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BasketballRiesen vor der Krise

Dirk Nowitzki spielt nicht mehr lange für Deutschland. Der Nachwuchs soll die Lücke schließen. Doch der ist rar.

Ballverliebter Korbjäger: Dirk Nowitzki, Altvorderer im DBB-Team Bild: dpa

BERLIN taz Das Spiel gegen die Türkei ist für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft ein erster Härtetest. Es geht bei dieser Europameisterschaft in Spanien nicht nur um Meriten auf dem Alten Kontinent, sondern auch um einen Startplatz bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Dafür müssten die Deutschen Zweite werden. Dirk Nowitzki steht dabei unter besonderer Beobachtung. Der 29-Jährige, vergangene Saison zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt, hat erklärt, nach Olympia 2008 erst einmal nicht mehr für das Nationalteam spielen zu wollen. Auch andere Stützen des Teams könnten in einem Jahr schon nicht mehr an Bord sein.

"Man muss für die Zeit nach Olympia mit einem Umbruch rechnen - wenn denn die Qualifikation geschafft wird. Wenn nicht, könnte sich das Team noch früher verändern", so Uwe Albersmeyer, Jugendsekretär beim Deutschen Basketball-Bund (DBB). Er ist zuversichtlich: "Natürlich ist gerade Dirk Nowitzki ein Ausnahmespieler, den man nicht ersetzen kann. Trotzdem bin ich guter Dinge, dass wir auch in der Zeit danach bestehen können." Schaut man sich jedoch die Ergebnisse der Jugendmannschaften an, dürfte zumindest der geneigte Fan mit der Stirn runzeln: Die U18 belegte kürzlich bei der EM Platz neun, die zweitklassige U16 bei ihrer B-EM gar nur den zehnten Platz. "Wir sind körperlich nicht so weit wie andere europäische Länder", so Kay Blümel, Trainer der U18. Auch Rainer Blümel blickt ins europäische Ausland: "In Frankreich wird allein ein Basketball-Elite-Internat in Paris mit einer Million Euro pro Jahr unterstützt. Wir haben gerade die Hälfte davon - und das für den gesamten Jugendbereich." Er schwärmt: "Im Baltikum hat Basketball einen ganz anderen Stellenwert. Hier muss gegen Konkurrenz wie Handball oder Volleyball gekämpft werden, vom Fußball will ich gar nicht reden." Hinzu kommt das System 16 einzelner Verbände in den Bundesländern, die eine Koordination fast unmöglich machen.

Immerhin habe die Einführung der Basketball-Bundesliga (NBBL) einiges bewirkt. In der NBBL haben junge Spieler die Möglichkeit, Spielpraxis unter Wettbewerbsbedingungen zu bekommen - also das, was ihnen in den Klubs der Basketball-Bundesliga (BBL) meist fehlt. Blümel sieht das Problem im Druck auf die Trainer: "Man riskiert sehr viel, wenn man einen jungen Spieler ins kalte Wasser wirft. Allein aus Selbsterhaltungstrieb will so ein Wagnis heute kaum ein Coach eingehen." Dann fiel auch noch die Ausländerbeschränkung in der BBL. Seitdem verpflichten die Klubs verstärkt günstig fertig ausgebildete Spieler aus den USA.

Blümel sieht Aufholbedarf vor allem im Bereich der Professionalität: "In Deutschland haben wir ungefähr 50 hauptamtliche Basketballtrainer, davon beschäftigen sich 35 mit Jugendarbeit. In anderen europäischen Ländern sind diese Zahlen viel höher", so der langjährige Jugendtrainer, der auch den Mangel an TV-Präsenz seiner Sportart bemängelt. Spiele der BBL etwa sind nur im Pay-TV zu sehen. "Natürlich wäre es wünschenswert, mehr von unserem Sport im Free-TV zu sehen." Blümel ist sich sicher: "Das Interesse bei Jugendlichen ist vorhanden." Er weiß aber auch: Es ist noch viel zu tun im deutschen Basketball. Ob der Umbruch nach oder schon vor Peking angegangen werden muss - die EM wird es zeigen.

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