Bauern müssen auf Gen-Soja verzichten: Landliebe ist ... ohne Gentechnik
Campina, eine der größten Molkereien Europas, kennzeichnet ihre Marke Landliebe mit dem Stempel "Ohne Gentechnik". Die Lieferanten werden künftig auf Soja als Tierfutter verzichten.
Der Satz ist keine gute Werbung : "Gentechnik ist, wenn es Landliebe ist!" Auch nicht viel besser: "Von Landliebe gibts LüGen-Milch". Seit langem protestiert die Umweltorganisation Greenpeace mit diesen Sprüchen gegen die Marke, die selbst mit traditioneller Milchmagd und grüner Wiese Reklame macht. Der Vorwurf: Kühe, die Landliebe-Milch liefern, fressen Gensoja. Das soll sich nun ändern. Ab Oktober prangt auf der Milchpackung der Stempel "Ohne Gentechnik", später auch auf Joghurt und Desserts. Das teilte Landliebe am gestrigen Donnerstag mit.
Die Marke gehört zum niederländischen Konzern Campina und damit zu einer der größten Molkereien Europas. Auch die kleine hessische Upländer Bauernmolkerei und die bayerische Andechser Molkerei werben schon mit dem Ohne-Gentechnik-Etikett. Die großen Konzerne schreckten bislang vor der Kennzeichnung aber immer zurück. Ihre Sorge: Verbraucher verschmähen dann die anderen Artikel im Regal. Der Aufkleber suggeriere, dass alle anderen Lebensmittel Genspuren enthalten, argumentierte etwa der Discounter Aldi.
Die Kennzeichnung ist tatsächlich freiwillig - und vor allem gedacht für Butter, Eier, Joghurt, Käse, Milch, Quark oder Fleisch. Das hängt mit einer Spezialität des EU-Rechts zur Gentechnik zusammen. Demnach müssen zwar Schokoriegel oder Pizzen, in denen Gentechnik steckt, gekennzeichnet werden. Bauern müssen aber nicht angeben, ob sie in den Futtertrog von Hühnern, Schweinen und Kühen Gensoja schütten. Verbraucher erfahren also nicht unbedingt, was an die Tiere verfüttert wird.
Klar ist: 80 Prozent aller weltweit geernteten Genpflanzen landen in Futter. Und rund 70 Prozent der Deutschen geben in Umfragen an, dass sie dies ablehnen. Ihnen ist Gensoja oder Genmais unbehaglich. Beides lässt sich in den Waren zwar nicht direkt nachweisen. Viele fürchten aber ökologische Folgen der Pflanzen auf dem Acker: Für Soja, das vor allem in Brasilien angebaut wird, holzen Produzenten Regenwald ab. Genmais, der ein Insektengift produziert, gilt als Gefahr für Schmetterlinge. Das Label Ohne Gentechnik gibt es schon seit Mai diesen Jahres. Die große Koalition einigte sich nach langem Hin und Her auf diese Richtlinie.
Die rund 700 Bauern, die Landliebe jedes Jahr mit 230 Millionen Litern Milch beliefern, dürfen nun keine Genpflanzen mehr an ihre Kühe verfüttern. Auf Soja müssen sie ganz verzichten und dafür etwa auf Raps und Lupinen aus Europa umsteigen. Jedes Jahr könne nun auf den Anbau von etwa 9.200 Tonnen Sojabohnen verzichtet werden, meint der Greenpeace-Experte Alexander Hissting - "Dies entspricht einer Ackerfläche in der Größe von 4.600 Fußballfeldern." Campina legt den Verzicht per Vertrag fest. Geschäftsführer Norbert Reuss: "Damit heben wir uns von unseren Mitbewerbern ab." Er meint damit Müller-Milch, Weihenstephan oder Bärenmarke, die keine Ohne-Gentechnik-Garantie geben. Greenpeace plant für Samstag neue Proteste gegen diese Hersteller.
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