionen“, betont Hartmut Spiesecke, Sprecher des Bauressorts. Daß eventuelle Klagen vor Gericht gegen die neuen Tunnel-Pläne weniger Chancen hätten, sei viel wichtiger. Im bevorstehenden Planfeststellungsverfahren müßten Verkehrsaufkommen, Umweltauswirkungen und die Zugriffe auf das Eigentum Dritter gegeneinander abgewogen werden. Der zweispurige Tunnel erfülle diese Kriterien besser als eine vierspurige Variante, so Spiesecke. Eventuelle Klagen gegen die vierspurige Variante würden das Planungsverfahren unnötig verzögern.
Diese Vorteile seien „an den Haaren herbeigezogen“tat Lutz Peper (AfB) die Pläne gestern als „Aprilscherz“des Bauressorts ab. „Schon der kleinste Vorfall“würde in einem zweispurigen Tunnel „zum Stau führen.“Dazu stünden die angeblichen Vorteile in keinem Verhältnis. Auch SPD-Fraktionschef Christian Weber äußerte sich skeptisch. Die Pläne würden die „drückende Finanznot“des Bauressorts offenbaren. Anstatt sich auf immer neue Planspiele zu konzentrieren, solle die CDU das Großprojekt endlich in Angriff nehmen. kes
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