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BasketballZum Wohlfühlen auf die Balearen

Das deutsche Basketball-Nationalteam bereitet sich auf Mallorca auf die EM vor - noch ohne Dirk Nowitzki, aber mit großen Hoffnungen.

Sven Schultze: Auf Mallorca hoffentlich entspannter Bild: dpa

MALLORCA taz Nein, mit dem Titel rechnet niemand. Nicht einmal die Journalisten trauten sich zu fragen, ob er denn möglich sei, der große Wurf für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft bei der am 3. September beginnenden Europameisterschaft in Spanien. Wolfgang Brenscheidt antwortete trotzdem. "Wir wollen das Ergebnis von Belgrad wiederholen", meinte der Sportdirektor des Deutschen Basketball Bundes (DBB) und löste Irritationen aus. Fortan versuchten die Berichterstatter Brenscheidts Worte einzuordnen. Sicher, 2005 war das DBB-Team sensationell Vize-Europameister geworden. Doch ein Jahr später, bei der WM, reichte es lediglich für Rang acht. Und nun also wieder Edelmetall? Ausgerechnet beim bedeutendsten Turnier der letzten vier Jahre? Denn bei der EM entscheidet sich, welche zwei Europäer gemeinsam mit Weltmeister Spanien 2008 an den Olympischen Spielen teilnehmen dürfen. "Doch", sagt Bundestrainer Dirk Bauermann. "Es muss unser Ziel sein, die Sensation von Belgrad zu wiederholen." Mit einer kleinen Pause räumt er dann ein: "Wenngleich die realistischen Chancen eher klein sind."

Um seine Chancen zu vergrößern, hat der Verband zum Auftakt des Trainingslagers auf Mallorca eine "Wohlfühlatmosphäre" (Bauermann) geschaffen. Mit 15 Spielern reiste der DDB-Tross ins Lindner Golf und Wellness Resort in Portals Nous. Das Luxushotel unweit der Hauptstadt Palma soll den Spielern die Vorbereitungsphase versüßen. Zweimal am Tag bittet Bauermann seine Spieler in eine heruntergekommene Halle und zwischen einer Armada von Standventilatoren aus Parkett.

Um seiner Mannschaft Sicherheit zu geben, beschränkt sich Bauermann auf klare Kommandos: "Spielt langsam", sagt er. Oder: "Erst schauen, dann passen." In der Hotel-Lobby hat er das Motto platziert: "Youll never hit a shot, you dont take." Wer nicht wirft, der trifft auch nicht. Sven Schultze hat da noch Verständnisprobleme. Als der 29-Jährige im Training einen offenen Wurf verweigert, springt Bauermann aufs Feld und schreit: "Sven! Wirf! Ich treffe vielleicht einen von 20 Versuchen, also werfe ich nicht. Aber du bist besser. Also wirf."

Zum einen will der Bundestrainer eine Stimmung kreieren, "in der das Glas immer halb voll ist". Zum anderen weiß er, dass bei der Rückkehr auf die Ferieninsel alles anders sein wird. Beim Eröffnungsspiel in Palma de Mallorca gegen Tschechien wird nämlich auch Dirk Nowitzki dabei sein. Der Mann von den Dallas Mavericks ist bekanntermaßen nicht nur der beste deutsche Spieler, sondern auch der Grund, warum für seine Kollegen meist wenig übrig bleibt. Also feuern, solange es noch geht.

Den Auftakt des Trainingslagers hat der 29-jährige NBA-Star verpasst. Die Versicherung, die der DBB jährlich auf Drängen von Mavericks-Besitzer Mark Cuban abschließen muss, ist noch nicht gültig. Erst Mitte der Woche hatte Wolfgang Brenscheidt die fälligen 200.000 Dollar überwiesen. Läuft alles glatt, könnte Nowitzki am 10. August zum ersten Testspiel in Wien zur Mannschaft stoßen. Sicher ist, dass er eine Woche später in Hamburg gegen China auflaufen wird.

Nach dem überraschenden Ausscheiden in der ersten Play-off-Runde gegen den Außenseiter Golden State war Nowitzki fünf Wochen durch Australien gereist. "Die Tatsache, dass Dirk Zeit hatte sich zu regenerieren, ist eine gute Voraussetzung für eine starke Leistung", hofft Bundestrainer Bauermann. Und dass es Nowitzki mit der Erfüllung seines Traumes, nämlich der Olympia-Qualifikation, ernst ist, hatte er schon vor seinem Urlaub versichert. Die EM in Spanien ist ihm "sehr, sehr wichtig", hat er gesagt. Dirk Bauermann kann das nur recht sein. Denn der Bundestrainer hat festgestellt, dass es gerade im Ausland viele Teams gäbe, "die vor uns gesehen werden". Vielleicht war das der Grund, warum Sportdirektor Brenscheidt nicht gefragt wurde, warum er eigentlich nicht Europameister werden will.

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