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Archiv-Artikel

Battle um die Krone des Lausbuben- Pranksters: „Uusi Fantasia“ und „Jeans Team“ in der Weltbühne Die Schwanenreiter gegen die Unterhosen-Hüte

Wenn Uusi Fantasia gegen Jeans Team antreten, kommen die süßen Jungs. Ein niedlicher Battle wird das: Beide Namen stehen für unschuldiges Prankstertum. Seinerzeit eingeführt, als Tom Woolfe im Roman Kool Aide Acid Test über Ken Keseys umherziehende Drogenbande „Merry Pranksters“ schrieb, hat der Prank als in Sinnlücken stoßendes, gute Fragen stellendes Phänomen mittlerweile ziemlich verloren.

Doch das Jeans Team und Uusi Fantasia finden den Prank in seiner ursprünglichen Bedeutung: in der Kostümierung, im kompletten Erfinden von Band-Identitäten, extrem informiert von der Weltgeschichte. Der Prank ist ihnen ein Lausbubenstreich. Das beste Pressebild des Jeans Team aus Berlin zeigt sie als Schwanenreiter. Da hätte der Bayern-König Ludwig II. seine Freude dran gehabt: Nicht etwa mit Bötchen in Schwanen-Form gleiten die Vier darauf über den Teich, sie sind auf echte, lebendige Schwäne montiert. Hinter der erwarteten kulturhistorischen Schwere kommt dann aber... nix. Das ist der Scherz. Wenn Jeans Team posen, dann nur, weil es Spaß macht. Um catchy Songs zu schreiben, brauchen sie keinen Nietzsche: „Mich wirst Du so leicht nicht vergessen, Baby“ und „Ich singe keine Melodien, ich singe eins, zwei, drei, vier!“ lauten die Punchlines ihrer bis dato größten Hits.

Dass sie meist einfach mit ihren Vornamen Reimo, Franz, Henning und Gunther in der Öffentlichkeit auftreten, verstärkt nur den Eindruck, wonach sie ganz schön neben den normalen Dingen stehen. So gehen Jeans Team, die ihren Namen von einer Neon-Aufschrift im Bezirk Wedding entlehnt haben, denn auch mit den Gepflogenheiten der Neuen Deutschen Welle um. Sie nehmen den einfach zu programmierenden Beat und die simple Synthie-Sequenz, reichern all das aber noch an mit einer tiefgründigen Easy-Psychedelia. In nächster Zeit wird diese Namen tragen wie Berlin am Meer, das ist ihre neue Single, die im Oktober erscheint; und schließlich Musik von Oben – Titel des neuen Albums, das im Januar rauskommen soll.

Auch Uusi Fantasia („Neue Fantasie“) aus Helsinki bilden eine niedliche Jungen-Bande. Im vergangenen Jahr luden sie ungefähr zehn Musiker ihres Alters ein, gemeinsam mit ihnen anlässlich Koneisto, des größten Festivals für elektronische Musik in Skandinavien, auf die Bühne zu gehen. Sie zogen sich schwarze Hosen an und weiße Hemden, und sie klebten sich enorme Bärte an. So gewandet zogen sie eine riesige Show ab aus HipHop-Beats, elektronischen Fitzelchen, viel Perkussion und zum Schluss einer gesampelten Monster Metal-Gitarre.

Mittlerweile ist ihr Album Top Ten erschienen, und Uusi Fantasia sind, den Gesetzen des Kommerzes folgend, zu einem neuen Outfit übergegangen. Was dem Jeans Team die Schwäne, ist ihnen der Original Bad Guy-Look: Goldkettchen um den Hals, die Unterhose auf dem Kopf. Wer gewinnt, kriegt Hanuta und eine Kanne Milch. Christoph Braun

Donnerstag, 21 Uhr, Weltbühne