Bauern kämpfen für Kartoffeln: "Linda ist eine dankbare Frucht"
Bauer Ellenberg glaubt, dass das Bundessortenamt die Zulassung der Kartoffelsorte Linda absichtlich verzögert. Dabei sei sie eine gute Sorte, vor allem im Ökobereich.
taz: Herr Ellenberg, es gibt doch wahrlich genug Kartoffeln. Warum haben Sie und Ihre Mitstreiter sich so an Linda festgebissen?
Karsten Ellenberg: Zum einen, weil sie für uns eine gute Sorte ist, gerade im Ökoanbau. Sie braucht weniger Düngemittel und kommt ohne Spritzmittel aus. Auch die Verbraucher wollen sie. Zum anderen geht es uns ums Prinzip: Konzerne dürfen nicht bestimmen, was wir anbauen und essen dürfen.
Jetzt haben Sie eine Pressemitteilung herausgegeben, Überschrift: "Linda lebt". Schön - aber was ist eigentlich die Nachricht?
Wir versuchen weiter, die Zulassung zu bekommen, dass Linda wieder als Pflanzgut erhältlich ist. Jetzt haben wir die Nachricht erhalten, dass das zuständige Bundessortenamt in Hannover noch ein weiteres Jahr prüfen will.
Warum?
Im Prüffeld des Amtes waren 14 von 66 Lindapflanzen erkrankt. Dies entspricht nicht den Vorschriften, wurde uns gesagt. Da ist irgend etwas falsch gelaufen, denn unser Pflanzgutmaterial war nachweislich von einwandfreier Qualität. Das Bundessortenamt muss sich die Frage gefallen lassen, ob es vernünftig gearbeitet hat. Das sieht nach einer Verzögerungstaktik aus, Linda soll in Vergessenheit geraten. Aber Linda lebt.
Wie geht es jetzt weiter?
Da sind wir geduldig, da müssen wir mitspielen. Parallel haben wir Zulassungsanträge in Großbritannien und Tschechien gestellt, aber auch von dort sind in den nächsten Monaten noch keine Bescheide zu erwarten.
Kann ich Linda momentan im Handel kaufen?
Es sind noch viele Linda im Handel erhältlich, besonders auf Wochenmärkten. Linda ist zurzeit nicht als neue Pflanzkartoffel zugelassen, als Speisekartoffel darf sie aber verkauft werden. Sie wird auch weiter angebaut. Noch können die Bauern aus der eigenen Ernte einen Teil wieder auspflanzen.
Wozu ist dann die Zulassung des Bundessortenamtes überhaupt noch nötig?
Weil das Pflanzgut der Bauern altert und Abbauerscheinungen zeigt. Die Kartoffeln sind dann nicht krank - sie haben aber nicht mehr die Leistung. Irgendwann hat der Landwirt nur noch den halben Ertrag, und dann rechnet es sich nicht mehr.
Das Internationale Jahr der Kartoffel geht damit für Sie unbefriedigend zu Ende?
Es gibt Hoffnung. Wir haben Freunde in einigen europäischen Ländern, die Linda anbauen. Sie kann mit wenig Aufwand gut geerntet werden. Linda ist eine dankbare Frucht.
INTERVIEW: HENDRIK HEINZE
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